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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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gibt es keine Chance. Und wie gesagt: Die Kap-Buren sind die gemäßigten, sie nehmen auch jetzt im Krieg nicht Partei. Die anderen …«
    »Sie wollten jedenfalls nicht, dass ich ihr Pony behandle«, meinte Vincent bedauernd, er schien kaum auf die Geschichte gehört zu haben. »Ihr englischer Nachbar wollte mich einführen, er sieht das arme Vieh schon tagelang mit dickem Bein auf seinem Kral. Einschuss, muss man Angussverbände machen, mit Karbolsäure. Der Bure behandelt es, indem er draufpinkelt. Das ist grundsätzlich auch nicht falsch, aber auch damit müssteman angießen, und die Wunde auch erst mal sondieren. Wenn die richtig tief ist, kommt da ja gar nichts an, von der … hm … Flüssigkeit.«
    Kevin und Ribbons lachten.
    »Die Buren haben ihre Hausmittel«, meinte Ribbons. »Und davon sind sie nicht abzubringen, machen Sie sich keine Hoffnung. Es gibt auch kaum Ärzte. Da sterben nicht nur die Pferde an Krankheiten, die man längst behandeln kann. In den Krieg nehmen sie ihre Frauen mit – im Ernst, die lenken ihre Ochsenkarren hinter den Truppen her und verarzten ihre Männer – bis hin zur Amputation. Ein zähes Volk, auch die Frauen. Und gläubig … Im Zweifelsfall beten sie.«
    Kevin fand die Buren inzwischen immer interessanter, er konnte kaum erwarten, einmal persönlich mit ihnen zusammenzutreffen. Vorerst aber lernte er einige vierbeinige Bewohner des Landes kennen. Kurz hinter East London begann das sogenannte Buschveld, ein sanft hügeliges Land, hauptsächlich grasbewachsen, dem neuseeländischen Tussock nicht unähnlich. Es gab aber auch immer mal Baumgruppen, teilweise in bizarren Formen, und niedriges Buschwerk. Kevin war völlig verblüfft, als er eine kleine braune Antilope heraustreten sah – und gleich danach eine ganze Gruppe.
    »Impala«, stellte Ribbons vor, »die Buren nennen sie Rooibok.«
    Und dann geriet Silver fast in Panik, als sich zwischen zwei Bäumen eine friedlich kauende Giraffe herausschob, das Maul noch voller Blätter.
    »Unglaublich!«, begeisterte sich Vincent. »Gibt’s hier auch Löwen?«
    »Nashörner.« Ribbons lächelte. »Aber dafür müssen wir noch weiter ins Inland und brauchen ein bisschen Glück. Sie sind übrigens ziemlich schnell, wir sollten ihnen nicht zu nahe kommen, sonst greifen sie an.«
    Kevin konnte seinem Pferd nachfühlen, dass es vorerst keine große Lust auf Begegnungen mit den größeren Tieren im Veld verspürte. Er wusste, dass die Giraffe ihm nichts tun würde, aber ein bisschen unheimlich war es ihm doch, so ganz ohne den Schutz von Zäunen zwischen den exotischen Tieren herumzureiten. Kevin tastete nach seinem Gewehr, wann immer sich im Buschwerk etwas rührte, während Vincent in heller Begeisterung verschiedene Antilopenarten identifizierte. Kevin erschienen die Tiere zum Teil recht wehrhaft. Silver erschrak zu Tode, als ein männliches Gnu in der Größe eines ausgewachsenen Bullen auf die Reiter zugaloppierte, um sein Revier zu verteidigen.
    Schließlich passierten sie dann auch noch einen echten Kral, ein Dorf der Eingeborenen. Kevin erschien er primitiver als die neuseeländischen Maori-Dörfer, aber natürlich war es hier sehr viel wärmer, man musste nicht allzu massiv bauen. Das Dorf bestand aus mehreren runden Hütten, auch die Siedlung selbst bildete einen Kreis. Als Einzäunung nutzten die Menschen Dornbuschwälle, das schien zu reichen, um die Wildtiere fernzuhalten.
    »Als Verteidigung gegen andere Eingeborene mit Speeren half es wohl auch halbwegs«, meinte Ribbons. »Aber nicht gegen Feuerwaffen. Früher waren das übrigens halbe Heerlager, viel größer als diese kleinen Dörfer. Aber jetzt trumpfen die Schwarzen nicht mehr auf, die sind froh, wenn wir sie in Ruhe lassen.«
    Das schien zu stimmen, die Leute im Kral beäugten die Reiter zwar skeptisch, versuchten aber sonst, sie zu ignorieren. Kein Vergleich zu den Maori, die auch pakeha gegenüber sehr gastfreundlich waren.
    »Ein Paradies!«, schwärmte Vincent am Abend.
    Kevin schwieg. Zweifellos war Südafrika schön, er fühlte sich jedoch nicht richtig wohl in diesem Land. Vielleicht wares wirklich gut, wenn die Briten es jetzt endgültig befriedeten. Aber womöglich würde das auch alles noch schlimmer machen.

KAPITEL 2
    »Morgen geht’s los, wir sollen helfen, Wepener zu befreien«, eröffnete Major Jowsey seinen Offizieren am nächsten Tag. »Und falls einer noch nie was von dem Kaff gehört hat …« Die Männer lachten, natürlich war der Ort

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