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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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jungen Männern hatte. Radegunds Herz schlug etwas schneller, als sie Vlasta
gegenübertrat, doch diese verzog bei ihrem Anblick keine Miene. Ein
freundliches Kopfnicken wurde ausgetauscht, dann verschwand Vlasta im Gedränge
der Tanzenden. Radegund nahm sich vor, Vlasta für ihre Verschwiegenheit zu
danken. Freundlichkeit kostete sie immer noch Anstrengung, doch einen
Augenblick lang hoffte sie, dies mit der Zeit ändern zu können. Sie traf im
Vorübergehen den Schamanen Vojen und nahm seine missmutige Miene zur Kenntnis,
fühlte aber keine Gemeinsamkeit mehr mit ihm. Ihr Leben hatte sich zum Besseren
gewandelt.
    Es machte
Freude, mit Lidomir in der Menge herumzuspringen. Die Melodien der
Flötenspieler verzauberten die Wiese in einen magischen Ort aus dem Feenreich.
Der Himmel über ihnen war wie ein dunkler, mit leuchtenden Edelsteinen
überschütteter Teppich. Radegund wirbelte herum, bis ihr schwindelig wurde.
Dann zog Lidomir sie fort in den Schutz des Waldes. Sie störte sich nicht
daran, dass viele Paare diesem Beispiel folgten, denn fühlte sich nun Teil
dieser Gemeinschaft mit ihren Sitten und Gebräuchen.
    Als sie über
Lidomirs Schulter hinweg den runden, goldenen Mond sah, wunderte sie sich, dass
sie die Schönheit dieser Welt so lange nicht hatte wahrnehmen können.
     
     
    Am nächsten Tag
nach dem Fest schlüpfte sie nach dem Morgenmahl wieder zurück ins Bett. Lidomir
war noch mit einigen Freunden unterwegs. Als die Tür knarrte, schlug sie kurz
die Augen auf. Erfreut nahm sie ihren Gemahl wahr, der nach dem Wasserkrug
griff, um sein Gesicht zu waschen. Radegund richtete sich benommen auf, denn
etwas stimmte nicht. Auf Lidomirs Kleidung erkannte sie dunkle Flecken, als
habe jemand ihn mit Blut bespritzt.
    „Was ist
geschehen?“, fragte sie, mit einem Mal hellwach geworden.
    „Es ist nichts,
Radegund. Schlaf weiter.“
    Verärgert
richtete sie sich auf. „Lidomir, du bist verletzt.“
    Er schüttelte
mit einem bitteren Lachen den Kopf.
    „Nein, ich nicht.
Aber ich ... ich bin in eine Schlägerei geraten.“
    „Eine
Schlägerei? Aber alle waren doch völlig übermüdet. Außerdem verlief das Fest
ganz friedlich. Sind irgendwelche Fremden dazugekommen?“
    Lidomir hatte
sich gewaschen und sie stellte mit Erleichterung fest, dass sein Körper
tatsächlich frei von Wunden war.
    „Ich habe Vojen
getroffen, diesen Schamanen, den Sohn meiner Tante Kazi", begann er. „Er
war schon immer ein eigenartiger Kerl, der gern böse Dinge über andere sagte.
Alle sind daran gewöhnt, doch diesmal ging er zu weit. Ich ... ich bin auf ihn
losgegangen. Das war feige, denn jeder weiß, dass er nicht gut kämpfen kann.
Ich schlug ihn und er bekam Nasenbluten. Mehr ist nicht geschehen.“
    Er sank auf die
Bettstatt und vergrub sein Gesicht in den Händen. Verwirrt strich Radegund über
seinen Rücken.
    „Es ist nicht
deine Art, andere zu schlagen. Dazu bist du zu klug", flüsterte sie. „Was
hat Vojen denn gesagt?“
    „Das ist
unwichtig", meinte Lidomir entschieden und steigerte so ihre Neugier.
    „Warum willst
du es mir nicht erzählen? Ich erfahre es ohnehin, denn so wie es sich anhört,
wart ihr nicht allein.“
    „Niemand war
dabei. Erst als ich Vojen geschlagen hatte, kamen andere Leute hinzu. Ich
fürchte, ich habe mich nicht gerade beliebt gemacht.“
    Der bedrückte
Klang seiner Stimme ließ sie noch unruhiger werden.
    „Lidomir, ich
bin deine Frau. Ich möchte dein Leben teilen. Deshalb will ich wissen, was dich
bedrückt.“
    Er sah sie
unglücklich an.
    „Es ging um
dich. Vojen sagte hässliche Dinge, die ich nicht wiederholen will. Aber das hat
nichts zu bedeuten. Er hat nicht viel Erfolg bei Frauen, obwohl er kein
hässlicher Kerl ist. Es muss an seinem verbitterten Wesen liegen, das andere
Menschen abstößt. Er beneidet mich, weil du ihm gefällst. Das ist alles.“
    Eine unangenehme
Ahnung stieg in ihr hoch.
    „Lidomir, ich
habe ein Recht zu wissen, was er gegen mich sagte. Ging es um die christlichen
Mönche?“
    „Nein, das war
es nicht. Es ... es war schlimmer.“
    „Jetzt rede
doch endlich!“, fuhr sie ihn an, schämte sich jedoch gleich für ihre
Unbeherrschtheit. Lidomir zog sie an sich.
    „Er sagte, ich
sei beim Kupala-Fest nur dabei gewesen, um auf dich aufzupassen, denn bei dem
Frühlingsfest, da ... da wärest du mit Slavonik von den Kroaten in die Büsche
geschlichen. Aber er erzählte nur aus Neid solche Lügen. Jeder weiß, dass
Slavonik seit dem Urteil meiner Mutter nicht

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