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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Wagen sitzen blieb.
    Uniformen hatten etwas von ihrer Bedrohlichkeit verloren.
    Es war noch nicht so lange her, dass der Seitenblick eines Uniformierten Jack die Kehle zugeschnürt hatte. Wie am Flughafen in Sydney, als der Polizist seinen Pass aufklappte. Er hatte sich das Bild angesehen, dann das Gesicht hinter dem Glas. Jack hatte gegen den Drang zu schlucken angekämpft. Sie waren ihm gefolgt. Sie wussten, wer er war. Der Einwanderungsbeamte sah ihn ein zweites Mal an. Länger. Es kam Jack vor wie Minuten. Er wich dem Blick nicht aus.
    Schließlich drückte der Beamte einen Stempel auf die offene Seite, klappte den Pass zu und schob ihn zurück. »Eine sichere Reise nach Nairobi, Sir.«
    »Danke … vielen Dank.«
    Die Angst hatte Nuancen. Zu Beginn war sie vollkommen urtümlich gewesen – die Angst vor etwas Unbekanntem. Was würde geschehen, wenn sie ihn mit der Tragödie in Verbindung brachten? Vergeltung und Strafe. Öffentliche Schmähung.
Feigling!,
würden sie schreien. Jack stellte sich vor, wie er vor Gericht stand. Der Staatsanwalt, der auf und ab ging.
Gehen wir noch einmal die Ereignisse am Strand durch, Mr. Morgan.
Er wollte alle Tatsachen und die Umstände wissen. All die schmutzigen Einzelheiten. Ein Keuchen von den Geschworenen. Die Presse, die sich beeilte, ihre Artikel durchzutelefonieren.
    Aber die Angst hatte auch etwas Gutes. Solange sie seinen Geist beherrschte, schützte sie ihn vor den schmerzlicheren Gefühlen, die folgten, wenn seine Gedanken zu O’Hara zurückkehrten. Sie wurde wieder zu einer Person. Obwohl er nur sehr wenig über sie gewusst hatte und nicht einmal sicher gewesen war, was ihren Namen anging, musste sie jemandes Freundin, Geliebte oder Ehefrau gewesen sein.
    Er wurde depressiv. Die Panikattacken wurden schlimmer.
    Liz hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte. Er musste sich vor ihrem Blick verbergen, bis er eine Möglichkeit fand, mit ihren fragenden Blicken zurechtzukommen. Er wusste, mit der Zeit würde er alles in eine andere Perspektive rücken können. Also unternahm er einen Ausflug in den Busch. Aber das Bedauern über ein verlorenes Leben und enttäuschtes Vertrauen folgte ihm durch die heißen Outback-Nächte, und er erwachte mit einem Schluchzen in der Kehle und dem Gefühl, dass die Hütte sich um ihn schloss wie eine Zwangsjacke aus Wellblech.
    Eines Nachts, als die Panik ihn besonders brutal traf und er sie nicht beherrschen konnte, rannte er nackt aus der Hütte. Er hielt nicht am schlammigen Rand des Wasserlochs inne, sondern stapfte um sich schlagend hinein. Als er wieder herauskroch, war er mit Schlamm und Kuhdung überzogen.
    Der Polizist kam zum Wagen zurückstolziert, öffnete die Tür, schwang sich hinein und schloss die Tür wieder. Er zeigte seinem Partner eine kleine Faust voll Banknoten. Gedämpftes Lachen erklang aus dem Wagen. Sie fuhren davon.
    Jack blieb bis nach Mitternacht in seinem Gartenversteck, aber die Erinnerung wollte nicht weichen. Er verfluchte sich. Er verfluchte O’Hara.
    Warum hatte er nicht aufhören können, bevor diese Frau tot am Stand lag, das Hirn auf dem weißen hawaiianischen Sand verspritzt?
     
    Jack stieß das Papiermesser in den Schreibtisch. Es wackelte hin und her. Er griff nach dem Telefon, hielt inne, warf den Hörer wieder hin. Nach drei Schritten auf seine Bürotür zu kehrte er an den Schreibtisch zurück und ließ sich erneut auf den Stuhl sacken.
    »He, Jack, Kumpel. Wie geht’s?«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst – ziemlich beschissen.«
    »Ho! Was ist los? Du siehst aus, als hätte jemand gerade in den Hut gekotzt.« Bear drehte den Besucherstuhl herum und setzte sich rittlings darauf, die Arme auf die Rückenlehne gestützt.
    »Diese Person ist einfach unglaublich.« Jack drehte den Stuhl von einer Seite zur anderen.
    »Welche Person? Wovon redest du?«
    »Diese … diese Klugscheißerin drüben bei AmericAid. Bildet sich ein, dass ich versuche, sie anzumachen oder so.«
    »Tatsächlich? Und, hast du es versucht?«
    »Nein.«
    »Wie kommt sie dann auf die Idee?«
    »Ich habe dem Kerl, der sie belästigt hat, eine gescheuert.«
    »Noch eine?« Bär lächelte ungläubig. »Mann, du bist wirklich ein streitsüchtiger Bursche.«
    »Nein! Es ist die Gleiche. Die vom Carnivore.«
    »Die mit den Beinen? Ich dachte, du hättest sie tatsächlich angraben wollen?«
    »Nein, wollte ich nicht.«
    »Scheiße, Mann. Jetzt blick ich nicht mehr durch. Freitagnacht auf dem Weg nach Hause hast du mir

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