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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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muss laut sein und stinken.
Vielleicht kommen sie deshalb auf verrückte Ideen, tragen Türme auf dem Kopf
oder schnallen sich Zelte um. Nimm zum Beispiel die Römer. Sie lebten in einer
Stadt, in der es ihnen zu eng wurde, und der Rest der Welt musste darunter
leiden.“
    Sie kicherte
und versetzte ihm einen leichten Tritt. „Du kannst auch gar nichts ernst
nehmen. Entweder du spottest oder machst abfällige Bemerkungen. Du hast an
allem etwas auszusetzen.“
    Er entfernte
sanft die Wolldecke und ließ seine Augen über ihren Körper gleiten. „Nein,
Libussa. Es gibt so einiges auf dieser Welt, über das ich sehr glücklich bin.“
    Dann sorgte er
dafür, dass sie den Traum für eine Weile vergaß.
    „Weißt du,
Libussa“, murmelte er später leise, als sie in seinen Armen einschlafen wollte.
„Wenn ich so über deinen Traum nachdenke … Ich weiß immer noch nicht, was diese
Stadt mit den merkwürdig gekleideten Menschen bedeutet, aber mir war schon
lange klar, dass es keine schlechte Idee wäre, eine neue Siedlung zu gründen.“
    „Warum sollten
wir das tun?“, fragte sie verwirrt.
    „Es gibt hier
immer mehr Menschen. Die Dörfer wachsen. Ich denke, wir haben das deinem Onkel
zu verdanken, weil er mit den Fehden aufgeräumt hat. Aber der Ertrag unserer
Felder lässt nach. Sie sind schon zu lange bebaut worden. Es wird Zeit, neues
Land zu roden.“
    Libussa
schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Siedlung und Felder gesehen. Nur große
Häuser aus Stein.“
    „Vielleicht
wird das einmal aus dieser Siedlung werden. Wer weiß das schon? Aber der
Augenblick wäre günstig, eine Siedlung zu gründen.“
    Sie schloss die
Augen und ließ seine Worte auf sich wirken. Sie zauberten ein anderes, weniger
fremdartiges Bild hinter ihre Lider. „Ich werde Morana einen Schrein dort
errichten lassen, denn ich gründe diese Siedlung zu Ehren der Göttin, die uns
beim Kupala-Fest zusammenbrachte. Inmitten der Bauernhütten will ich uns ein
Heim bauen, damit wir nach dem Wohl der Leute sehen können. Es sollen die alten
Sitten gelten.“
    Premysl lächelte.
„Ich habe gehört, dass Neklan sich eine Festung in der Nähe der Dörfer bauen
lässt. Damit er sie besser unter Kontrolle hat. Es ist schön, dass du es aus
anderen Gründen tun willst.“
    Sie zog sich
verunsichert zurück. „Du spottest. Du traust mir nicht.“
    Kopfschüttelnd
küsste er ihre Stirn. „Dir traue ich, Libussa. Sonst kaum einem Fürsten, außer
vielleicht deinem Onkel. Er ist vom alten Schlag und denkt nicht nur an seinen
eigenen Vorteil. Thetka würde ich niemals solches Vertrauen schenken, obwohl
ich Achtung vor ihrem Kampfgeist habe. Lass uns morgen aufbrechen. Wir sehen
uns diese Stelle aus deinem Traum genauer an. Vielleicht ist das der richtige
Ort für eine neue Siedlung.“
    „Warum gerade
jetzt eine neue Siedlung gründen?“, entgegnete sie zögernd. Sein Plan kam zu
schnell, zu unüberlegt. „Ich habe Krok genug zugemutet, als ich dich zu meinem
Gefährten machte. Der Plan würde ihm nicht gefallen, er hat ganz andere Dinge
im Kopf. Der Bau einer neuen Siedlung wäre für ihn im Augenblick unnötiger
Aufwand. Ich möchte noch ein wenig warten. Wenn er aus dem Land der Mähren
zurück ist, rede ich mit ihm darüber.“
    „Wie du
meinst“, gab Premysl nach. „Aber ich würde morgen trotzdem gern ausreiten. Es
gefällt mir, auf dem Pferd zu sitzen. Das ist, als könnte man fliegen wie ein
Vogel.“
    Libussa nickte.
Es freute sie, dass er wenigstens einen Vorzug seiner neuen Stellung zu
schätzen wusste.
     
    Es war ein warmer, sonniger Tag.
Sie ritten zunächst flussaufwärts an einigen Dörfern vorbei, ziellos, aber
voller Freude, sich unbekümmert treiben lassen zu können. Als sie Hunger
bekamen, machten sie Halt und packten ihre Vorräte aus. Die Mittagssonne
brannte auf ihrer Haut, so dass sie im Fluss Abkühlung suchten. Fern von
Chrasten, ihrem Onkel und all den ratsuchenden Besuchern überkam Libussa ein
Gefühl völliger Freiheit, das sie seit ihrer Ernennung zur Fürstin vermisst
hatte. Sie legte sich auf den Rücken und ließ sich im kühlen Wasser treiben.
Premysls Stimme, die nach ihr rief, schien aus weiter Ferne zu kommen. Sie hielt
die Augen geschlossen und ein Summen erklang in ihren Ohren. Wieder tauchten
die Steinhäuser von ihr auf, deren Dächer im Sonnenlicht glänzten. Zum ersten
Mal bemerkte sie die kunstvollen Verzierungen an all diesen Bauten und fragte
sich staunend, welches Volk in der Lage wäre, derartig

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