Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
Kindermärchen zu stammen.
»Das Zauberhaus«, zitierte Mallory die im Tal bekannte Version der Geschichte.
»Eine unwirkliche Mahlzeit«, fügte Arden hinzu, obwohl es echt genug aussah.
»Oder es ist vergiftet«, meinte Gemma. Die beiden anderen sahen sie argwöhnisch an.
»Warum sollte jemand -« begann Mallory.
»Uns vergiften wollen? Oder uns ein Festmahl bereiten?« unterbrach Gemma sie. »Ich glaube, wir sollten das nicht einfach hinnehmen. Kommt es euch nicht komisch vor, dass wir alle sagen, wir sind hungrig, und schon im nächsten Augenblick taucht das Essen auf, einfach so?«
Sie dachte eine Weile darüber nach.
»Also gut«, beschloss Arden. »Ich koste vor. Wenn ich keine nachteilige Wirkung verspüre, könnt ihr auch davon essen.«
»Und warum nicht ich?« fragte Mallory.
»Nein, lass mich das machen«, warf Gemma ein. »Du warst krank, und außerdem kannst du schlecht das Fleisch probieren.«
»Du wirst als Heilerin gebraucht«, sagte Arden. »Ich werde es probieren.«
Damit setzte er sich und kostete nacheinander von sämtlichen Gerichten. Anfangs nahm er nur winzige Häppchen, doch mit wachsendem Vertrauen aß und trank er größere Portionen. Die Frauen beobachteten ihn genau.
»Und?« erkundigte Mallory sich.
»Echt ist es«, stellte Arden fest. »Es schmeckt ein wenig fade, aber soweit ich feststellen kann, ist das das einzige, was damit nicht stimmt.« Er legte sich erneut nach.
»He, lass etwas für uns übrig!« meinte Mallory lachend. Gemma dagegen war noch immer nicht überzeugt.
»Ich warte noch etwas«, sagte sie, ohne auf das qualvolle Knurren aus ihrem Magen zu achten. »Nur für den Fall.« Sie gab sich damit zufrieden, die bemerkenswerte Kunstfertigkeit von Glas und Keramik zu begutachten. So etwas gibt es bei uns nicht, dachte sie.
Eine Stunde später, als Arden und Mallory noch immer keine widrigen Anzeichen spürten, gab Gemma nach und aß. Das Essen war mittlerweile kalt, schmeckte aber immer noch herrlich. Kurz darauf war alles bis auf den letzten Rest des bernsteinfarbenen Weins verschwunden.
Draußen wurde es dunkel, und nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, kehrten ihre Gedanken zu dem Dach über dem Kopf zurück. Eine Rückkehr zum Haus schien an diesem Abend nicht realistisch.
»Wir könnten hier bleiben«, schlug Arden vor. »Es ist ziemlich luftig, aber wenigstens hätten wir ein Dach über dem Kopf.«
»Am liebsten«, meinte Mallory verträumt, »wäre mir jetzt ein Bett wie zu Hause. Nach einem solchen Mahl könnte ich stundenlang schlafen.«
Arden schnippte mit den Fingern »Kellner! Betten für alle!« rief er über seine Schulter.
»Dummkopf!« lachte Gemma.
»Warum nicht?« antwortete er. »Wenn uns die Stadt eine Mahlzeit servieren kann ...«
Plötzlich richtete sich Mallory auf. Sie hatte mit dem Gesicht zur Straße gesessen, stand auf und lief rasch hinaus.
»Ich habe gesehen, wie sich etwas bewegt hat«, sagte sie, und die anderen drehten sich nach ihr um. Plötzlich keimte Angst und Hoffnung in ihnen auf. Am Rand des Zimmers blieb Mallory stehen und winkte sie eilig zu sich.
»Dort drüben«, sagte sie und zeigte in die angegebene Richtung. »Ihr werdet es nicht glauben.« Sie überquerte die Straße und die beiden anderen eilten ihr hinterher. Die Vorderseite eines der gegenüberliegenden Häuser war durchsichtig geworden wie eine unfassbar große Glasscheibe. Drinnen schien Licht und beleuchtete die drei im Haus stehenden Betten.
Sie waren fassungslos. Als sie näher herangingen, erkannten sie, dass in die Wand eine Glastür eingelassen war. Arden öffnete sie, und sie gingen hinein. Wie sich herausstellte, waren die Betten ebenso echt wie das Essen. Zwischen zweien stand ein kleiner Tisch, und über jedem Kopfende befand sich ein kleiner Schalter. Arden betätigte probeweise einen von ihnen, und eines der drei Lichter ging aus. Er betätigte ihn erneut, und die weiße Röhre leuchtete mit dem vertrauten Flackern wieder auf.
Dann entdeckte Gemma eine weitere Tür, die in einen angrenzenden Raum führte. Sie öffnete sie und ging hinein. Ein paar Augenblicke später kam sie wieder zum Vorschein, ihr Gesicht ein Bild des Erstaunens.
»Es ist ein Bad!« rief sie. »Aus Leitungen in den Wänden kommt Wasser, und es gibt sogar eine Art Nachttopf ...«
»Gott sei Dank dafür«, meinte Arden. »Ich sterbe fast ...« Er verschwand und schloss die Tür hinter sich.
Nach ein paar Augenblicken hämmerte Mallory gegen die Tür.
»Komm
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