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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gefühle eines anderen derart teilen kann … Atamarie …«
    Atamarie hob sich auf die Zehenspitzen und erwiderte die Liebkosung. Sie war mutiger als er und küsste seine Lippen.
    »Eines Tages«, flüsterte sie, »werden wir gemeinsam fliegen …«
    Sie tanzte nur so durch den Garten und dann durch das Haus ihrer Eltern, als sie sich schließlich trennten.
    »Er liebt mich!«, sang sie und umarmte ihre Mutter, als sie Matarikis ansichtig wurde. »Oh, Mommy, er liebt mich! Wir sind füreinander bestimmt. Er ist der einzige Mann, mit dem ich so viel gemeinsam habe!«
    Rawiri, der junge Drachenkonstrukteur, dachte nicht mehr an die Niederlage, die er an diesem Tag erlitten hatte. Gut, die Götter hatten seine Kunst auch diesmal nicht zu schätzen gewusst, sie hatten seinem Flug ihren Segen versagt. Wahrscheinlich hatte er nicht die richtigen Töne getroffen, als er gesungen hatte, um den Wind zu beschwören wie damals der Gott Tawhaki, der den Menschen mithilfe eines manu aute das Wissen brachte. Und vielleicht hatten auch die Leute aus Christchurch Recht – dieser pakeha mit den braunen Locken und das seltsame Mädchen, das Maori war, aber andererseits auch nicht. Es war gut möglich, dass die Götter die Form seines Drachens ablehnten, er würde da etwas anderes versuchen müssen.
    Und vielleicht steckte auch noch mehr dahinter – vielleicht genügten karakia nicht, vielleicht brauchte man mehr von jenem Wissen, das Tawhaki den Menschen offenbart hatte. Die pakeha schienen manchmal einfach besseren Gebrauch von diesem Geschenk zu machen – Rawiri schwirrte immer nochder Kopf, wenn er an Richards Vorträge über Auftrieb und Thermische Ablösung, Anstellwinkel und energetische Starthilfe dachte. Er hatte nicht gewagt, nachzufragen, jedenfalls nicht bei diesem pakeha , dem er sein Leben verdankte. Aber vielleicht würde er am kommenden Morgen das Mädchen fragen. Dieses wunderschöne Mädchen mit seinem hellen Haar, das ihm wie ein Gruß aus dem Paradies erschienen war, in dem Moment, in dem er von den Toten auferstand. Atamarie – Sonnenaufgang. Sie hatte als Kind schon dieses Leuchten in den Augen gehabt, wenn sie vom Fliegen sprach. Damals war es ihm kaum aufgefallen, aber jetzt … die Götter mochten seinem Flug heute den Segen versagt haben, aber sie hatten ihm Atamarie geschickt.
    Ein Mädchen, das er lieben konnte. Ein Mädchen, das seine Träume teilte. Rawiri wandte das Gesicht den Sternen zu und dankte den Göttern für Atamarie.
    Irgendwann würden sie gemeinsam fliegen.

STARKE FRAUEN
    Afrika
East London, Wepener
    Neuseeland
Dunedin, Lawrence
    1900 – 1901

KAPITEL 1
    Während sein Bruder in Neuseeland die Hochzeit mit Juliet LaBree plante, verschiffte man Kevin Drury mit dem nächsten neuseeländischen Truppenkontingent zunächst nach Albany im Westen Australiens. Der Ort lag an der Großen Australischen Bucht und beherbergte früher eine berüchtigte Sträflingskolonie. Kevin fand das interessant, hatte er doch noch die Erzählungen seiner Eltern im Ohr, die ihr Leben außerhalb Europas schließlich auch als Sträflinge in Australien begonnen hatten. Lizzie und Michael hatte es allerdings nach Van-Diemens-Land verschlagen, eine Insel vor Australien, und ihre Schilderungen der Haftbedingungen differierten. Während Michael sie als äußerst hart empfunden hatte, war Lizzie eigentlich ganz zufrieden gewesen – sie war nur geflüchtet, weil ihr Arbeitgeber ihr nachstellte. Beim Anblick von Albanys einladender Küste, den Stränden und bewaldeten Hängen war Kevin fast geneigt, seiner Mutter Recht zu geben. So schrecklich konnte es hier nicht gewesen sein, zumal auch das Klima angenehm schien. Albanys weiße Häuser und die majestätische Princess-Royal-Festung lagen im hellen Sonnenschein. In dem gepflegten Naturhafen lagen bereits verschiedene Truppentransporter vor Anker, auch die Australier schickten weitere Truppen nach Südafrika.
    Kevins Einheit blieb lediglich kurze Zeit in Albany, die Besatzung ergänzte nur die Vorräte und führte kleinere Reparaturen am Schiff durch. Kevin, der sich etwas mit dem mitreisenden Tierarzt Vincent Taylor angefreundet hatte, fand gerade Zeit für einen Streifzug durch den Ort zwecks Auffüllens der Whiskeyvorräte – und eine kleine naturkundliche Exkursion ins Inland, von der Vincent nicht abzubringen war. Ihn faszinierte die Tierwelt Australiens, während Kevin zumindest den Schlangen, Spinnen und Stechinsekten wenig abgewinnen konnte. Im Grunde

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