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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ähnlich vor, Kevin hatte jedoch keine Zeit, ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen. Schließlich zeigte sich sein Opfer keineswegs gewillt, sich zu ergeben. Unbeeindruckt von dem Gewehrlauf direkt vor ihrer Brust hämmerte die junge Frau mit den Fäusten auf Kevin ein, der die Waffe daraufhinlosließ und sie mit beiden Händen abwehrte. Eins der anderen Kinder – auch ein Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt, versuchte sofort, das Gewehr aufzuheben. Kevin wehrte es rüde mit einem Fußtritt ab. So langsam verstand er McAllister. Aber immerhin gelang es ihm jetzt, der jungen Frau einen Arm auf den Rücken zu drehen und sie damit kampfunfähig zu machen. Der kleine Junge, dem McAllister das Gewehr abgenommen hatte, weinte vor Wut. Der Schotte hielt die anderen derweil mit seiner Waffe in Schach.
    »Alles klar, Major Barrister!«, rief er nach draußen. »Sie können reinkommen. Wir haben sie unter Kontrolle.«
    Gleich darauf füllte sich der Raum mit englischen Stabsärzten und Soldaten. Die junge Frau, die Kevin festhielt, stieß Wutschreie und Beschimpfungen aus und begann, nach ihm zu treten und zu beißen.
    »Gut gemacht, McAllister und … Drury, nicht wahr? Sehr gut gemacht. Aber vielleicht sollte Ihnen jemand diese kleine Furie abnehmen …«
    Kevin lächelte. Die kleine Furie fühlte sich eigentlich ganz gut an in seinem Arm, wenn sie nur ein bisschen friedfertiger gewesen wäre. Er wollte die junge Frau nicht unsittlich berühren, aber wenn er nicht verletzt werden wollte, musste er sie an sich drücken und spürte unversehens ihre breiten, muskulösen Schultern, ihre recht großen, aber festen Brüste, die schlanke Taille und die wohlgeformten Hüften. Ein sehr weiblicher, aber auch sehr kräftiger Körper, sicher an schwere Arbeit gewöhnt, eine Sklavenhalterin hätte Kevin sich anders vorgestellt. Er war gespannt auf ihr Gesicht, vorerst jedoch sah er nur ihren Hinterkopf. Unter der sorgfältig geplätteten reinweißen Haube leuchtete flachsfarbenes Haar hervor. Die junge Frau duftete zudem betörend. Nicht nach Parfüm wie Juliet und die anderen Mädchen in Dunedin und nicht erdig und frisch wie die Maori-Mädchen. Mejuffrouw Doortje duftete nach frisch gebackenem Brot – wenn man den Geruch nach Schweiß und Pulverdampf ignorierte.
    »Vielleicht ist sie ja jetzt bereit, sich ein bisschen zivilisierter zu verhalten«, meinte Kevin. »Dann könnte ich sie loslassen. Kommen Sie, Mejuffrouw Doortje, was auch immer das heißen mag. Geben Sie mir Ihr Ehrenwort. Wir tun Ihnen doch nichts …«
    »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    Die junge Frau entwand sich ihm in dem Augenblick, in dem Kevin den Griff lockerte, drehte sich zu ihm um und blitzte ihn an. Sie hatte ein großflächiges Gesicht, das jedoch nicht grob wirkte, Nase und Mund waren fein modelliert, die Wangen vor Wut und Anstrengung gerötet, sie schien leicht erregbar. Wahrscheinlich errötete sie aber ohnehin schnell, ihr Teint war sehr hell. Doortjes Augen waren tiefblau, Kevin fühlte sich an das Delfter Porzellan im Speisezimmer der Familie erinnert.
    Bevor er antworten konnte, schob sich ein schwarzer Schatten sehr vorsichtig durch die offene Tür.
    »Baas …?« Das schwarze Mädchen.
    »Nandé!«
    Die Burenfrau in Kevins Griff brüllte die Schwarze an und fügte etwas hinzu, das wie eine wilde Beschimpfung klang. Nandé ließ daraufhin beschämt den Kopf hängen und kaute auf ihren vollen dunkelroten Lippen. Sie hatte tiefschwarze Haut. Kevin überlegte, ob man Rotwerden bei ihr überhaupt sehen konnte.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte er jetzt etwas ziellos in die Runde, nachdem Mejuffrouw Doortje gar nicht aufhören wollte, die Schwarze zu beschimpfen.
    »So etwas wie ›dreckige Verräterin‹«, übersetzte der Australier Tracy peinlich berührt. »Den Rest erspare ich Ihnen … die junge Dame drückt sich etwas … hm … unflätig aus.«
    »Sie sprechen Afrikaans?«, fragte Barrister verwundert.
    Die Verstärkung aus Australien und Neuseeland schien ihn freudig zu überraschen. Erst Kevins Vorstoß mit McAllister, und jetzt unerwartete Begabungen bei diesem eher weichlich wirkenden jungen Arzt.
    »Niederländisch, Sir. Ich habe zwei Semester in Leiden studiert.«
    Mejuffrouw Doortje schleuderte jetzt auch ihm ein paar Beschimpfungen entgegen.
    Stabsarzt Barrister seufzte. »Nun halten Sie aber mal den Mund, Miss, so kommen wir ja nicht weiter. Es wird langsam Zeit, dass wir uns über dieses Haus unterhalten. Ist dies Ihre

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