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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Es war Zeit, zu heiraten, sagte sie.
    Er stieß ein vages Brummen aus. Sie hörte auf, ihn zu streicheln, und bewegte ihre Hand zu seinem Oberschenkel.
    Er schob sie zurück.
    Sie begann, ihn wieder zu streicheln, mit langsamen Bewegungen, die er so mochte.
    Er stöhnte und entspannte sich. Sie schmiegte sich an seine Seite, und ihre Hand war da, wo sie sein sollte, der Rhythmus vollendet abgestimmt.
    Sie spielte mit ihm, wusste genau, wann sie aufhören musste, damit es länger dauerte.
    Er atmete schneller. Die Spannung wurde unerträglich. Er keuchte laut, und sein heißer, klebriger Saft spritzte auf seine Brust und den Bauch.
    Sie kuschelte sich an seine Seite, lächelte im Dunkeln und leckte über seinen salzigen Arm, wie ein Gepard sein Junges säubert.
     
    Kireko saß im Dunkeln, starrte das niedergebrannte Kochfeuer an und trank das magische Gebräu des
Laibon
. Niemand kannte die Geheimnisse dieses Getränks, aber alle wussten von den Träumen und von dem großen Mut im Kampf, die es bewirkte. Kireko spürte, wie das Gebräu wie Feuer durch seinen Körper rauschte, ganz ähnlich wie das Feuer, das Mesianto oder Njisha dreimal in einer Nacht in seinem Körper erwecken konnten. Er hätte auf der Stelle eine von ihnen genommen, wenn Frauen im
Olpul
-Lager gestattet gewesen wären. Stattdessen wurde er immer unzufriedener, während die Hitze des Gebräus ihn verschlang. Sein Samen würde warten müssen.
    Seine beiden Freunde und Altersgruppenbrüder Noah und Shokeri machten auf der anderen Seite des Feuers Witze. Er liebte die beiden, aber sie waren so oberflächlich. Seine Brüder, all die anderen
Moran,
freuten sich alle auf den bevorstehenden Übergang zum Status eines Ältesten, und er, Kireko, war der Einzige, dem es Leid tat, dass die Kriegerzeit vorüber war. Aber er war zu hart in seinem Urteil. Es war die Alte, der
Laibon,
die mit ihrem Gebräu und ihren Geschichten über große Zeiten zu ihnen gekommen war und Kireko in diese Stimmung versetzt hatte. Er sollte das kommende
Eunoto
feiern, statt es zu beweinen. Er versuchte, sich in bessere Laune zu versetzen. Es würde Gesang und Tanz geben. Die jungen Frauen würden flirten und Liebesspiele versprechen.
    Die Worte des
Laibon
waren tief in ihn eingedrungen und wirbelten immer noch durch seinen Kopf: Geschichten über vergangene Schlachten – Überfälle auf Feinde und Eindringlinge – der Ruhm der alten Tage, des alten Wegs.
    Oh, an tausend Massai,
sagte der Laibon,
formt das Rot der
Shukas
eine offene Wunde am Talrand, voller Blut, bevor es den Hang hinunterläuft. Tausend
Moran
auf dem Weg in die Schlacht. Ihr Singen ist, wie das Donnergrollen eines weit entfernten Gewitters, schon lange zu hören, bevor das Rot erscheint. Manchmal genügt das allein, um eine Schlacht zu entscheiden, bevor sie begonnen hat. Bemalte Schilde. Furcht erregende Speere. Hoch aufragende
Olawaru
aus Straußenfedern oder Löwenmähnen. Und stets das blutrote
Shuka
, das Abzeichen der Massai. Rot. Die Farbe des Kampfes. Die Farbe des Todes. Die Macht, Feinde zu erschrecken. Gute Feinde. Tapfere Feinde. Sie in die Flucht zu schlagen wie Gazellen.
    Kireko wusste, dass diese Tage mit dem
Eunoto
vergehen würden wie das Gras, das auf der Savanne verbrennt. Schwarz und tot.
    O ihr
Moran
des Aiser-Klans, seid stolz. Ihr habt eure Aufgaben als Krieger erfüllt. Ihr habt das edle Leben der
Moran
, Beschützer unseres Volkes, geführt. Nun bereitet euch auf euer neues Leben vor. Bereitet euch darauf vor, zum Ältesten erhoben zu werden. Denn wenn ihr den Kriegerstand verlasst, müsst ihr eine Frau nehmen. Sammelt euer Vieh. Gründet eine Familie. Das ist der Weg der Massai.
    »
Nein!«, schrie er in seinem grüblerischen Traum.
    Noah und Shokeri rissen im Licht des Feuers die Augen auf.
    »Nein«, sagte er noch einmal, als er ihre verblüfften Mienen sah. »Das ist keine Art, es zu beenden.« Er stellte seine Trinkschale neben dem Feuer ab. Sie kippte um. »Hört zu, Brüder. Wir hatten fünf gute Jahre als ältere
Moran.
In ein paar Wochen beginnen wir unsere
Eunoto
-Zeremonie, und wir werden jüngere Älteste. Es gibt keinen Weg zurück.«
    Sie sahen ihn schweigend an. Noah blinzelte und rieb sich die Augen mit dem Handrücken.
    »Und was haben wir für unsere Kriegerjahre vorzuweisen?«, fuhr Kireko fort. »Welche Geschichten können wir unseren Kindern erzählen?«
    Noah und Shokeri wechselten einen Blick. Noah sagte: »Kireko, was redest du da?« Er goss mehr Gebräu in ihre

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