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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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dem Felsvorsprung platzierte. »Herrgott, Porter, der Mann ist am Ertrinken!«, schrie sie. »Und Richard kann sich alle Knochen brechen, wenn er hier an den Felsen geschleudert wird. Also hauen Sie jetzt diesen verdammten Haken in den Fels, und dann spannen Sie ein Seil!«
    Während Porter murrend arbeitete, schlang sich Atamarie das zweite Seil um die Hüfte. Es wäre besser gewesen, auch für die entscheidende Hilfestellung einen Mann anzustellen, Porter hatte viel mehr Kraft als sie. Aber sie konnte nicht riskieren,dass dieser eingebildete Dummkopf den Verletzten womöglich losließ! Also band sie das Ende des Seiles an dem Tau fest, das jetzt sicher zwischen den Felsen gespannt war. Es würde sie aufrecht im Meer halten, ein paar Yards vom felsigen Ufer entfernt. Schließlich befestigte Atamarie noch eine weitere Schlaufe für Richard, bevor sie ins Wasser glitt. Die Wellen zerrten an ihrem Rock, bereit, sie gegen das Ufer zu schleudern, aber das Seil hielt sie in sicherer Position.
    Und Richard verstand auch sofort, was sie vorhatte. Er hielt den Bewusstlosen mit einem Arm fest, mit der anderen Hand fasste er behände nach der Schlinge und klammerte sich daran. Atamarie griff mit beiden Armen nach dem Verletzten – einem Maori-Jungen mit langem schwarzem Haar. Sie hielt ihn fest an sich gedrückt, bestimmt konnte sie ihn sichern, bis die Männer ihr halfen. Und nun hangelte sich tatsächlich auch Porter am Seil entlang und half Richard, sich hochzuziehen.
    Richard atmete schwer, als er auf den Felsen fiel, aber er gönnte sich keine Pause. Stattdessen seilte er sich sofort ebenfalls an und glitt neben Atamarie wieder ins Wasser – während Porter argumentierte, man könnte das Mädchen und den Verletzten doch gleichzeitig hochziehen.
    »Unmöglich«, keuchte Richard. Er war völlig außer Atem und am Ende seiner Kräfte. »Mensch, Porter, noch nie was von Auftrieb gehört? Archimedisches Prinzip! Atamarie kann den Mann im Wasser aufrecht halten, aber wenn du sie zusammen rausziehst, ist er zu schwer für sie. Zumal so nass, wie er ist, der glitscht ihr doch aus den Händen. Ich nehme ihn jetzt, und du hilfst dem Mädchen raus. Dann holt ihr beide uns.«
    Ein paar anstrengende Minuten später lagen Richard und der Drachenflieger auf einem Felsen, Richard hustend und Wasser spuckend, der Junge bewegungslos.
    »Ich sag’s doch, er ist tot«, meinte Porter.
    Atamarie war nah daran, ihn zu ohrfeigen. Dann drehtesie den Maori-Jungen auf den Bauch und versuchte, ihm das Wasser aus den Lungen zu pumpen. Und tatsächlich begann er trotz ihrer eher ungeschickten Bewegungen zu würgen und Wasser zu spucken.
    »Na also, wird doch!«, meinte Atamarie. »Maori sind ein Seefahrervolk, so schnell sind wir nicht umzubringen.«
    »Na, viel hat da aber nicht mehr gefehlt«, brummte Richard. »Schütteln wir ihn noch ein bisschen, vielleicht kommt er dann zu sich. Ich denke, ihm fehlt sonst nichts, aber er kann sich natürlich irgendwo den Kopf gestoßen haben …«
    Tatsächlich öffnete der Junge jetzt die Augen. Verwirrt blickte er in Atamaries von der Anstrengung gerötetes, aber vor Stolz strahlendes Gesicht und auf ihr nasses blondes Haar.
    »Ha… Hawaiki?«, fragte er schwach.
    Atamarie verdrehte die Augen. »Also, so einfach geht das nicht«, meinte sie dann. »Wenn ich meine Mutter da richtig verstanden hab, musst du zuerst ans Cape Reinga und dann ein Seil knüpfen und an diesem Pohutukawa-Baum befestigen, dich abseilen und … Oder nimmst du gleich wieder einen manu? Als Geist mag das gehen, da wiegt man ja nichts …«
    Der junge Mann schien nicht recht zu wissen, ob er über Atamaries Spötterei lächeln oder Empörung über die Schmähung seines Glaubens äußern sollte.
    »Er wollte nach Hawaii fliegen?«, fragte Porter. »Das nenne ich optimistisch! Bis Hawaii sind es doch Hunderte von Meilen. Lilienthal war schon ganz stolz, wenn er hundert Fuß schaffte.«
    »Lilienthal flog fast tausend Fuß«, korrigierte Richard. »Durchaus auch mit so einem Gleiter. Aber mit gewölbten Tragflächen. Der Auftrieb ist dann …«
    Der Maori-Junge lauschte verständnislos, Porter gänzlich desinteressiert.
    »Hawaiki«, korrigierte Atamarie. Für sie war die Theorie der Lilienthal’schen Fluggeräte nichts Neues. »Das ist für Maoriso was wie das Paradies. Aber es ist ganz schön aufwendig für die Seelen der Verstorbenen, sich dahin durchzuschlagen. Sie müssen erst bis in den Norden wandern, sich dann in einen

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