Die Tränen der Massai
Wunde wieder mit Moos und Leleshwa-Blättern zudeckte. Malaika konnte den schwachen Kräuterduft riechen. Noah hob den schlaffen Kireko hoch, während Kokoo ihm die Kompresse mit einem rotblauen Tuch um die Taille band.
Die alte Frau erhob sich, wie Bambus sich reckt, wenn der Wind nachlässt, und ging wieder hinter Kireko ans Kopfende der Bettplattform. Sie legte die Hände auf seinen Kopf, die knochigen Finger nach unten, auf die Wangen gerichtet. Malaika beobachtete sie genau. Ein Rascheln erklang. Lebhaft rotgoldene Schwanzfedern erschienen und legten sich um Kirekos Hals und Schultern. Das blaue Gefieder der Flügel verlor sich in der Form und den Farben der knochigen Arme der Alten. Der Vogel ruhte einen Augenblick auf Kirekos Kopf, dann prüfte er seine Flügel, flatterte auf und ließ leuchtendes Blau im rauchigen Dunkel aufblitzen. Er flog kleine Kreise in der engen Hütte, und die Arme der Alten folgten seinem Weg. Dann sah es aus, als hätte sie den Vogel in einen verborgenen Riss in dem Dach der Hütte geworfen. Er war verschwunden.
Kokoos kleiner Körper schien noch mehr zu schrumpfen. Sie seufzte, und ihre dünnen Arme sackten steif herab. Erst jetzt wagte Malaika wieder, tief durchzuatmen.
Kireko öffnete träge die Augen und nickte seiner Urgroßmutter dankbar zu. Selbst in diesem trüben Licht konnte Malaika sehen, dass sich keine Schmerzen mehr in seinem Gesicht abzeichneten und etwas von der Lebendigkeit zurückgekehrt war, an die sie sich erinnerte. Sie gab ihm einen Kuss.
»Was ist das für ein Unsinn, Engel?«, fragte er.
»Es ist, weil ich dich liebe«, antwortete sie in schlechten Maa, »und es ist kein Unsinn, also necke mich nicht. Und nenn mich nicht Engel.«
Sie lächelte und hätte die Neckereien genossen, aber Kireko schüttelte einfach nur resigniert den Kopf. »Ai, ai«, sagte er zu Noah. »Frauen heutzutage, wie?«
Malaika trat von dem Bett zurück. »Und jetzt musst du dich ausruhen.«
Er richtete sich auf, damit er sich gegen das Polster aus Kuhfellen lehnen konnte. »Ich habe keine Zeit, um mit Frauen herumzusitzen.«
»Aber du musst dich ausruhen«, widersprach Malaika. »Du bist verwundet!«
»Man erwartet Noah und mich heute Nachmittag in Seyabei.«
»Noah, Kokoo, ihr könnt ihn doch nicht gehen lassen!«
Malaika sah die beiden Unterstützung heischend an.
Noah sagte: »Spar dir deine Sorge für jene auf, die sie brauchen, Malaika. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich habe mich um alles gekümmert. Er wird nicht weit gehen müssen. Ein Lastwagen bringt uns nach Seyabei.«
»Was könnte so wichtig sein, dass du heute schon aufstehen musst? Du musst dich ausruhen.«
»Es ist eine Männerangelegenheit«, sagte Kireko. »Mehr brauchst du nicht zu wissen, und du brauchst dir deshalb keine Sorgen zu machen.«
»Kireko vertritt unser
Enkang
bei der Planung für das
Eunoto
«, fügte Noah entschuldigend hinzu.
Malaika seufzte. »Dann warte zumindest noch einen Augenblick. Ich werde sehen, ob einer eurer tapferen
Moran
meinen Freunden eine Nachricht bringen kann. Dann werde ich dich neu verbinden, bevor du aufbrichst.« Sie ließ sich noch einen Augenblick Zeit, um ihn anzusehen – seine feinen Züge, sein jungenhaftes Grinsen. Sie hatte vergessen, wie gern sie ihn hatte. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie in den
Olale
-Raum trat. Es war schön, wieder bei der Familie zu sein, bei ihrem großen Bruder.
Licht fiel durch den Rand der äußeren Klappe. Malaika bückte sich, um hindurchzugehen, und richtete sich im hellen Morgenlicht auf.
Eine grobe Hand packte sie schmerzhaft fest am Arm. Sie keuchte. Der Mann verzog den Mund zu einem grausamen Grinsen. Ein einzelner Goldzahn glitzerte.
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Teil 3
Aufstieg aus dem Tal
Kapitel 30
Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
Zur Fortbewegung gibt es drei Möglichkeiten. Beim ersten Besuch ist es das Beste, einen Safariagenten zu benutzen, der eine Gruppe zusammenstellt (billig, aber nur mit begrenzten Routen), oder eine private Safari mit einer auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Route zu buchen. In beiden Fällen steht Ihnen ein Minibus und ein Berufsfahrer zur Verfügung. Die Fahrzeuge haben eine Luke im Dach, die geöffnet werden kann, damit Sie die Tiere beobachten können – das ist im hohen Gras sehr praktisch.
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