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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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vermutlich wäre sie auch dann noch makellos zurechtgemacht.
Libussa nahm ihr Talent anerkennend zur Kenntnis.
    Mnata hielt
sich mit angespannter Miene im Hintergrund. Sie sah, wie Scharka leise auf ihn
einredete und mit der Hand beruhigend über seine Schulter strich.
    Libussa
bemerkte zufrieden, welch große Vertrautheit zwischen beiden trotz aller
Verschiedenheit herrschte. Zum ersten Mal in der Geschichte ihres Volkes würden
der Stammesführer und die Hohe Priesterin auch ein Paar sein. Sie konnten sich
gegenseitig ergänzen und eine Einheit bilden. In der Überzeugung, die richtige
Entscheidung getroffen zu haben, begann Libussa zu reden.
    „Ich heiße euch
willkommen!“
    Der Stab der
Fürstin ruhte mit Selbstverständlichkeit in ihrer Hand. Sie hatte schon seit
Jahren keine Mühe mehr, sich Gehör zu verschaffen.
    „Der Tod
unseres Stammesführers hat ein Loch in unser Gemeinwesen gerissen. Es ist an
der Zeit, einen Nachfolger zu ernennen. Mein Onkel Krok traf die Wahl, bevor er
uns verließ. Ich möchte seinem Wunsch folgen und hoffe auf eure Zustimmung.“
    Völliges
Schweigen war eingetreten. Sie spürte die aufmerksamen Blicke der Anwesenden,
als sie Mnata zu sich winkte. Er ging mit gesenktem Haupt durch die Menge.
    „Vor vielen
Jahren nahm ich einen kleinen Jungen in unseren Clan und Stamm auf. Er wuchs
heran wie mein Sohn und ist unser bester Krieger geworden. Krok lobte seinen
Mut und seine unbedingte Loyalität. Deshalb wünschte er ihn sich zu seinem
Nachfolger.“
    Sie legte ihre
Hand auf Mnatas Schulter und sah erleichtert, dass er endlich den Mut fand, die
Gäste anzusehen. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer es am Anfang war.
    „Seite an Seite
werden wir über das Wohl unseres Volkes wachen bis zu dem Tag, da meine Tochter
die Rolle der Fürstin der Tschechen und der Hohen Priesterin einnehmen
wird", verkündete sie und wartete auf zustimmende Rufe. Dann würde endlich
das Abendmahl beginnen. Sie spürte, dass ihr Magen hungrig rumorte, was ihr ein
gutes Zeichen schien. In letzter Zeit war sie stark abgemagert.
    Die bereits
eingeweihten Mitglieder ihres Clans nickten zustimmend. Auch unter den
fürstlichen Familien der anderen Stämme bemerkte sie zufriedene Gesichter.
Radka von den Lukanern und Jana von den Zlicany hoben ihren Krug, um Mnata
anzuerkennen. Ein paar andere folgten diesem Beispiel.
    „Unser Volk ist
aber nicht das seine“, störte plötzlich ein alter Bekannter die friedliche
Stimmung. Neklan von den Lemuzi hatte sich erhoben und hielt trotzig empörten
Blicken stand.
    „Was soll das
heißen?", rief Lecho von den Lukanern. "Er hat in Verden an unserer
Seite gegen die Franken gekämpft. Hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, ebenso wie
wir. Einen besseren Krieger als ihn gab es nicht."
    „Natürlich ist
er ein guter Krieger!", war eine weitere Stimme zu vernehmen. "Das
Kämpfen liegt den Awaren im Blut. Niemand schlachtet gnadenloser.“
    Libussa blickte
fassungslos in die Richtung, aus der diese Worte gekommen waren. Vojen stand
aufrecht und mit glühenden Augen an der Seite seiner Mutter, die ihn zornig
anfunkelte. Er schien sie nicht wahrzunehmen.
    „Mnata ist
einer von uns. Er hat an unserer Seite gekämpft", schrie Vlasta zornig.
    „Er tat dies,
als es um die Franken ging. Sie sind auch Feinde der Awaren", erwiderte
Vojen unbeirrt.
    „Es ist
allgemein bekannt“, meldete sich plötzlich Slavonik zu Wort, „dass die Awaren
einen Angriff auf uns planen. Mnata wurde beobachtet, wie er außerhalb der
Festung herumschlich. Des Abends, wenn er meinte, niemand könnte ihn sehen. Er
hat sich mit den Boten seines Volkes getroffen. Wenn die Awaren angreifen, will
er ihnen Praha ausliefern, um so die Gunst des Khagans zu gewinnen.“
    Auf einmal
drangen zornige Rufe durch den Saal. Einige derjenigen, die Mnata anerkennend
zugenickt hatten, musterten ihn nun mit zweifelnden Blicken.
    Entsetzt sah
Libussa, wie der junge Mann sich duckte. Er vermittelte den Eindruck, dass er eine
Schuld eingestand. Entschlossen legte sie ihm den Arm um seine Schultern.
    „Hört mich
an!“, rief sie und schwang wieder den Stab der Fürstin. Der Tumult verstummte
nicht ganz, wurde aber etwas leiser.
    „Ich habe
diesen Jungen aufgezogen wie eine Mutter. Ich kenne sein Herz. Es ist frei von
Falschheit. Glaubt nicht jedes Gerücht, das euch erzählt wird. Wer
Anschuldigungen vorbringt, möge sie beweisen.“
    Sie hörte
zustimmende Rufe, aber auch Protest. Radka gestikulierte wild. Vlasta

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