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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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kaum etwas über die Römer wusste. Das eigentliche Problem mit den
Römern war ihrer Meinung nach, dass immer noch zu viel über sie geredet wurde,
obwohl keiner aus ihrem Volk je einen Römer getroffen hatte.
    „Dieses Rom
muss ein sehr hässlicher Ort gewesen sein“, fing Premysl auch schon an. „Warum
konnten sie sonst nicht dort bleiben, wo sie waren, die Römer, und andere
Völker in Ruhe lassen?“
      Krok
lachte auf. Obwohl er es nicht zugeben wollte, gefiel ihm bisweilen Premysls
scharfe Zunge. „Du verstehst es, mit Worten zu kämpfen, Junge. Darin bist du
ein Meister. Aber sag mir, siehst du dich nicht manchmal auch mit dem Schwert
in der Hand? Als Krieger, da wärest du ein angemessener Gefährte für eine
Fürstin.“
      Libussa
erstarrte vor Schreck, denn sie ahnte, dass ein lang vermiedener Streit nun
endgültig auszubrechen drohte. Doch Premysl blieb vollkommen ruhig. „Ich habe
einmal diese Ausbildung auf Zabrusany begonnen, aber schon damals gefiel sie
mir nicht. Ich liebe es, Dinge zu schaffen, Herr. Ein Krieger lernt nur, zu
töten und zu zerstören.“
    Krok schnappte
nach Luft. Auch Libussa fragte sich, warum Premysl trotz seines bemerkenswerten
Verstandes manchmal so unnötig provozieren musste. „Es stimmt, dass du sehr geschickte
Hände hast, Premysl“, räumte Krok erstaunlich ruhig ein. „Du hast unseren
wackeligen Tisch hier besser gerichtet, als irgendeiner der Knechte es konnte.
Die Götterfiguren, die du schnitzt, sind wunderschön. Ich will eine davon zu
den Mähren als Geschenk mitnehmen. Aber das allein reicht nicht. Jedes Volk
braucht Krieger zu seinem Schutz. Wenn alle so dächten wie du, würden wir von
dem nächsten Feind überrannt werden.“
    „Wenn alle
Menschen so dächten wie ich, Herr, dann würde kein Volk mehr auf den Gedanken
kommen, ein anderes zu überfallen“, erwiderte Premysl gelassen.
    „Das sind
Träumereien!“, erklärte Krok. „Wir sind von kriegerischen Völkern umgeben.“
    Premysl nickte.
„Aber auch unter unseren Bauern sind viele, die nicht so denken wie ich. In
jedem Dorf wirst du starke junge Männer finden, die auf eine Gelegenheit zum
Aufstieg warten. Warum also ich? Einmal sah ich einen Wettkampf von Kriegern.
Sie wirkten stark, doch hätten sie ihre Kraft dazu verwendet, einer
Bauernfamilie beim Bau ihrer Hütte zu helfen, ich hätte mehr Achtung vor ihnen
gehabt.“
    Krok lächelte
nachsichtig. „Das ist ein bemerkenswert weiser Blick auf die Welt. Doch was
nutzen Bauernhütten, wenn man sich nicht vor fremden Kriegern schützen kann,
die sie niederbrennen? Ich ahne Gefahr auf uns zukommen und suche deshalb
Verbündete. Zunächst gilt es, die übrigen Slawen zu überzeugen und dann
allmählich auch die germanischen Stämme, die noch den alten Sitten treu
geblieben sind. Ganz gleich, welche Götter sie anbeten, sie eifern nicht gegen
die Anhänger eines anderen Glaubens. Doch die Christen tun es. Und wenn sie
gegen uns losschlagen, dann brauchen wir nicht nur jene Männer, die durch das
Kämpfen aufsteigen wollen, sondern jeden, der stark genug ist, ein Schwert zu
schwingen.“
      Zu Libussas
Staunen schwieg Premysl nachdenklich. Er nahm einen tiefen Schluck Met aus
seinem Krug und wischte sich den Mund ab.
    „Ich achte dich
für dein Bestreben, unser Volk zu schützen, Herr. Und sollte jene Gefahr, von
der du sprichst, eines Tages wirklich über uns hereinbrechen, so werde ich an
deiner Seite kämpfen, auch wenn es mich mein Leben kostet. Und ich werde die
Bauern, Knechte und andere Männer des Volkes überzeugen, dir mit ebensolcher
Entschlossenheit zu folgen. Das verspreche ich. Doch bis dahin erspare mir
bitte die Ausbildung zum Krieger. Ich will mit dem Fußvolk ziehen und ebenso
wie sie meine Sichel schwingen, um meine Leute zu verteidigen.“
      Krok
nickte. Libussa hatte das Gefühl, dass Premysl soeben allein durch Worte einen
Kampf gewonnen hatte. Krok lernte allmählich, ihren Gefährten zu achten, obwohl
er nicht seiner Vorstellung entsprach. Das war eine erfreuliche Entwicklung.
Die Erinnerung an ihre Vision, an jenen großen, ernsten Mann, der ihr
erschienen war, verdrängte sie, denn sie löste tiefes Unbehagen in ihr aus. Sie
wünschte sich angenehmere Träume.
     
    Libussa räkelte sich und schlug
die Augen auf. Langsam verschwand das Bild. Sie erinnerte sich noch kurz an die
riesigen Häuser aus Stein mit ihren runden oder spitzen Dächern und Türmen.
Eine unüberschaubare Anzahl davon, so als hätte jemand eine

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