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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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griff
nach ihrem Schwert. Das Gebrüll Thetkas hallte durch den Saal, während Lecho
wieder einmal mit der Hand auf die hölzerne Tafel schlug. Eine streitende,
aufgebrachte Menge.
    Libussa fiel
plötzlich der fremde, dunkelhäutige Sklavenhändler ein. "Wo viele zu
entscheiden haben, ist es schwer, zu einer Entscheidung zu kommen", hatte
er beim abendlichen Geplauder zu ihr gemeint. Wieder versank sie in
Erinnerungen.
    „Unsere Hohe
Priesterin, Libussa von den Tschechen, redet wie eine Frau", drang
plötzlich Slavoniks Stimme an ihr Ohr. „Sie denkt mit ihrem Herzen. Doch wir
leben in harten Zeiten und werden von allen Seiten bedroht. Von Völkern, an
deren Spitze kampferprobte Männer stehen. Sie trauen keinen Verrätern, nur weil
diese einmal als Kinder in ihren Armen lagen. Wir brauchen nicht Sanftmut und
mütterliche Liebe, sondern einen Herrscher, der uns gegen alle Angriffe und
hinterhältige List schützen kann. Krok ist tot. Es müssen neue Zeiten
anbrechen.“
    Aus den Scharen
der Krieger kamen zustimmende Rufe, doch andere, nicht minder laute Stimmen
widersprachen.
    „Verrat an
unseren Sitten!“
    „Ja, Mnata ist
ein Verräter!“
    „Anklagen ohne
Beweise! Slavonik lügt. Er selbst will die Macht an sich reißen!“
    Die ersten
Waffen blitzten auf, während ein Sturm aus Zorn, Empörung und Hass durch den
großen Saal fegte.
    Libussa fühlte,
wie eine tiefe Schwäche sie erfasste. Wie lange hatte sie gekämpft, seit der
Zeit, als Krok sie zur Fürstin und Hohen Priesterin ernannte. So oft hatte sie
geglaubt, es wäre vorbei, doch dann kamen neue Vorwürfe, neue Angriffe. Nun
spürte sie, dass ihr die Kraft fehlte, weiter gegen die Zeit anzukämpfen.
Mochten Mokosch, Morena und all die anderen Götter ihr vergeben, es war vorbei.
    Sie schwang
ihren Stab. Zum letzten Mal.
    „Mein Volk
scheint nicht mehr zufrieden, dass sein Wohl von einer Frau abhängt. Viele
verlangen einen Mann als Alleinherrscher. Einen Fürsten, der alle Macht besitzt
und nicht mehr abgewählt werden kann. Er kommt und er bleibt. Nimmt sich, was
er will. Er wird seinen Untertanen Aufgaben zuteilen, ganz wie es ihm gefällt.
Den Göttern gehorcht er nicht, denn die ganze Welt hat sich seinen Wünschen zu
fügen. Wollt ihr einen solchen Herrscher, so nehmt Slavonik, denn er wartet nur
auf euer Angebot. Ich aber habe mich für einen anderen entschieden.“
    Sie drehte sich
um und sah dem überraschten Premysl in die Augen. Er wich vor ihrem Blick
zurück, doch sie hielt ihm unerbittlich den Stab entgegen.
    „Nimm ihn,
bitte. Ich muss einen Kampf im Saal verhindern", flüsterte sie. Zögernd
legten sich seine Finger um die abgeriebene  Bronze.
    „Lange schon
weilt er an meiner Seite und ist mir ein guter Berater gewesen. Nun ist es mein
Wunsch, ihn zum Fürsten der Tschechen und dem Oberhaupt aller Stämme zu
machen.“
    Sie legte ihre
Hand auf Premysls Handgelenk und zwang ihn, den Stab zu heben.
    Zögernd
erklangen zustimmende Rufe. Sie schwollen an und übertönten die wenigen leisen,
unzufriedenen Stimmen. Premysl hielt sich aufrecht. Er schien der allgemeinen
Aufmerksamkeit besser gewachsen als Mnata.  Mit dem Stab in der Hand trat
er einen Schritt vor.
    „Ich folge dem
Wunsch unserer Priesterin, denn sie verkündet den Willen der Götter. Als Bauer
kam ich auf die Welt und gehöre keinem fürstlichen Clan an. Doch falls es der
Wunsch höherer Mächte ist, mich zum Oberhaupt meines Volkes zu machen, werde
ich mich dem nicht widersetzen. Als neuer Stammesführer will ich an der Seite
der Hohen Priesterin mein Amt ausüben, so wie es bei uns stets Sitte war.“
    Er umklammerte
Libussas Handgelenk mit einem Griff, dem sie sich nicht entwinden konnte, und
zog sie an seine Seite.
    „So hatte ich
es nicht geplant“, murmelte sie verwirrt, doch der allgemeine Jubel umfing sie
wie eine wohltuende Umarmung.
    Thetka breites
Grinsen stach aus der Menge hervor. „Immer noch so schlau wie früher",
sagten die spöttisch blitzenden Augen anerkennend zu Premysl. Scharka strahlte
erleichtert und umarmte Mnata, der wieder zu ihr geeilt war. Lecho runzelte
zwar die Stirn, widersprach jedoch nicht. Allein Slavonik sah aus, als hätte er
in einen sauren Apfel gebissen.
    „Nun werden wir
von einem Weib und einem Bauern regiert!“, rief er laut, doch diesmal blieb
jede Zustimmung aus. Premysl hatte am Aufbau Prahas mitgewirkt, in Verden
gekämpft und gehörte nach Meinung aller Anwesenden an Libussas Seite. Seine
Herkunft war längst in

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