Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
hatte schon vor seiner Flucht nach Südafrika gewusst, dass zwischen ihm und der Kreolin keine Liebe war. Im Grunde hätte man die Affäre ohne jedes emotionale Problem beenden können, wenn sich nur Juliet nicht in die Idee verrannt hätte, Patrick gegen Kevin austauschen zu können wie ein Paar Schuhe! Und Kevin verfiel ihren Machenschaften immer wieder. Aber jetzt, so schwor er sich, würde das nicht mehr passieren. Seit Roberta die beiden ertappt hatte, ging er Juliet gezielt aus dem Weg, und nun war Patrick ja auch wieder mit ihr abgereist. Das nächste Wiedersehen würde auf Elizabeth Station stattfinden. Matariki sollte ein Familienfestwerden. Lizzie wünschte sich, ihre drei Kinder endlich mal wieder alle im Haus zu haben, auch wenn die Farm dabei aus allen Nähten platzte. Ganz sicher würde sich da keine Möglichkeit bieten, mit Juliet allein zu sein – zumindest nicht länger als ein paar Minuten. Nicht länger, als um ihr zu sagen, dass es endgültig aus war.
Kevin grübelte darüber nach, während er seinen Wagen nach Lawrence lenkte. Er saß auf dem Bock, Matariki und Doortje plauderten hinten miteinander und schäkerten mit Abe. Matariki liebte den Kleinen, sein Anblick rief Erinnerungen an die Zeit wach, als Atamarie noch klein gewesen war. An Colin Coltrane dachte sie nicht, mit dieser Geschichte war sie längst fertig. Und für Doortje war es ein Segen, dass sie Coltrane nie gesehen hatte, bevor sein Gesicht entstellt worden war. Das galt auch für Kevin und erst recht für Patrick. Während Matarikis kurzer Affäre mit Coltrane waren beide fast noch Kinder gewesen und hatten ein Internat in Dunedin besucht. Den Freund ihrer Schwester hatten sie nur ein- oder zweimal gesehen und kaum beachtet.
Doortje jedenfalls schien das Trauma, das Abrahams Zeugung bei ihr ausgelöst hatte, überwunden zu haben und es dem Kind nicht nachzutragen. Sie war eine gute Mutter oder zumindest das, was ihr Volk darunter verstand. Matariki versuchte eben, ihre eisernen Erziehungsprinzipien ein wenig aufzuweichen.
»Ach komm, er wird doch kein Feigling, nur weil du ihn in den Arm nimmst und tröstest, wenn er weint! Maori-Kinder werden ständig liebkost und herumgetragen, keiner schlägt sie oder macht ihnen Angst, sie gehören dem ganzen Dorf, egal, wer ihr Vater und ihre Mutter ist. Und trotzdem werden die Jungen tapfere Krieger und die Mädchen starke Frauen. Weißt du, dass es weibliche Häuptlinge gibt? Und früher gab es noch mehr. Die Engländer hatten da einen schlechten Einfluss, sienahmen die weiblichen ariki einfach nicht ernst. Also wurden keine mehr gewählt, Maori-Stämme denken praktisch. Aber ich kann dir heute noch Kriegskeulen und andere Waffen zeigen, die für unsere Frauen gemacht wurden. Wir können genauso kämpfen wie dein Volk, obwohl wir unsere Kinder verwöhnen.«
Matariki ließ Abe auf ihrem Schoss herumhopsen und wiegte ihn in ihren Armen, als er dann schläfrig wurde.
Kevin lächelte über die Bemühungen seiner Schwester, die langsam auf fruchtbaren Boden fielen. Doortje hatte kein Wort dagegen gesagt, das in ihren Augen heidnische Fest der Sterne im Dorf der Ngai Tahu zu feiern. Im Gegenteil, sie schien gespannt darauf. Und auch mit Lizzie hatte sie sich beim letzten Familientreffen gut verstanden. Wenn sie jetzt Haikina und die anderen Ngai Tahu nicht wieder vor den Kopf stieß, bekam sie sicher eine zweite Chance auf Elizabeth Station.
Kevin war fest entschlossen, das nicht kaputt zu machen. Er würde seine Beziehung zu Juliet beenden und dann auch bald mit Doortje über die Sache mit Coltrane sprechen. Er ertappte sich dabei, ein fröhliches Lied zu pfeifen, als Silver die Steigung zwischen Lawrence und Elizabeth Station mit gewohntem Schwung in Angriff nahm. Alles sah gut aus, er würde sein Leben endlich in Ordnung bringen.
Matariki fiel ein Stein vom Herzen, als Atamarie nach Elizabeth Station zurückkehrte. Sie hatte nach ihrer überstürzten Abreise aus Dunedin mit Roberta und Rawiri gesprochen und deren ärgste Befürchtungen geteilt: ein weiterer Versuch mit Richard Pearse, weitere Enttäuschungen, weitere Tränen und Zweifel. Aber nun schien ihre Tochter zur Vernunft gekommen zu sein. Atamarie begrüßte sie gut gelaunt, freute sich auf das Fest und fragte nach Rawiri. Matariki konnte jetzt nur hoffen, dass dieser es sich nicht endgültig anders überlegt hatteund nach Parihaka zurückkehrte, statt das Fest wie geplant in Otago zu begehen.
Nun bezog sie erst mal ihr
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