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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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keinem von ihnen ein Begriff. »Es handelt sich um eine kleine Ansiedlung knapp dreihundert Meilen nördlich von hier am Jammerdrif, das ist ein Nebenfluss des Caledon …« Weiteres Gelächter und Aufstöhnen. Anscheinend interessierte sich niemand wirklich für die Geografie Südafrikas. Major Jowsey, ein kleiner agiler Mann mit großem Schnäuzer, ließ sich davon jedoch nicht entmutigen, sondern entfaltete jetzt sogar eine Landkarte. »Ein zentraler Punkt für die örtliche Landwirtschaft«, erklärte er und wies auf den winzigen Ort an der Grenze zu Basutoland. »Es gibt oder gab da mal die größte Getreidemühle Südafrikas.«
    »Sprich, das ist alles Burenland!«, brachte Kevin sein neues Wissen ein, als der Major gerade nicht weiterwusste. »Farmen, Felder, Rinderzucht … da hat der Feind seine Ansiedlungen. Reiten Sie also bloß nicht auf den nächsten Bauernhof zu, wenn Sie versprengt sind oder verletzt, sondern seien Sie vorsichtig. Die Einheimischen sagen, die Frauen schießen da genauso scharf wie die Männer!«
    Die Männer lachten wieder, aber der Major nickte. »Hören Sie auf den Doktor, er hat ganz Recht. Wepener liegt am Rand des Oranje-Freistaats, also ein Rebellennest. Zurzeit wird esallerdings von einer britischen Garnison gehalten, zweitausend Mann, und die Buren belagern es. Das geht jetzt schon eine Woche so, und wir gehören zu den Truppen, die den Ort entsetzen sollen. Die Leute dort warten auf uns. Also reiten wir morgen bei Tagesanbruch, und wir reiten schnell!«
    Das galt auch für Kevin, der angewiesen wurde, sein schon auf Karren gepacktes Feldlazarett vorerst zurückzulassen.
    »Beladen Sie zwei Pferde mit dem Nötigsten«, meinte Jowsey, »wir gehen davon aus, dass auch die anderen Regimenter Ärzte, Verbandsmaterial und Medikamente dabeihaben. Es muss ja Abteilungen geben, die näher dran sind. Für uns kommt es vorerst hauptsächlich auf Geschwindigkeit an, der Ort muss befreit werden.«
    Der Ritt führte die Neuseeländer dann zunächst tagelang durch Buschveld, und selbst Silver gewöhnte sich nach einigen Stunden an die allgegenwärtigen Antilopenherden. Danach ging es in gebirgiges Gelände, das den Pferden mehr abverlangte. Am Abend schlugen die Männer ihre Zelte auf Bergen und Hügeln auf, die zum Teil weite Ausblicke über die Ebenen des Kaps boten. Das Gebiet schien weitgehend unbewohnt. Wahrscheinlich gab es Einheimische, aber die ließen sich nicht blicken.
    »Von jetzt ab wird’s gefährlich«, meinte der Major dann aber am Morgen des sechsten Tages, als sie die Berge hinter sich ließen. Vor ihnen lagen fruchtbare Ebenen – Bauernland, Burenland.
    »Der Oranje-Freistaat«, dozierte Ribbons, der den Neuseeländern als ortskundiger Führer beigesellt worden war. »Von den Buren gegründet, nachdem die Briten die Kapkolonie annektiert hatten – und die Sklaverei verboten! Das passte den Weißen nicht, sie wanderten in Scharen ab ins Inland. Auf Ochsenkarren, es muss eine furchtbare Strapaze gewesen sein.Sie sprechen heute noch vom Großen Treck. Das Gebiet hier war auch keineswegs unbewohnt, hier gab es die Zulu, die Basotho, die Batswana … und keiner von ihnen wollte sein Land abgeben. Es gab blutige Kämpfe, manch andere Bauernkolonie hätte aufgegeben. Aber nicht die Buren, die schlugen sich durch – und England hat ihren Staat am Ende anerkannt …«
    »Bis sich Gold fand«, grinste Kevin.
    Ribbons runzelte die Stirn, zwinkerte aber dabei. »Die offizielle Lesart ist, dass wir nicht dulden können, wie sie mit Ausländern und Einheimischen umgehen. Und es gab Provokationen und …«
    »… und Diamanten«, meinte Vincent trocken. »Schon gut, wir kommen zweifellos als Befreier.«
    Die Buren waren eher als Eroberer in diese Region gekommen, aber immerhin hatten sie ein gutes Gespür für wertvolles, fruchtbares Weide- und Ackerland bewiesen. Hier gab es nur wenig naturbelassene Freiräume für Antilopen und Gnus, und wahrscheinlich hatte schon lange niemand mehr ein Nashorn gesichtet. Stattdessen reihten sich gepflegte Felder aneinander, auf denen Getreide und Gemüse angebaut wurden. Zum Teil standen sie vor der Ernte, und ein- oder zweimal sahen die Reiter auch Menschen, die darin arbeiteten: hauptsächlich Schwarze und gelegentlich weiße Frauen, Mädchen oder kleine Jungen.
    Von den vorbeireitenden Garnisonen nahm keiner von ihnen Notiz, was Kevin an das Eingeborenendorf im Veld erinnerte. Die Schwarzen hoben erst gar nicht die Köpfe, die Weißen

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