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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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mehr in Praha gewesen ist. Reg
dich bitte nicht auf, dazu ist diese Anschuldigung zu lächerlich.“
    Die Nähe seines
Körpers wurde für Radegund plötzlich unerträglich. Sie wollte ein Stück von ihm
wegrücken, hatte jedoch Angst, sich dadurch verdächtig zu machen.
    „Ich kenne
dich, Radegund. Wir sind einander nähergekommen in den letzten Wochen. Du
sollst wissen, dass ich völliges Vertrauen in dich habe", flüsterte er und
schloss dann endlich die Augen, um einzuschlafen.
    Radegund entzog
sich sanft seiner Umarmung. Die Luft, die sie einatmete, schien ihr vergiftet.
Sie sehnte sich danach, ihren Gemahl wachzurütteln und endlich die Wahrheit zu
sagen. Vielleicht würde der Schmerz dann nachlassen und die Last wäre von ihrer
Seele genommen.
    Anahild würde
ihr raten, zu gestehen. Das wusste sie. Die Schwester war klug, doch sie
verstand nicht, was es hieß, eine verheiratete Frau zu sein. Welches Leben
hätte sie hier ohne Lidomirs Liebe?
     
    Der Sommer war lang und heiß. An
den Nachmittagen wurde es fast unmöglich, einer Tätigkeit nachzugehen. Selbst
die Übungen der Krieger wurden auf die kühleren Abendstunden verschoben. Nur
Fürstin Libussa empfing weiterhin Ratsuchende und unzufriedene Ankläger, denn
die Hitze schien die Gemüter keineswegs träge zu machen, sondern brachte sie
zum Kochen. Premysl leistete ihr wie gewöhnlich Beistand, doch den Rest der
Familie ermunterten sie, an kühlere Orte zu flüchten. Radegund ging mit anderen
regelmäßig zum Fluss, wo sie im Schatten der Bäume auf Erlösung durch frische
Abendluft warteten. Auch den Knechten und Mägden war erlaubt worden, Zuflucht
am Wasser zu suchen. Das Tratschen und Lachen der verschiedenen Grüppchen
lenkte Radegund von ihren eigenen Sorgen ab. Es gab Augenblicke, da sie völlig
vergaß, welch schwere Sünde auf ihrer Seele lastete. Dann war sie in der Lage,
das Leben in ihrer neuen Heimat zu genießen. Doch immer wieder trafen sie die
schmalen Augen des jungen Schamanen. Wie ein Raubtier, das im Dickicht der
Beute auflauert, schien er auf Gelegenheiten zu warten, sie verstohlen zu
mustern.
    Wir beide
kennen die Wahrheit, sagte sein Blick.
    Dennoch
vergingen die Tage friedlich und träge, bis eines Nachmittags das Geräusch von
Schritten die Gruppe um Scharka aufschreckte. Mnata griff nach seinem Schwert,
doch der Wald gab nur zwei dunkle Gestalten auf Eseln frei, die zu erschöpft
schienen, um feindliche Absichten zu hegen.
    Gundolf und
Frederik hatten rote, sonnenverbrannte Gesichter. In ihren Kutten mussten sie
erbärmlichst geschwitzt haben, denn ein unangenehmer Geruch ging von ihnen aus.
    „Man möge der
Fürstin Libussa bitte ankündigen, dass wir wieder in Praha sind", erklärte
Gundolf, als spräche er mit einer Gruppe Bediensteter. Scharka blickte die
beiden überrascht an, doch Radegund bemerkte Lidomirs Verlegenheit sowie das
zornige Aufblitzen von Mnatas Hunnenaugen.
    „Ich werde
gehen", hörte sie sich sagen und staunte, dass sie auf einmal zu
Gefälligkeiten bereit war, nur um den Frieden zu wahren.
     
    „Wir haben
unglaublich viel gesehen, Radegund. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
Frederik war gleich in ihre Kammer gekommen, als die erste Begrüßung durch
Fürstin Libussa vorbei war. Es tat gut, seine kindliche Stimme wieder zu hören.
Der Junge kam ihr vor wie ein jüngerer Bruder. Warum war sie in seinem Alter
nicht in der Lage gewesen, die Welt als einen Ort der Wunder zu betrachten? Es
musste ein herrliches Gefühl sein, eine Zeit, an die man sich später noch gern
erinnerte.
    „Die Leute in
den Dörfern waren freundlich, wenigstens solange Gundolf den Mund hielt. Wir
wurden oft eingeladen und litten nie Hunger. Eines Tages bekam ich hohes
Fieber. Die Bauern brachten mich zu einer Frau, die in einer großen Hütte an
einem Fluss lebt. Sie ist hier sehr angesehen. Ihre Kräuter machten mich bald
wieder gesund. Sie hat viele Tiere bei sich wohnen, Hunde, Katzen, Vögel, sogar
einen zahmen Fuchs. Mit denen spricht sie, als seien es Menschen, und man hat
auch den Eindruck, dass sie von ihnen verstanden wird. Es gab dort einen jungen
Hund, der mich sehr mochte, doch leider meinte Gundolf, wir könnten keine Tiere
mitnehmen.“
    Radegund
verschwieg, dass sie Hunde nicht leiden konnte. So, wie der Junge über sie
sprach, schienen ihr diese hässlichen Kreaturen auf einmal liebenswert.
    „Ich glaube,
ich kenne diese Frau. Sie heißt Kazi und ist die Schwester der Fürstin."
erklärte sie

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