Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
Vom Netzwerk:
und zu bewaffnen. Zu Anfang war das nur eine weitere Wildwestgeschichte gewesen – Schusswechsel in den überwiegend gesetzlosen nordöstlichen Provinzen. Aber die Ranger waren ihrer Aufgabe mit großer Begeisterung und Effizienz nachgekommen.
    »Die Zeitung sagt, dass die Jungs aus den Nationalparks mehr Wilderer getötet haben als die Wilderer Elefanten. Zum ersten Mal in der Geschichte. Dann wurde der Bereich entlang der Grenze nach Somalia für alle außer dem Militär abgeriegelt. Die Presse eingeschlossen. Die ganze Sache ist vor etwa sieben, acht Monaten eingeschlafen.«
    Bear erzählte, dass es zu dieser Zeit Unmengen von Gerüchten im UN -Büro gegeben hatte. Es hieß, dass eine Person mit engen Beziehungen zum kenianischen Establishment mit den somalischen Stammesleuten zusammenarbeitete, die ein Lager mit Elfenbein und Rhinozeroshörnern eingerichtet hatten. Der Bereich rings um Mogadischu war Kriegsgebiet, und bewaffnete Banditen beherrschten das Gelände entlang der Küste des Indischen Ozeans. Im Norden kämpften die Äthiopier gegen die Eritreer, und im Westen war der gesamte Kontinent Afrika im Weg. Dennoch, die Vorräte der Somalier gelangten langsam auf den Weltmarkt.
    »Sie sagten, es müsse eine Verbindung nach Kenia geben. Wie sonst kann das Zeug auf den asiatischen Markt kommen? Es muss irgendwie durch Kenia transportiert werden.«
    Es war wieder einmal eine von Bears langen Geschichten, und Jack hörte kaum zu. Seine Gedanken wanderten zu seinen Gefühlen für Malaika. Seinen
echten
Gefühlen, im Gegensatz zu denen, die er im Lauf des Morgens genährt hatte, um etwas von seiner erschütterten Selbstachtung zu wahren. Er war überrascht über das Gefühl von Leere, von Verlust, das er empfand. Was Beziehungen anging, war das etwas ganz Neues. Und es tat weh.
    Ihm war immer ein wenig unklar gewesen, was er eigentlich für Malaika empfand. Es war, als schaute man durch ein Fenster, das mit schwerem Morgentau beschlagen war. Er konnte ein Paar sehen, aber kein Geräusch hören. Der Mann ging auf die Frau zu, hielt aber einen gewissen Abstand. Die Frau streckte die Arme aus, aber nicht unbedingt nach ihm. Es wurde gesprochen, aber von draußen konnte man nichts hören. Die Gestalten bewegten sich hinter dem Glas hin und her. Sie waren in allem, was sie taten, unklar. Wie würde es enden?
    Er war auf unbekanntem Territorium. Es kam ihm so vor, als befände er sich an einem Ort, wo das Ich und die Leere einander begegneten. Zu jeder anderen Zeit wäre er imstande gewesen, die Logik der Situation klinisch zu erforschen. Aber jetzt ging das nicht.
    Die ätzende Ironie blieb ihm nicht verborgen. Er war nach Afrika gekommen, um zu fliehen. Um vor Liz und seinen Schuldgefühlen zu flüchten. Und um abzuwarten, bis sich die Aufregung um … um den
Vorfall
in Hawaii ein wenig legte. Er konnte sich nicht überwinden, es
O’Haras Tod
zu nennen. Und er wollte einiges tun, um mehr Ordnung in sein chaotisches Leben zu bringen.
    Der erste Schritt hatte darin bestanden, sich von allem, was mit seinem Leben in Australien zusammenhing, zu entfernen. Als Zweites hatte es keine ernsthaften Verpflichtungen geben sollen. Keine Frauen. Keine Komplikationen. Also kein Bedauern, wenn er wieder nach Hause zurückkehrte. Das mit Malaika war einfach passiert. Aber sie war eine zeitweilige Ablenkung, kein zusätzliches Gepäck. Ein interessanter Umweg in seinem Plan. Er hatte ganz bestimmt nicht vorgehabt, sich in sie zu verlieben, falls er überhaupt etwas vorgehabt hatte. Was nicht der Fall gewesen war. Aber wie ungewöhnlich, dass er sich jetzt, ein paar Monate später, beraubt und gekränkt fühlen konnte, weil sie weggegangen war.
    Der dritte Gedankenschritt … hatte es einen dritten Schritt gegeben?
Selbstverständlich!
Der dritte hatte darin bestanden, auf jeden Fall den Kontakt mit der Polizei zu vermeiden – sehr wichtig dafür, dass Gras über die Sache wuchs.
    Bear murmelte etwas darüber, wie hart die Fahrt war. Jack hatte sich nicht mehr auf die Straße konzentriert, und sie waren mehr als einmal in riesige Schlaglöcher geraten. Nun schlingerte der Wagen durch eine lange Reihe von Bodenwellen und begann, zur Seite zu driften. Jack nahm den Fuß vom Gas, bis der Landcruiser sich stabilisiert hatte.
    Ein Kilometer oder zwei asphaltierter Straße brachte sie durch Narok. Ziegen, Kinder und Karren drängten sich auf der schmalen Straße. Jack hupte, wurde aber überwiegend ignoriert. Er war gezwungen, sich

Weitere Kostenlose Bücher