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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Lord Roberts und dessen Adjutanten Kitchener abgelöst werden.
    »Dann haben wir ja auch gar keine Zelte«, bemerkte Kevin. »Wo sollen wir behandeln, unter freiem Himmel?«
    »Wir haben ein Zelt«, antwortete Barrister. »Das habe ich der Küchenbesatzung abgeluchst. Aber es reicht natürlich nicht, allenfalls für die Erstversorgung. Ansonsten requirieren wir eine Farm.«
    »Wir machen was, Sir?«, erkundigte sich Dr. Tracy, ein australischer Kollege.
    Barrister lachte. »Auch neu im Krieg, was? Also, hören Sie zu. Das Requirieren des Eigentums geschlagener Gegner ist bei feindlichen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Nationen eine gängige Praxis. Man geht einfach hin und nimmt sich, was man braucht. Im Falle unserer Farm ist das auch gar nicht so schlimm, die Leute kriegen ihr Haus ja wieder. Also machen wir uns auf den Weg und suchen uns das nächstgelegene Anwesen. Ich gehe davon aus, dass jeder von Ihnen schon mal geschossen hat.«
    Die Ärzte – Kevin, ein vierschrötiger Schotte namens McAllister und der eher feingeistig wirkende Australier – schauten ihn beleidigt an. Der Australier sah zwar nicht aus, als könnte er schießen, aber natürlich musste auch er die Grundausbildung durchlaufen haben.
    »Glauben Sie denn, dass wir schießen müssen?«, fragte er jetzt allerdings indigniert.
    Barrister zuckte die Schultern. »In diesem Krieg sollten Sie sich immer auf alles gefasst machen. Das ist eigentlich in jedem Krieg der Fall, aber diese Buren setzen da noch eins drauf. Also immer Vorsicht bewahren. Wir nehmen auch gleich den ganzen Stab mit, die Soldaten unter den Pflegern sollen sich bewaffnen und die Inder versuchen, bewaffnet zu gucken!«
    Die vier indischen Krankenpfleger, die wohl schon länger unter Barrister dienten, quittierten die Bemerkung mit freundlichem Gelächter. Das Klima war offenbar gut.
    Kevin fühlte sich gleich etwas wohler. »Also los, Leute, weiß einer, wo die nächste Farm ist?«
    Die nächste Farm war gleich hinter dem übernächsten Hügel, ein äußerst gepflegtes und auch sehr schön gelegenes Anwesen. Es lag an einem Fluss und erinnerte Kevin ein wenig an sein Elternhaus. Allerdings betrieb man hier Ackerbau, keine Schafzucht, es gab Scheunen und Silos statt Scherschuppen, und gleich hinter dem Nutzgarten und den Hausweiden, auf denen jetzt aber weder Pferde noch Rinder grasten, begannen die Felder. Bislang waren nur wenige abgeerntet, dabei wäre das bitter nötig gewesen. Zurzeit arbeitete auch niemand draußen, die Besitzer hatten sich wohl aus Angst vor der aufmarschierenden Armee verschanzt.
    »Vielleicht sind sie ja geflohen, das wäre das Beste«, meinte Barrister – hielt seine jungen Ärzte aber energisch zurück, als sie einfach auf den Hof reiten wollten. »Absteigen, wir lassen die Pferde draußen!«, befahl er. »Und Helme auf, Gewehre angelegt, allgemeine Gefechtsbereitschaft. Gehen Sie langsam vor, immer unter dem Feuerschutz eines Kameraden.«
    »Man möchte meinen, wir stürmten eine Festung«, bemerkte Kevin dem rothaarigen Schotten gegenüber, als die beiden sichhinter einem Baum verschanzten. »Ich werde mir ganz schön blöd vorkommen, wenn die Häuser tatsächlich unbewohnt sind.«
    Der Schotte schnaubte. »Das hat Ihr Vorgänger auch gesagt«, bemerkte er. »Und dann haben sie im Haus aus allen Rohren gefeuert. Das war eine ganz ähnliche Situation bei Ladysmith wie hier. Die Sanitätskompanie hatte drei Mann Verluste.«
    Kevin schluckte und spürte zum ersten Mal, seit er in Afrika war, sein Herz rasen. Er sprintete zur nächsten Deckung hinter einer Scheune. Auch die anderen Soldaten und Ärzte arbeiteten sich so näher an das Haus heran, schließlich nah genug, um zwei Gewehrläufe zu sehen, die von zwei Fenstern rechts und links der Eingangstür auf die Männer zielten.
    »Keinen Schritt näher!«, hörten sie eine Frauenstimme. Sie klang jung, aber äußerst entschieden. »Wenn hier noch einer näher rankommt, schießen wir!«
    Die Frau sprach Englisch, korrekt, aber mit starkem Akzent.
    Barrister hob die Stimme. »Seien Sie doch bitte vernünftig, Miss, mein Name ist Barrister, Major Barrister, Commander der fünften Feldambulanz. Wir werden auf Ihrer Farm ein Feldlazarett einrichten. Dabei wollen wir Sie nicht mal vertreiben, wenn Sie uns nur Ihre Scheunen zur Verfügung stellen … und vielleicht einen oder zwei Wohnräume für die Ärzte.«
    »Sie werden gar nichts!« Das Mädchen unterstrich seine Bemerkung durch eine Salve

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