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Die Tränen der Vila

Die Tränen der Vila

Titel: Die Tränen der Vila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jaedtke
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der gebotenen Kürze unser Ziel zu erreichen. Die Tierkadaver rochen bereits faulig, und so blieben die mühselig bis hierher geschleppten Schafe und Ziegen als Festmahl für die Vögel zurück. Lediglich die Reste des Schweins und den Sack mit den Hühnern nahmen wir mit, außerdem Obst und Gemüse. Auf die Trage luden wir den Körper des einzigen Toten, der nicht im Moor versunken war.
    Wie ich zugeben musste, machte Herbort seine Sache gut, denn er fand erneut einen sicheren Weg. Da zudem heller Tag herrschte und auch die Nebel sich verzogen hatten, legten wir die Strecke ohne Zwischenfälle zurück und erreichten bald den Waldrand.
    „Jetzt fragt sich nur noch, wo wir sind“, sagte Hartmann, als die Männer seufzend vor Erleichterung festen Boden betraten. „Den ursprünglichen Weg werden wir nicht wiederfinden, also müssen wir entscheiden, wohin wir uns wenden sollen.“
    „Wir sind weit nach Norden abgekommen“, meinte Herbort, als Ordulf bereits den Mund öffnete. Der Freibauer verstummte; offenbar hatte er sich damit abgefunden, in seiner Eigenschaft als bevorzugter Ratgeber abgelöst worden zu sein.
    „Also eher nach Südwesten“, sagte Hartmann nachdenklich und prüfte den Sonnenstand. „Mitten hinein in den Wald.“
    „Wald ist jedenfalls besser als Moor!“, sagte Herbort, und die Männer pflichteten ihm bei.

Wie unser Verhängnis seinen Fortgang nahm
    Wir begruben den toten Willem an Ort und Stelle, so gut wir es vermochten, da wir uns statt eines Spatens unserer Waffen bedienen mussten. Theutbert sprach ein Gebet, in das er auch die Seelen jener drei einschloss, die im Moor versunken waren, und alle neigten demütig die Köpfe. Dann drängte Hartmann erneut zum Aufbruch.
    Es waren nur noch elf Mann, die sich in der zunehmenden Wärme des Vormittags ihren Weg durch den Kiefernwald bahnten: Hartmann und ich, Ordulf und Theutbert, Herbort und sechs weitere. Die Namen dieser sechs will ich nennen, da sie für die Schilderung der folgenden Ereignisse von Bedeutung sind. Da waren Ulfrik und Wibald, zwei Bauern von mittlerem Alter, ein junger Trossknecht namens Rodmer und ein Diener des Stadtpräfekten von Brunsvik mit Namen Huno. Die übrigen beiden waren Vettern und blieben stets beisammen. Einer von ihnen hieß Godefried, der andere hörte auf den Namen Volkrad und war eben derselbe, der mich am Vortag verdächtigt hatte, das Feuer im Dorf gelegt zu haben.
    Diese Männer also folgten uns, und trotz der Schrecknisse der vergangenen Nacht hob sich ihre Stimmung, je weiter wir wanderten und das Moor hinter uns ließen. Die Sonne schien warm, der Wald war verhältnismäßig licht, und bald fanden wir sogar einen Fußpfad, der geradlinig nach Westen führte. Gegen Mittag erreichten wir eine Lichtung, auf der ein einzelnes Gehöft in wendischer Bauweise mit mehreren Nebengebäuden stand. Hartmann ließ das Gelände von Herbort erkunden, der rasch zurückkehrte und berichtete, dass Haus und Hof verlassen seien. Daraufhin durchstöberten wir sämtliche Gebäude, fanden jedoch keinerlei brauchbare Beute. Hinter dem Haus gab es eine Vorratsgrube, deren Boden mit Getreide bedeckt war, doch die Ähren waren ungedroschen und roh. So rasteten wir lediglich für ein kurzes Mittagsmahl und vertilgten die kalten Reste des Schweins. Auch die Hühner wurden gerupft. Ordulf riet, sie zu rösten, bevor das Fleisch verdarb. Herbort dagegen warnte, dass der Rauch eines Feuers im Mittagslicht weithin zu sehen sei, und überzeugte Hartmann, bis zum Abend zu warten.
    Also brachen wir erneut auf, nunmehr in der Erwartung, binnen kurzem an das Ufer des Sees zu stoßen. Stattdessen jedoch wurde der Wald dichter, während der Weg sich in Kurven nach Norden wand. Ein leichter Nieselregen setzte ein, der Tag ging dahin, und die Männer wurden erneut unruhig. Am Ende blieb Hartmann nichts anderes übrig, als sich erneut nach einem Lagerplatz für die Nacht umzusehen.
    Diesmal wählten wir eine steinige Senke, die etwas abseits des Weges lag und frei von Bäumen war. Der Regen hatte aufgehört, so dass wir ein Lagerfeuer entzünden konnten, um die Hühner an Holzspießen zu braten.
    „Wir sind zu weit nach Norden abgekommen“, sagte Ordulf. „Das muss der Grund sein, warum wir nicht auf den See stoßen.“
    „Und was machen wir jetzt?“, fragte Huno.
    Mein Herr zuckte mit den Achseln. „Wenn der Weg sich nicht bald nach Süden wendet, müssen wir ihn verlassen und uns quer durch den Wald schlagen.“
    „Das verhüte

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