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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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zusammen und wartete, bis sie ein Stück entfernt waren. Dann erhob ich mich und winkte, nur eine kurze Bewegung mit meinen Krallen, doch genug, damit Loke sie sah. Er hob die Hand und streckte mir die Handfläche wie beim Ehrengruß der Nordmenschen entgegen.
     
    Ich rutschte auf der anderen Seite des Hügels hinunter und hielt dort inne, wo wir unsere Rucksäcke abgeladen hatten. Es begann bereits dunkel zu werden, und ich spürte, dass es eine kalte Nacht werden würde. Ich nahm die Leinensäcke heraus und sammelte die spärlichen Reste der getrockneten Pilze in einem der Beutel. Bul hatte zuletzt das Seil getragen, und so löste ich es von seinen Decken und warf es über meine Schulter. Es gab kein Holz mehr, und die Wasserschläuche hatten wir bereits vor vielen Tagen, als sie gefroren waren, weggeworfen. Ich schmiss alles, was ich nicht brauchte, auf einen Haufen und bedeckte ihn mit Schnee.
    Auf dem Weg um das Lager herum blickte ich immer wieder zur Felsenburg hinauf. Die Fackeln in den Kalanen sagten mir, dass die Felsenmenschen Wache hielten. Vielleicht stand Kirgit dort oben? Wenn diese Kretter nicht da gewesen wären, hätte ich geradewegs die Felsenbrücke emporlaufen und mich neben ihr in der Hütte hinlegen können. Und jetzt waren auch noch die Waldgeister gefangen, wenn die Kretter sie nicht bereits getötet hatten. Doch daran wollte ich nicht denken. Ich stapfte durch den Schnee und wusste eigentlich gar nicht, wohin ich sollte. Denn wohin konnte ich gehen? Die Wurzel, wegen der wir weit entfernt in Krugant aufgebrochen waren – sollte ich ganz alleine versuchen, einem Vokker zu folgen und sie ihm zu entreißen? Ich musste die Waldgeister befreien, doch wie sollte ich, Karain, das vollbringen? Es war mir ja nicht einmal gelungen, mit den Waldgeistern bei ihrem Angriff Schritt zu halten.
     
    Während ich da herumschlich, kam es mir vor, als hörte ich Lokes Stimme. Ich musste jetzt tun, was er getan hätte, und die Stimme sagte, ich sollte versuchen, auf die andere Seite des Lagers zu kommen. Ich machte eine große Runde um die Zelte herum und hielt auf jeder Anhöhe inne, um zu lauschen und einen Blick auf die Fackeln an den Felswänden zu werfen, das Feuer meiner Freunde. Ich verschwand zwischen den gewaltigen Steinen, hinter denen sich die Vokker versteckt hatten, als wir mit den Schlitten die Felsenbrücke emporfuhren. Während ich immer wieder aus den Schatten der Steine trat und um die Schneewehen herumschlich, erwartete ich fast, Arme zu sehen, die aus dem Dunkel nach mir griffen, und als ich hinfiel, war ich mir sicher, dass sie sich auf mich stürzen würden. Aber die Riesen schienen mit der Belagerung genug zu tun zu haben. Ich befestigte die Skier wieder an den Stiefeln, hastete weiter und war schließlich froh, als ich wieder in offenes Gelände kam. Hier überquerte ich eine Senke, einen dunkelblauen Strich in dem grauen Schnee, die sich bis weit nach Süden weiterzog.
    Ich folgte den Schlittenspuren, bis ich wieder die Kretter hörte. Irgendwo spielte jemand Flöte. Ich kannte die Melodie. Die Seeleute pflegten sie im Hafen von Krugant zu spielen. Sie ähnelte einem Schmetterling, der zwischen den Blumen flatterte, hohe und tiefe Töne im schnellen Wechsel, auf und ab. Ich konnte nicht verstehen, wie die Kretter, die so viel Böses taten, ein derart hübsches Lied spielen konnten. Es machte mich wütend, während ich dort hinter den Schneewehen lag und zu den Lagerfeuern hinüberspähte. Die Krieger tanzten vor den Zelten an der Felsenbrücke, und das Feuer spiegelte sich auf Kettenhemden und genagelten Lederrüstungen. Um sie herum standen die Vokker und stampften mit den Füßen auf den Boden. Doch an den anderen Zelten war es still. Von den Waldgeistern war nichts zu sehen.
    Mit den Skiern an den Füßen schob ich mich bis zum letzten Zelt vor. Ich duckte mich hinter das Zeltdach und lauschte eine Weile, ehe ich die Speerspitze durch das Segeltuch stieß. Noch immer Stille. Ich schnitt ein Loch, schob das Tuch zur Seite und schaute hinein. Unmittelbar vor meiner Nase hing eine Öllampe. Die Flamme flackerte im Luftzug. Der Boden war mit Pelzen bedeckt, und am Rahmen vor der Türöffnung standen eine krumme Säbelscheide mit Waffe, ein Bogen und ein Speer. An den Wänden waren zwei Bänke, auf denen zwei braune Gesichter unter einem Berg Decken und Schafspelzen lagen. Ihre Augen waren geschlossen, und einer der beiden Männer schnarchte laut. Doch Waldgeister gab es dort

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