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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Tours eintraf.
     
    Alix ging in nahezu alle Gasthäuser der Stadt und fragte nach Mathias, aber ohne Erfolg. Keiner hatte den »Mann aus Lille«, wie ihn hier alle nannten, gesehen. Nach jeder neuen abschlägigen Antwort machte sich Alix noch mehr Sorgen um den Freund.
    Einer gab ihr den Rat, am Loire-Ufer zu suchen, falls Mathias nur spazieren gegangen war. Alix fand den Ausdruck spazieren sehr unpassend und spürte, wie ihre Sorge in Angst umschlug.
    Trotzdem wollte sie sich später nicht den Vorwurf machen müssen, sie hätte den Rat nicht befolgt und wäre nicht jedem kleinen Hinweis nachgegangen. Am nächsten Morgen sattelte sie gleich bei Sonnenaufgang Jason und ritt an der Loire entlang.
    So früh am Tag traf sie hier nur auf Fischer, die gespannt die Netze beobachteten, die sie am Vorabend ausgelegt hatten. Keine Spur von Mathias. Dennoch hielt sie an, als sie einen kleinen Kahn entdeckte, der friedlich auf dem Wasser schaukelte, stieg vom Pferd und ging näher hin, um sich das Boot genauer anzusehen.
    Als sie einer der Fischer fragte, was sie suche, antwortete sie nur knapp:
    »Ich suche einen Mann.«
    Der Fischer brach in Gelächter aus, und bald taten es ihm alle anderen nach, ehe sie der hübschen jungen Frau eine passende Antwort gaben:
    »Dein Mann hat sich nicht ersäuft, das hätten wir gesehen. Besser gehst du in den Tavernen nach ihm suchen. Wahrscheinlich hat er einfach zu viel Wein gesoffen!«
    »Da war ich schon überall, habe ihn aber nicht gefunden«, sagte Alix und zuckte ratlos die Schultern.
    »Dann ist er eben mit einer anderen auf und davon. Damit musst du dich wohl abfinden, schönes Kind!«
    »Wieso denn?«, lachte ein kahlköpfiger kleiner Mann, der gerade sein Netz am Ufer ausbreitete. »Nimm einfach mich, ich bin noch zu haben und hätte nichts dagegen, deinen Mann zu vertreten!«
    Das mickrige Männchen mit seinen krummen Beinen, die in einer grauen Unterhose steckten, und seinem nackten Oberkörper riss theatralisch die Arme gen Himmel und rief:
    »Und du kriegst von mir jeden Abend Fisch zum Essen. Das schwör’ ich dir bei meiner Ehre als Fischer von Tours!«
    Wieder brachen alle in lautes Gelächter aus. Alix winkte nur verärgert ab, bestieg ihr Pferd und ritt weiter. Am Ende eines Weges, auf dem sie in die Stadt zurückreiten wollte, entdeckte sie einen Bauernhof und hielt an dem hölzernen Tor zu einem kleinen Hühnerhof, auf dem sich einiges Federvieh hüpfend und gackernd um das magere Futterangebot zankte.
    Eine Frau erschien vor dem Haus, und Alix sah, wie ein paar Hühner rasch durch die geöffnete Haustüre schlüpften. Wahrscheinlich gab es wie in den meisten Bauernhäusern nur einen großen Raum mit gestampftem Erdboden. Als hätten die Hühner nur auf diese Gelegenheit gewartet, verdrückten sich bald alle eins nach dem anderen ins Haus.
    »Was wollt Ihr?«, fragte die Bäuerin, ohne sich von ihrem Beobachtungsposten zu rühren.
    Alix zögerte. Bestimmt machte sich die Frau wie die Fischer auch nur über sie lustig, wenn sie ihr sagte, wonach sie suchte. Sie ging ein paar Schritte auf die Bauersfrau zu und stellte fest, dass die noch sehr jung war und ein schönes Gesicht und wache, freundliche Augen hatte.
    »Ich suche einen Mann«, brachte sie schließlich doch heraus.
    Weil die junge Bäuerin nicht antwortete, zuckte sie nur die Schultern und fuhr mit enttäuschter Stimme fort:
    »Aber wie hättet Ihr ihn auch sehen und warum hätte er hier herkommen sollen? Bitte entschuldigt, es tut mir leid, dass ich Euch gestört habe.«
    »Ihr stört mich nicht«, antwortete die Bäuerin und schüttelte den Kopf. »Wie sieht er denn aus?«
    »Er ist groß und stark, ein schöner Kerl, mit blauen Augen und rotblondem Haar.«
    »Ist er Euer Mann?«, fragte die Frau und zwinkerte Alix zu.
    »N… nein.«
    »Ach so.«
    Wie hätte sie der freundlichen Bauersfrau das alles erklären sollen, die sie gar nicht unwillig, sondern eher mitleidig ansah? Leider hatte sie Mathias aber tatsächlich nicht gesehen, wie sie gleich erklärte.
    »So einen Mann hab’ ich nicht gesehen, sonst hätt’ ich’s Euch auf jeden Fall gesagt.«
    »Bestimmt«, antwortete Alix und nickte.
    »Habt Ihr schon am Flussufer nach ihm gesucht?«
    »Da komme ich gerade her.«
    »Und im Hafen?«
    »Nein, aber das kann ich ja noch machen.«
    »Geht zu den Dockarbeitern, die sind jetzt bestimmt beim Löschen. Die hören und sehen alles, denen entgeht nichts.«
    »Das ist eine gute Idee! Danke, ich mache mich

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