Die Tränen der Massai
schwarzes Flaggentuch von einem Gürtel um seinen umfangreichen Bauch.
»
Jambo«,
antwortete Jack für beide. Die Männer am Laster gingen ein paar Schritte weiter, ihre Blicke waren ein seltsamer Widerspruch zu dem überschwänglichen Willkommensgruß des Mannes, der Jack die Hand hinstreckte.
»Ich bin Mengoru. Benjamin Mengoru. Haben Sie sich verfahren?«
Jack schüttelte den Kopf. »Jack Morgan. Das ist … das da drüben ist Mr. Hoffman.« Bear schlenderte neben dem Laster auf das
Boma
-Tor zu. »Es tut mir Leid, dass ich einfach so hereinplatze. Wir suchen nach ein paar Leuten. Es gab oben an der Straße einen Autounfall.«
»Das UN -Auto?«
»Ja, ein Landrover. Haben Sie die Insassen gesehen?«, fragte Jack, der ein wenig beunruhigt war.
»Ja, meine Leute haben ihnen letzte Nacht geholfen. Es gab einen verletzten Mann. Wir haben ihn hierher gebracht. Arbeiten Sie für die UN , Mr. Morgan?«
»Ja. Es war auch eine junge Frau in dem Landrover. Sind die Leute hier?«
»Sie waren hier. Ist sie eine Freundin von Ihnen?«
»Sind sie hier?«, fragte Jack noch einmal.
»Jetzt nicht mehr, nein. Ich habe sie beide in meinem Auto nach Nairobi geschickt.«
»Ist sie verletzt? Wann sind sie aufgebrochen.«
»Ich glaube nicht, dass sie verletzt ist. Vielleicht ein paar blaue Flecke. Aber sie wollte bei dem jungen Mann bleiben. Es ging ihm nicht gut. Ich habe sie in meinem Isuzu-Kleinlaster ins Krankenhaus geschickt. Sie wissen, man kann nie –«
»Wann sind sie aufgebrochen?« Wieder fragte sich Jack, was es mit diesem »jungen Mann« auf sich hatte.
»Oh! Lassen Sie mich nachdenken. Es war sehr früh heute Morgen. Es dämmerte gerade, als meine Leute sie hergebracht haben.«
»Und wissen Sie, in welches Krankenhaus sie gefahren sind?«
»Ich habe meinen Fahrer gebeten, sie ins Nairobi Hospital zu bringen.«
»Wann war das bitte?«
»Gegen acht.«
»Okay, danke, Mr. Mengoru. Wir brechen sofort wieder auf.«
»Keine Ursache«, sagte der Mann strahlend.
»Bear! Fahren wir!«
Bear tauchte hinter dem Laster auf.
»Sie haben einen silbernen Landcruiser«, stellte Mengoru entzückt fest und starrte in den Wagen. »Ich dachte schon daran, meinen Isuzu zu verkaufen und mir einen Landcruiser anzuschaffen. Ich glaube, es sind sehr gute Wagen.«
»Ja. Nochmals vielen Dank.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Er lächelte ununterbrochen, und das Lächeln erreichte nie seine Augen.
Jack setzte sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Bear hatte die Tür kaum geschlossen, als Jack auch schon losfuhr; der Landcruiser spuckte Staub, als er ihn wendete. Er fuhr durch das steinige Bachbett und rumpelte durch das Dornengebüsch. Der Wagen rutschte mehr auf die Narok-Kisii-Straße, als dass er fuhr. Er sauste an
Patel’s
vorbei. Jack berechnete die Fahrzeit nach Nairobi. »Wir fahren quer durchs Tal«, sagte er. »Dann sollten wir um vier in Nairobi sein.«
»Sicher, Kumpel. Hey, es ist bestimmt alles in Ordnung. Es geht ihr sicher gut.« Bear musste seine Stimme heben, um über den lauten Motor hinweg verständlich zu sein. Als Jack nicht reagierte, sagte er: »Dieses Dorf ist nicht das, was es zu sein scheint.«
»Hm?«
»Nun, sie hatten auf diesem Laster einen Haufen Elfenbein.«
»Elfenbein? Bist du sicher?«
»Vollkommen. Es war zugedeckt, damit man es von hinten nicht sehen konnte. Aber ich habe es durch einen Riss in der Plane entdeckt.«
»Himmel!«
»Es war bestimmt eine Tonne, wenn nicht sogar mehr.«
»Das wäre ein Vermögen wert«, sagte Jack uninteressiert. Er konzentrierte sich darauf, Schlaglöchern auszuweichen.
»Jede Wette. Also bin ich weitergegangen, du weißt schon, hab mich verhalten wie ein Tourist. Diese Typen sahen ziemlich übel aus.«
»Ja. Ich bin froh, dass wir von dort weg sind. Ich habe Wichtigeres im Kopf als Mr. Benjamin Mengoru. Dieser Name … Mengoru, ich habe ihn schon irgendwo gehört.«
»Er und seine kleine Privatarmee. Hey, und was hältst du von diesem Goldzahn?« Bear schnaubte. »Wow. Nun, nach allem, was ich höre, braucht er dieser Tage eine Armee.« Er erzählte Jack, dass
The Nation
eine Artikelserie über kenianische Wilderer und ihre Verbindung zu Somalibanditen veröffentlicht hatte. Unter dem internationalen Druck, dem Gemetzel ein Ende zu machen, hatte der Präsident Richard Leakey, der Sohn des berühmten kenianischen Anthropologen, veranlasst, die Ranger der Nationalparks für einen Krieg gegen die Wilderer zu organisieren, auszubilden
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