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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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wir wieder zusammen sind. Wir verstehen uns sehr gut, und ich bin froh, dass sie Euch gefunden hat. Ich wünsche Euch beiden alles Glück der Erde, Sire Van de Veere. Ihr werdet wunderbare Tage in Amboise verbringen. Das Leben auf dem Schloss ist viel angenehmer als das Leben in einer Werkstatt, und Alix braucht das manchmal, um auf andere Gedanken zu kommen.«
    Erleichtert setzte Alessandro seine Reise fort. Alix nahm ihm seinen dummen Eifersuchtsanfall also nicht mehr übel, und er malte sich aus, wie er ihr eines Tages die Schönheiten von Florenz zeigen würde. Leider war dieser Tag noch in weiter Ferne, und er wünschte sich, dass Alix öfter bei ihm wäre. Ob sie diesen Wunsch teilte? Nach ihrem Streit wollte er ihr diese Frage aber lieber nicht stellen. Die Frauen dieser Familie aus dem Val de Loire waren ihrem Wesen nach echte Florentinerinnen. Angesichts der kecken, beinahe frechen Blicke dieser mehr als hübschen Constance erwartete man alles andere als ein schüchternes, unterwürfiges junges Mädchen.
    Wenige Minuten später erreichte Alessandro den Ortsausgang von Nevers, aber kurz nach Bourges, auf der Straße nach Romorantin in Richtung Amboise und Tours, geriet er in ernste Schwierigkeiten.
    Dichter Nebel breitete sich in der Dunkelheit aus, sodass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Alessandro versuchte sein verängstigtes Pferd zu beruhigen und ritt vorsichtig weiter. Nebel und Eiseskälte hielten sich hartnäckig, und außer ihm war niemand unterwegs, dem er sich bis zum nächsten Dorf anschließen konnte.
    Der Boden wurde von Stunde zu Stunde eisiger und glatter, und
als Alessandro in die Nähe von Romorantin kam, begann er sich ernsthaft Sorgen zu machen. Seit seinem ersten Besuch im Val de Loire hatte er noch nie ein derart garstiges Wetter erlebt. Nun konnte er sich vor Kälte kaum noch auf seinem Pferd halten.
    »Wenn der Nebel nicht weggeht, bin ich bald steif gefroren«, knurrte Alessandro. »Ich habe nicht mal eine Decke, um mich zu wärmen. Es ist wohl besser, ich sitze ab und gehe zu Fuß. Das Pferd ist wahrscheinlich froh, wenn ich es führe. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, wenn ich nicht erfrieren will.«
     
    Alix und Louise hatten es zwar auf Schloss Amboise warm und behaglich, waren aber sehr in Sorge und hofften auf mildere Temperaturen.
    Und als die Tage vergingen und auf den Straßen kein Durchkommen war, sagte sich Louise, dass Charles de Bourbon vielleicht doch von seiner eifersüchtigen Frau festgehalten wurde. Es war nämlich hinlänglich bekannt, dass diese unansehnliche und ständig kranke Frau noch immer ihren letzten Trumpf ausspielen wollte, um ihren schönen Gatten nicht zu verlieren: Sie wollte ihm einen Erben schenken, was äußerst heikle Nachlassregelungen zur Folge hätte, wenn Louise Mutter des Königs von Frankreich würde.
    Die Geburt eines Sohnes hätte zwar das Haus Bourbon mit größter Freude erfüllt, aber gleichzeitig Louise jeder Hoffnung auf ihre Ansprüche beraubt, die sie an die Reichtümer der Familie Bourbon hatte.
    Die Ehegatten sahen sich jedoch nur noch selten, weil Charles de Bourbon meistens unterwegs war – entweder nach Amboise oder in Italien.
    »Bei diesem Wetter kann man nur sehr schlecht reisen, Louise«, seufzte Alix, die seit dem frühen Morgen die Ungeduld ihrer
Freundin beobachtete, um sich von ihrer eigenen abzulenken, zu der sich auch noch die Furcht gesellt hatte, Alessandro wolle sie vielleicht doch nicht mehr sehen.
    »Ist es denn draußen immer noch eisig?«
    »Es ist viel zu vereist, als dass man sich auf die Straße wagen könnte! Die Reisenden kommen überhaupt nicht von der Stelle.«
    Louise ging ans Fenster und wollte einen Blick durch den Vorhang werfen. Sofort hatte sie das Gefühl, ein kalter Windhauch gelange ins Zimmer und bis unter ihr warmes Samtkleid, das ihr Catherine gerade zurechtgelegt hatte.
    Sie zitterte am ganzen Körper vor Kälte und blieb unentschlossen am Fenster stehen. Mit leisen Schritten und wie immer freundlich gestimmt, trat Antoinette zu ihr und schob den schweren Vorhang zur Seite.
    »Unten im Hof ist Euer Zimmermädchen, Louise. Was macht sie denn da?«
    Catherine hatte sich ein Wollcape über die Schultern geworfen. Offenbar hatte sie es sehr eilig gehabt, weil das Cape eigentlich nur ihren Oberkörper bedeckte und sie vor Kälte wie erstarrt war.
    Catherine sprach mit einem Lakaien, der ihr heftig gestikulierend eine augenscheinlich komplizierte Geschichte schilderte.
    »Lasst René

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