Die Tränen der Massai
erzählt, was für eine tolle Frau du gerade kennen gelernt hast.«
»Ich habe gesagt, wie toll diese Massaifrauen aussehen.«
»Na gut. Und jetzt bist du sauer auf sie, weil … warte mal! Hast du AmericAid gesagt?«
Jack nickte bedrückt.
»O Scheiße.«
»Genau. Der Alte wird ziemlich sauer sein, wenn wir bei dieser Sache die Unterstützung von AmericAid verlieren.«
Baer schüttelte den Kopf. »O Mann.«
Jack schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Schon gut! Ich rufe sie an.« Er griff nach dem Hörer, dann warf er ihn wieder auf die Gabel. Es würde besser sein, zu warten, bis Baer weg war. »Aber erst muss ich noch ein paar andere Dinge erledigen.«
»Ja, du musst Sackleinen und ein bisschen Asche finden.« Bear stand auf, schob den Stuhl auf den Schreibtisch zu und blieb in der offenen Tür noch einmal stehen.
»Asche?«
»Braucht man für einen Bußgang nicht Sack und Asche?« Bear wich dem Bleistift aus, der gegen die Tür klapperte. Jack konnte hören, wie das Lachen seines Freundes den Flur entlang verhallte.
Es klingelte und klingelte. Er wollte gerade auflegen, als eine seidige Stimme sagte: »Malaika Kidongi.« Zumindest hatte sie sich wieder beruhigt.
»Hallo, hier spricht Jack Morgan.«
»Ja.«
»Vom UN -Entwicklungsprogramm.«
Schweigen.
»Ms. Kidongi?«
»Ja, ich höre.«
»Hören Sie, Sie sind nicht –« Er hielt inne und verfluchte sich. »Sie sind nicht gerade gesprächig.«
»War es das, was Sie sagen wollten? Ja? Ich bin nicht gesprächig … Lassen Sie mich darüber nachdenken. Ich glaube, die Antwort lautet:
Warum sollte ich?«
»Diese persönlichen Angelegenheiten sollten unserer Zusammenarbeit nicht im Weg stehen.«
»Zusammenarbeit? Wir arbeiten zusammen?«
Er stützte die Stirn in die Hand. So hatte er sich das nicht vorgestellt. »Also gut, wir hatten keinen guten Anfang, Sie und ich. Bei dem Projekt. Können wir das nicht einfach alles vergessen und eine weitere Besprechung ansetzen?«
Beunruhigende Stille folgte, dann sagte sie: »Ich denke schon.«
»Gut. Morgen früh?«
»Hm. Tut mir Leid, nein, morgen früh habe ich zu tun. Wir treffen uns Donnerstagnachmittag um drei.«
»Donnerstagnachmittage sind schwierig für mich.«
Wieder Schweigen am anderen Ende.
»Schon gut, schon gut. Donnerstagnachmittag.«
»Auf Wiederhören, Mr. Morgan.« Dann legte sie auf.
Der gleiche junge Mann führte Jack ins Konferenzzimmer. »Ms. Kidongi wird sofort kommen«, sagte er mit etwas, das aussah wie ein verschwörerisches Männerlächeln.
Jack legte den Aktenordner ans Kopfende des leeren Tischs. Er betrachtete ihn und rieb sich das Kinn. Nach kurzem Nachdenken schob er den Ordner vor einen Platz an der Seite, mit dem Rücken zum Fenster. Er setzte sich hin und versuchte, entspannt zu wirken, einen Arm lässig über die Sitzlehne gelegt, in der Hoffnung, so auszusehen, als betrachtete er die Aussicht. Vom Fenster aus war nur eine weitere Wand zu sehen, an der Rohre angebracht waren. Darunter zog sich die Gasse hinter der Haile Selassie Avenue trostlos durch ein Meer von Papiermüll.
Er wollte gerade einen dritten Platz ausprobieren, als sie mit einem Stapel Akten unter dem Arm in den Konferenzraum stürzte. Er zuckte zusammen und setzte sich gerader hin.
»Tut mir Leid, dass ich zu spät komme, Mr. Morgan.« Sie setzte sich an den Kopf des Tischs.
»Kein Problem.«
»Das hier ist Ms. Githu. Sie wird Protokoll führen.«
Sie nickten einander zu.
»Kaffee ist unterwegs«, fuhr sie fort. »Also, sollen wir anfangen?«
»Gerne.«
Jack legte den dünnen Aktenordner auf den Tisch. Er hatte die offizielle Akte, die einen endlosen Strom unbedeutender Memos und Besprechungsprotokolle enthielt, nicht mitgebracht. Ein Haufen Mist, hatte er diese Dinge Bear gegenüber kurz und bündig beschrieben. Dieses Projekt würde keine Chance haben, bevor Malaika Kidongi die Szene betrat.
Sie schob ihm eine getippte Liste zu und begann. Jack musste sich sofort anstrengen, denn die meisten Akronyme waren ihm fremd.
Die ersten Punkte der Liste definierten das Ausmaß des Projekts. Das integrierte Entwicklungsprogramm hatte sich die Provinz Nyanza zum Ziel genommen, die Gegend rund um die Stadt Kisumu am Viktoriasee. Das Versuchsprojekt würde in einem abgelegenen, unterentwickelten Bereich am Rand des ostafrikanischen Grabenbruchs in der Nähe des Masai-Mara-Nationalreservats stattfinden. Das Hilfsprojekt an sich war nichts Neues, aber wie Bhatra bei jeder
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