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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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in ihren Schläfen pulsierte nervös, während sie vergeblich versuchte, sich zu beruhigen.
    Die Strecke von Dijon nach Paris hatte Tania so gut wie verschlafen; sie war dann zwar auf der Straße nach Tours aufgewacht, aber gleich wieder eingenickt, sodass die kleine Valentine abwechselnd von Alix und Angela in den Armen gewiegt wurde.
    Leo fuhr beim Hôpital du Saint-Esprit und über die breite Rue Saint-Martin in die Stadt. Es war Winter geworden, und eisige Windstöße fegten durch die Stadt.
    Als ihre Kutsche die Kirche Saint-Julien passierte, bekam Alix plötzlich Angst. Sie war nicht mehr ungeduldig, sondern fürchtete sich mit einem Mal vor ihrer Rückkehr nach Hause. Ihr graute vor der Vorstellung, von den Ereignissen der letzten Monate erzählen zu müssen. Angelas aufmunterndes Lächeln tröstete sie ein wenig, und sie versuchte sich einzureden, dass sie nur den unangenehmen Anfang überstehen müsse, damit sie herzlich willkommen geheißen würde und sich so schnell wie möglich wieder an die Arbeit in ihren Werkstätten machen konnte.
    Einen Augenblick lang war sie versucht, sich in Alessandros Haus am Hauptplatz zu flüchten – das jetzt ihr gehörte, weil er es ihr vor der Abreise nach Florenz geschenkt hatte. Doch sie besann
sich und nahm die kleine Valentine auf den Arm, um sich Mut zu machen.
    »Fahr uns nach Hause, Leo!«, rief sie dem Kutscher aus dem Wagenfenster zu. Als ihr einfiel, dass er nicht wissen konnte, welches Haus sie meinte, fügte sie schnell »Place Foire-le-Roi« hinzu.
    Dann ging alles blitzschnell und wie im Traum. Tania war aufgewacht und wiegte jetzt wieder das Kind. Die Pferde liefen durch das große Wagentor, und die Kutsche blieb im Hof stehen. Leo saß noch einen Moment auf seinem Kutschbock, aber Alix sprang aus dem Wagen und die alte Bertille riss die Tür auf und rief immer wieder: »Gütiger Himmel! Dame Alix! Ihr seid wieder da! Was für ein Segen!«
    Es war früh am Abend, und Alix hatte ihre Leute beim Abendessen aufgeschreckt. Wie durch einen Nebel sah sie alle auf sich zukommen. Erst die Bertille, die sie an ihren mächtigen Busen drückte und ein bisschen vor den Blicken der anderen versteckte. Als sie sich endlich von ihr losriss, kam Julio und umarmte sie, während er sich schon nach Angela umsah. Die beiden fielen sich um den Hals und küssten sich. Sie liebten sich also noch immer, die Trennung hatte ihrer Leidenschaft nichts anhaben können.
    Pierrot hörte sich erst Bertilles etwas eintönige Litanei an, um sich dann selbst zu Wort zu melden.
    »Oh, wie schön! Wir mussten lange auf Euch warten, Dame Alix. Wir haben uns schon gefragt, ob Ihr überhaupt noch diesen Winter zurückkommt. Wie ich mich freue! Nicht dass wir hier keine Arbeit hätten oder wir uns ohne Euch gelangweilt hätten. Aber es ist richtig gut, dass Ihr wieder da seid. Wie ich mich freue!«
    Der gute Pierrot, er konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Wie groß er geworden war! Alix fuhr dem Jungen durch sein struppiges Haar und lächelte ihn an.
    Dann ließ sie Pierrot stehen, der nicht müde wurde zu wiederholen, wie sehr ihn dieses Wiedersehen freute, und ging ins Haus zu Mathias.
    Mathias, der Alix mit seinen blauen Augen zu verschlingen schien. Sie versuchte das leichte Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, während er sie reglos anstarrte. ›Er hat sofort gesehen, dass ich leide‹, dachte sie sich und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
    Wie sehr er sich seit ihrer Abreise verändert hatte! Er hatte sich einen harten Panzer zugelegt. Alix hatte sich nicht getäuscht, sie schätzte ihn ganz richtig ein. Um nicht wieder den gleichen Fehler wie beim letzten Abschied von ihr zu begehen, umarmte er sie nur flüchtig, aber ganz kurz spürte sie seine starken, warmen Hände auf ihrem Rücken. Sie hatte sogar das Gefühl – aber vielleicht bildete sie es sich auch nur ein –, sie hätten ein wenig gezittert. Aber sie war sich nicht sicher und fragte sich, ob er sie wohl noch immer liebte.
    Jetzt endlich bemerkten die vier auch Tania, die Valentine auf dem Arm hatte. Die Bertille schlug die Arme über dem Kopf zusammen und rief:
    »Wer ist denn die Kleine da?«
    Sie begutachtete Tania in der irrigen Annahme, das Kind wäre ihre Tochter. Bestimmt war sie eine junge Dienerin oder Arbeiterin, die Alix aus Italien mitgebracht hatte. Tania war ihr auf Anhieb sympathisch. Mit ihrem hübschen, sanften Gesicht sah sie Angela sehr ähnlich, nur dass die eine braun und die andere blond war.
    Die

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