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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Alessandro, Catherine«, sagte sie leise zu ihrer Freundin. »Die beiden verstehen sich nicht besonders gut.«
    Catherine sah sie verdutzt an und brach dann in Gelächter aus.
    »Einverstanden! Aber gut, dass Ihr mich gewarnt habt. Dann soll ich ihm also nicht erzählen, woher das viele Geld kommt, das ich mir für den Bau von Chenonceau geliehen habe?«
    »Auf keinen Fall!«
    »Übrigens, da wir gerade bei dem Thema sind«, sagte Catherine leise, »glaubt Ihr, ich kann ihn um weitere Kredite bitten?«
    Alix zitterte, und ihr Herz machte einen Satz. Lieber Himmel, sie durfte jetzt nicht in Liebeskummer versinken. Was sollte sie ihrer Freundin antworten? Würde sie Alessandro überhaupt wiedersehen? Wie viele Nächte musste sie schlaflos zubringen? Konnte sie sich mit voller Kraft ihren neuen Aufgaben widmen, wenn sie wusste, dass es zwischen ihnen aus und vorbei war?
    »Alix«, hörte sie Catherine wie durch einen Nebel sagen.
    Catherine wunderte sich, dass sie die Freundin mit ihrer Frage so abgelenkt hatte.
    »Ihr müsst ihn einfach fragen, Catherine.«
    Dann gingen sie in die Werkstatt zurück, und Alix beschloss, ihre Ängste und Sorgen zu verdrängen.
    »Ich möchte Euch gern von meinen neuen Aufträgen berichten, und Ihr sollt mir sagen, was Ihr davon haltet.«
    »Genau darum wollte ich Euch gerade bitten.«
    Als Catherine dann vor den Jungfrauen des Vatikans stand, war sie restlos begeistert.
    »Genauso hätte ich es mir vorgestellt – bis auf eine Kleinigkeit.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Das hier sind Madonnen, wie unschwer zu erkennen ist. Könntet Ihr solche Frauenfiguren auch ohne das Gesicht, die Kleidung und die Haltung einer Madonna gestalten?«
    »Denkt Ihr dabei vielleicht an Göttinnen, Nymphen oder Amazonen?«, fragte Alix nachdenklich. »Das würde mir auch sehr gefallen.«
    Catherine war unschlüssig, hatte aber eher an Musen oder Sylphen gedacht.
    »Eure Madonnen passen jedenfalls nicht nach Chenonceau.«
    »Wollt Ihr denn von mir etwas für Schloss Chenonceau bestellen?«
    »Aber ja doch, was haltet Ihr von einem Ensemble aus vier oder sechs Wandteppichen für meinen größten Saal?«
    »Das wäre wunderbar! Wir sollten gleich die Einzelheiten besprechen. Darf ich Euch zum Abendessen einladen, Catherine? Ihr würdet mir eine große Freude machen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch gern bis morgen bleiben und bei mir übernachten.«
    »Vielen Dank, ich nehme die Einladung gern an.«

14.
    Zwei Monate später wurde es allmählich Winter, und Marguerite weinte in ihr feines Batisttaschentuch. Am Hofe waren die Eroberungen des kühnen Nemours in aller Munde, der unglücklicherweise bei der ruhmreichen Schlacht gefallen war, die er in Ravenna an der Adria geführt hatte, während das Heer südlich von Venedig lagerte.
    Gaston de Foix, Duc de Nemours, war ein hervorragender Feldherr gewesen, und auch Ludwig XII. weinte um ihn, als er sich kurzfristig in Amboise aufhielt, allerdings aus anderen Gründen. Auch wenn Marguerite gewusst hatte, dass der verführerische Nemours nie ihr Ehemann geworden wäre, tröstete sie sich doch mit den Gedanken an ihn. Für sie blieb Nemours ein edler und geheimnisumwobener Kriegsheld.
    Ein anderer Feldherr, der ebenso ruhmreich, aber glücklicher als sein Gefährte war, kam dafür unversehrt aus Italien zurück, nämlich der ehrgeizige Herzog Charles de Bourbon, der nicht etwa zu seiner trübsinnigen Gattin Suzanne de Bourbon eilte, sondern nach Amboise, wo er mit Louise und ihren Kindern seinen jüngsten Feldzug nach Mailand feiern wollte. Später bliebe ihm noch genug Zeit für seine Frau. Im Augenblick zählte für ihn nur seine Geliebte Louise, die zukünftige Königinmutter.
    Und während die Lebenden die Toten beweinten, leitete Louis XII. die Versammlung der hohen Geistlichkeit in Tours, auf der Martin de Beaume zum neuen Bischof ernannt wurde, und anschließend den Ministerrat, wo sich der König mit Unterstützung
einiger mächtiger Geldgeber bemühte, die von den Italienkriegen geleerte Staatskasse wieder zu füllen.
    In Blois versuchte Königin Anne, erschöpft von ihren fruchtlosen Mutterschaften, aber voller Energie im Kampf gegen den gefürchteten Aufstieg von François d’Angoulême, dem König immer noch einzureden, er könnte einen Thronfolger bekommen.
    Zur gleichen Zeit hatten Louise und Alix freudige Nachrichten erhalten. Während die eine in Amboise Charles de Bourbon erwartete, freute sich die andere in Tours auf den Besuch von Alessandro Van de

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