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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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ich hätte ihm nur von seinem Kontrahenten Monseigneur de Beaune erzählen müssen.«
    »Monseigneur de Beaune!«
    »Ihr wisst wohl noch nicht, dass soeben der neue Erzbischof von Tours ernannt worden ist?«
    »Nein.«
    Domherr André Mirepoix gab sich beiläufig, obwohl er seiner guten alten Freundin in allen Einzelheiten von der Geschichte berichten wollte.
    »Oh ja, im Erzbistum kündigen sich viele Veränderungen an, weitreichende Veränderungen!«
    Er spielte mit seinem Rosenkranz, der nicht mehr aus dicken Holz- sondern aus zierlichen Bronzeperlen war. Der Gürtel, an dem er hing, war aus weichem Leder, kein grober Strick mehr wie früher. Er wand sich auch nicht mehr um eine einfache braune Kutte, sondern um ein edles Gewand aus feinem schwarzen Stoff mit purpurroten Satinstickereien an Kragen und Ärmeln.
    Seit er in Tours war, ging es für André Mirepoix in der Kirchenhierarchie steil bergauf. Wieder spielte er mit dem zierlichen Rosenkranz aus Bronze, und sein rundes, rosiges Gesicht leuchtete vor Freude.
    »Um genau zu sein, handelt es sich um Monseigneur Martin de Beaune«, erklärte er. »Wie der Zufall es will, ist sein Bruder Guillemin ein enger Freund meines Bruders Jacques.«
    »Was für ein großes Glück für Euch, André!«
    »In der Tat, ein wahrer Segen! Und das wie durch ein Wunder
ausgerechnet jetzt in meinem neuen Amt. Ich bin überzeugt, wir beide werden ausgezeichnete Arbeit leisten, und die Stadt Tours kann dabei eigentlich nur gewinnen. Eure Feinde werden es sich in Zukunft gründlich überlegen, ob sie ihre Drohungen wiederholen wollen!«
    »Glaubt Ihr wirklich?«
    »Da bin ich mir ganz sicher. Außerdem werde ich Euch Bischof Beaune vorstellen, sobald er in sein neues Amt eingeführt worden ist. Aber sprecht mit niemand darüber, die Ernennung ist noch streng geheim.«
    Dann nahm er ihre Hand und sah Alix in die Augen. Mit einem Mal war die Heiterkeit aus seinem Gesicht gewichen und machte einem Ausdruck tiefer Besorgnis Platz, den Alix sofort bemerkte.
    »Mathias wirkt sehr verzweifelt. Wisst Ihr, warum?«
    Jetzt machte ihr Herz einen Freudensprung.
    »Ihr habt ihn gesehen? Wo ist er?«
    »Im Pfarrhaus, wo er sicher noch eine Nacht verbringen wird, weil er nicht aus noch ein weiß. Was ist denn geschehen?«
    Alix zuckte hilflos die Schultern und sah auf einmal sehr müde aus.
    »Das Leben, André! Das Leben meint, es müsse alles bestimmen. Wisst Ihr noch, wie ich erst Jacquou und dann mein Kind verloren habe? Ich war so schrecklich unglücklich, dass ich nicht mehr wusste, was ich überhaupt auf der Erde verloren habe. Erinnert Ihr euch noch, André? Damals hättet Ihr alles getan, um wieder einen Funken Hoffnung in meinen Augen zu sehen.«
    »Natürlich erinnere ich mich.«
    Wie hätte Bruder André auch diesen leidenschaftlichen Kuss vergessen sollen, den er Alix auf die Lippen gedrückt hatte, um irgendwie ihren Lebensmut zu wecken? Die Versuchung war einfach übermächtig gewesen, und wenn er sich auch geschworen
hatte, so etwas nie wieder zu tun, konnte er es dennoch nicht ungeschehen machen. Damals hatte der kleine Mönch dann auch beschlossen, aus dem Schattendasein zu treten, das er in der trostlosen Pfarrei von Reims inmitten seiner Heilpflanzen führte.
    »Wäre da nicht die Sorge um Mathias, wäre ich vollkommen glücklich, André. Auf eine andere Weise als früher, das Leben und die Arbeit mit meinen Werkstätten macht mir wieder Freude. Aber ebendieses neue Glück lässt meinen lieben, treuen Freund Mathias verzweifeln.«
    »Geht zu ihm, Alix. Er ist sehr unglücklich.«
    »Hat er Euch etwas erzählt?«
    »Nein, aber seine Augen sprechen Bände.«
    »Was haben sie Euch gesagt?«
    Er ließ ihre Hand los und seufzte.
    »Ich weiß, dass er Euch liebt, Alix. Das habe ich sofort gespürt, als ich zu Euch kam. Er liebt Euch, auch wenn er immer an seine Florine denken wird, so wie Ihr an Jacquou.«
    Er wich ihrem Blick nicht aus.
    »Ihr habt es eben sehr richtig formuliert: Das Leben will immer alles in die Hand nehmen. Mathias liebt Euch, aber Ihr liebt einen anderen. Vergesst nicht, dass Ihr nach dem Tod Eures Kindes ohne jede Freude, ohne Kraft und Antrieb wart. Mathias hätte alles darum gegeben, hätte er Euch Euer Leid und Euren Kummer abnehmen können. Er hat auf Euch gehofft und an Euch geglaubt. Er hat Euch so ungeduldig zurückerwartet, wie es nur Liebende tun.«
    Als Alix schwieg, fuhr der Domherr fort:
    »Und dann kommt Ihr wieder und seid völlig verändert. Die

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