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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Schalen. »Trinkt einfach nur, Brüder. Wir haben Grund zu feiern.«
    »Was feiern wir denn? Welche Erinnerungen haben wir an unsere Kriegerjahre? Seht ihr? Ihr schämt euch ebenso wie ich. Zwei kleine Überfälle. Drei Kühe und sechs Ziegen!« Er spuckte in den Dreck. »Nichts weiter als die kindischen Spiele unbeschnittener Jungen.«
    »Du redest doch nicht von einem Überfall, Kireko?« Shokeri wirkte beunruhigt. »Nicht schon wieder.«
    »Selbstverständlich tue ich das. Ein Überfall.«
    »Du weißt, wie schwierig es ist. Wir dürfen das Vieh der Luo nicht mehr stehlen. Sie werden die
Askaris
auf uns hetzen. Und dann werden wir wieder ins Gefängnis geworfen.«
    Kireko richtete sich auf und beugte sich über seine Freunde. Anspannung ließ seine Muskeln hart werden wie die Ochsensehne an seinem Bogen. Mit siebenundzwanzig war er auf dem Höhepunkt seiner Kraft. »Hört euch nur reden!«, sagte er und begann, vor ihnen auf und ab zu gehen. Seine Miene war immer ein wenig mürrisch wie bei einem jungen Mann, der die Verantwortung für zu viele wichtige Dinge trägt. Nun flackerte das Feuerlicht in seinen Augen und tanzte auf seinem vorgereckten Kinn. Er gab sich wilder, als er sich fühlte. »Oder spricht da eines der Mädchen, die sich in unserem
Olpul
-Lager versteckt haben und diese jämmerlichen Ausreden von sich geben?«
    Ruhig, ganz ruhig. Die Worte seiner alten Großmutter fielen ihm wieder ein: Wer im Sturm ruhig bleibt, kann ihn erobern. Er begann erneut, diesmal freundlicher, und lud sie ein, seine Vision zu teilen. »Noah, du warst derjenige, der das Horn des rennenden Ochsen gepackt hat. Es war bei deiner Beschneidungszeremonie, erinnerst du dich? Was für ein Sieg! Und du hast seitdem viele Male bewiesen, dass du ein guter Krieger bist. Viele Male.« Er ließ das Schweigen in die Nacht gleiten wie eine Eule, die bereit ist, auf ihre Beute herabzustoßen. »Und du, Shokeri. Du warst es, der dem Büffel den Schwanz abgeschnitten hat, noch bevor er tot war. Hast du nicht deinen Mut bewiesen?« Kireko nickte, um diese Wahrheit zu unterstreichen. »Selbstverständlich hast du das. Also, meine Freunde … ich brauche eure Hilfe.«
    Das erregte ihre Aufmerksamkeit.
    »Ich will
meine
Chance. Eine Chance für einen weiteren Überfall.« Er ging immer noch am Rand des Feuerlichts auf und ab. »Ein ruhmreicher Überfall. Einer, über den sie bei unserem
Eunoto
singen.« Ein Schweißrinnsal lief ihm von dem dick mit Ocker beschmierten Haar zum Augenwinkel. Er blinzelte den Schweiß weg. »Wir werden weit von hier weggehen«, sagte er leise. »Dorthin, wo wir unbekannt sind. Ein letzter Überfall … Für euren Bruder.«
    »O Mama«, sagte Noah lächelnd und schüttelte den Kopf. »Hört ihn euch nur an. Eine letzte Chance zum Ruhm. Wird das ewig so weitergehen? Was meinst du, Shokeri? Hat dieser Haufen Zebrascheiße eine Chance verdient?«
    Shokeri lachte laut, als er Kirekos wilde, leidenschaftliche Miene sah. »Sieh ihn dir doch an! Wenn wir nicht mitmachen, werden wir dieses Feuer nicht lebendig verlassen! Er wird uns mit seinem
Simi
in Stücke schneiden.«
    »Brüder!«, drängte Kireko erneut. »Ein Überfall in der großen Tradition. So, wie unsere Großväter es getan haben. Speere, Schilde und
Simi
. Unser Überfall wird wahre Größe haben.«
    Shokeris Blick wanderte zu der Dunkelheit hinter den Flammen. »Ja … Größe«, flüsterte er. Die Leidenschaft hatte Kireko offenbar aus seiner Lethargie gerissen. Er warf Noah, der sich wieder seiner Trinkschale zugewandt hatte, einen Blick zu. »Du! Noah. Hast du das gehört? Größe!« Er packte seinen Freund an der Schulter und rüttelte ihn. »Größe!«
    Kireko lächelte. Das Gebräu hatte seine Magie verströmt.

Kapitel 22
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Man kann im Masai-Mara-Nationalreservat an vielerlei Orten wohnen, von luxuriösen Fünf-Sterne-Zelten mit vollständigen En-suite-Badezimmern bis zu motelartigen Etablissements. In die letztere Kategorie fallen die Mara Serena Lodge auf einem Hügelkamm oberhalb des Mara-Flusses und Governor’s Camp ein paar Meilen flussabwärts.
    Wer eine echtere Safari-Atmosphäre bevorzugt, sollte es mit einer Übernachtung außerhalb des Osttors des Reservats, zum Beispiel in Cottar’s Camp, versuchen.
     
     
    E in
Makuti-
Dach hat etwas Verführerisches an sich. Es zwingt einen Menschen, der sich unter seinen niedrigen Rand verirrt, den stillen Raum in seiner Mitte zu betreten. Dort unter dem

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