Die Tränen der Massai
Zulassungspapiere.
»Mr. Svensson?«, fragte er und blickte von den Zulassungspapieren zu Bear auf.
»Nein«, antwortete Bear. »Mr. Svensson ist ein Freund. Er hat uns sein Auto geliehen.«
»Tatsächlich? Und warum hat Mr. Svensson Ihnen sein Auto geliehen, Mr. …«
»Hoffman.«
»Wir müssen dringend nach Nairobi«, sagte Jack, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Kotflügel.
Ein Polizist reichte Onditi zwei hellblaue UN -Pässe, und dieser warf die anderen Papiere auf den Vordersitz, mit Ausnahme der Zulassung, die er faltete und in seine Jackentasche steckte.
»Und wie sieht es beim UNDP aus, Mr. Morgan?«, fragte er und blätterte durch die Visa-Seiten der Pässe.
»Alles bestens. Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt. Und dabei haben wir zusammen an einem Hilfsprojekt gearbeitet und waren beinahe Kollegen.«
»Ja, wir haben sehr eng zusammengearbeitet, nicht wahr?« Onditi warf Jack einen Blick zu, und sein Lächeln wurde dünner. Er klemmte sich Jacks offenen Pass unter den Arm und blätterte durch Bears. »Sie haben Kenia beide am sechsten November verlassen?«
Bear sagte: »Ja. Wir sind nach Tansania gefahren. Vom Masai Mara aus.«
»Tatsächlich? Können Sie mir erklären, wieso es keinen Einreisestempel für Tansania gibt?«
»Tansania hat selten Personal an diesem Grenzposten. Aber ich glaube, das wissen Sie. Wir waren als Touristen in Tansania. Nur für eine Nacht.«
»Hm. Ich werde ein paar Ermittlungen über diesen so genannten Touristenbesuch anstellen. Und über diese Sache mit dem
geliehenen
Auto.«
Sein Lächeln und was Jack für den ungeschicktesten Versuch hielt, sich Teegeld zu verschaffen, waren einfach zu viel. »Was soll dieser Quatsch, Onditi?«
»Ich bin ein kenianischer Regierungsbeamter«, schnaubte Onditi.
»Ja?«, sagte Bear. »Und?«
»Und ich bin kurzfristig der Polizei bei Überprüfungen behilflich, die Wilderer dingfest machen sollen.« Er begann wieder zu lächeln. »Aber ich bin sicher, dass wir das aufklären können. Kommen Sie. Drinnen wird es bequemer sein als hier in der Sonne.«
Die beiden uniformierten Männer gingen neben ihnen her auf den Polizeiposten zu. Das Büro war eng und heiß. Onditi schob Jack und Bear zu einem Raum hinten im Gebäude, an dessen Tür »Warteraum« stand. Die schwere Holztür öffnete sich zu einem Zimmer von etwa vier mal vier Metern mit stahlverstärktem Draht vor den glaslosen Fenstern. Ein paar leere Getränkekisten, Pappkartons und Benzinkanister waren auf einer Seite einer schlichten Holzbank aufgestapelt.
Onditi wollte gerade die Tür schließen, als Jack sie wieder aufriss und Onditis Hemd packte. »Also gut, Arschloch, jetzt reicht es. Du sagst mir, um was es geht, oder ich werde –«
Ein Polizist riss Jack von Onditi weg. Der andere richtete eine Pistole auf sein Gesicht.
»Oh, Mr. Morgan«, sagte Onditi grinsend. »Passt Ihnen diese Unterbringung nicht? Ist der Raum vielleicht zu eng?«
Jack schwieg, bedachte Onditi aber mit einem kalten Blick.
»Nicht wie Ihre schicke Wohnung, in der Sie Ihre Huren unterhalten, wie? Oder sollte ich Massaihuren sagen? Das ist doch Ihre Spezialität, oder?«
Onditi ging lachend davon. Der Polizist schlug Jack die Tür vor der Nase zu.
Kapitel 31
Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
In seinen Buch The Massai: Their Language and Folklore (1905) behauptete Sir Claude Hollis, die Massai würden aussterben, wenn es ihnen nicht gelänge, einen friedlichen Übergang in die Welt des weißen Mannes zu vollziehen.
Wenn man die leidenschaftliche Entschlossenheit der Massai bedenkt, sich von der modernen Welt zu isolieren, könnte man auch behaupten, dass solch ein erfolgreicher Übergang tatsächlich bedeuten würde, dass die Massai als Volk bereits ausgestorben sind.
M alaika entfernte ein Dachpaneel, und das goldene Licht des Nachmittags fiel auf die Wand der Hütte. Sie saß neben Kokoo auf dem Bett, einer niedrigen Fläche aus Holzlatten und Fellen, und kämpfte mit den rauen Seilen an den knochigen Hand- und Fußgelenken der alten Frau.
Zwei von Mengorus Männern hatten die beiden Frauen gefesselt und geknebelt, nachdem die
Moran
sich geweigert hatten, Kokoo anzurühren. Nachdem Bear und Jack umgekehrt waren, waren die Männer zurückgekommen, um ihnen die Fesseln wieder abzunehmen, aber offenbar hatten die Massai sie vor Kokoo gewarnt, denn sie hatten einen weiten Bogen um die alte Frau gemacht und nur Malaika befreit.
Sie rieb die
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