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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Loke, Bul, Bile und der arme Vile, und ihr säßet gefesselt auf einem Berg Pferdemist im Lager des Feindes.
     
    Der Pferch lag direkt unterhalb der Felsenbrücke. Deshalb hatten wir ihn von der Ebene aus nicht gesehen. Und ganz hinten an der Felswand hatten die Kretter dieses Dach errichtet. Es war so groß, dass viele solcher Hütten, in denen wir hier sitzen, darunter Platz gefunden hätten. Die Pferde drängten sich dicht um die Waldgeister herum, und die Kretter hüteten das Feuer, das vor dem Dachvorsprung brannte.
    »Ich habe Angst«, sagte Vile. Er saß neben Bile und starrte die Felswand an. Rücken an Rücken hinter ihnen hockten Bul und Loke.
    »Das ist nichts Neues, dass du Angst hast.« Bul presste die Lippen zusammen, sodass sein Gesicht mürrisch und verschlossen aussah.
    »Jetzt streitet euch nicht, Schüler!«
    Loke hob seinen Zeigefinger unter den Fesseln an. »Wir müssen jetzt zusammenhalten und darauf achten, nicht den Mut zu verlieren. Denn ein Waldgeist, der den Mut verliert, verliert…«
    »Was noch? Was kann denn sonst noch geschehen?« Bul trat gegen einen Pferdeapfel.
    »Du sollst den Trolljäger nicht unterbrechen, wenn er spricht«, sagte Loke und drehte seine Nase so weit wie möglich weg. »Ich habe niemals den Mut verloren, und ich will nicht hoffen, dass meine Schüler das tun, nur weil wir hier ein bisschen gefesselt sind. Und außerdem…«
    Loke wurde plötzlich still. Er starrte mit kugelrunden Augen zwischen seine Füße.
    »Und was außerdem?« Bul atmete so tief ein, wie es die Fesseln zuließen.
    »Hol nicht so tief Luft«, beklagte sich Vile.
    »Nein, du musst ruhig sitzen, Bul. Vile hat das Seil über dem Hals.« Bile drehte seinen Kopf zur Seite und flüsterte. »Bitte ihn, sich ruhig zu verhalten, Loke!«
    Loke starrte noch immer zwischen seinen Rindenstiefeln hindurch. Dann schluckte er und leckte sich die Lippen.
    »Die Wurzel!« Er beugte sich vor und begann an den Seilen zu zerren. »Pferdefutter! Wir sitzen ja mittendrin!«
    »Nicht du auch noch!« Bile schüttelte den Kopf und blies seinen Magen auf, während Vile nach Luft schnappte.
    »Die ist rot und rund, nicht wahr?« Loke sah zu Bul hinüber, während sich die Fesseln auf seiner Brust strafften. Dann schob er die Stiefel um etwas im Schnee zusammen, verlor es und versuchte es erneut.
    »Wir haben sie gefunden!« Er klemmte seine Rindenstiefel zum dritten Mal zusammen und hob seine gestreckten Beine an. »Schüler, wir haben sie gefunden!« Zwischen den Riemen seiner Stiefel klemmte eine etwa daumengroße Wurzel, an deren roter Schale noch Reste von Pferdemist hingen.
    »Die Rote Runde Wurzel!« Bul riss die Augen auf.
    »Und die lag die ganze Zeit hier vor meinen Beinen«, jubelte Loke. »Die war wohl schon mal in einem Pferdemagen, aber das muss der Gamle dann eben ertragen.«
    Da begannen die Pferde zu wiehern. Sie trampelten unruhig im Schnee und drängten sich nach vorn.
    »Das ist wieder der Wächter!« Bul drückte seinen Rücken gegen den Balken.
    »Schnell!« Loke drehte sich unter seinen Fesseln hin und her, während Vile nach Atem rang. »Wir müssen die Wurzel verstecken!«
    »Lass sie nicht los«, sagte Bul. »Vielleicht kommt er, um uns an einen anderen Ort zu bringen!«
    Loke suchte verzweifelt nach einem Ort, an dem er die Wurzel verstecken konnte. Nur seine Beine waren frei, und so konnte er sie weder in die Tasche stecken noch in seiner Faust verbergen. Als Bul seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, drehte sich Loke auf die Seite und schob die Stiefel in das Gesicht seines Schülers.
    »Mund auf, Bul! Das ist der sicherste Ort!«
    Bul kniff die Lippen zusammen und zischte durch die Mundwinkel. »Da ist Pferdemist dran!«
    »Das ist gut für den Magen. Mach den Mund auf. Ich kann die Beine nicht mehr lange so halten.« Er hob seine Beine noch dichter an Buls Mund heran. Gleichzeitig schob der Kretter die letzten Pferde beiseite.
    »Mach das Maul auf!«
    »Ich will ni…« Loke presste die Wurzel unter Buls Schnurrbart hindurch, drehte sich zurück und stellte seine Beine auf den Boden. Der Kretter stand, die Hände unter dem Gürtel, vor ihnen.
    »Wie geschwätzig ihr doch seid!« Er warf seinen Umhang über die Schulter und legte die Hand auf den glatten Holzschaft seines Säbels.
    »Vielleicht sollte ich eure Zungen ein wenig lösen?«
    »Seid ruhig«, flüsterte Loke. Bul hustete, und Loke dachte, nur gut, denn Bul war immer schon ein Hitzkopf gewesen, der nie wusste, was zu seinem Besten

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