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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Bibliothek müsse entweder über ein phänomenales Gedächtnis oder ein geheimnisvolles Katalogsystem verfügen. Vielleicht hatte er ja auch beschlossen, die Bücher ohnehin nie wieder zu lesen.
    Die meisten Bücher, die sie auswählten, schienen unbekannte Geschichtsbeschreibungen von Orten zu sein, von denen sie noch gehört hatten. Zudem konnten sie keinerlei Verbindung zwischen nebeneinanderstehenden Bänden entdecken.
    »Hör dir das an«, sagte Mallory, und hielt sich eine ihrer Entdeckungen unter die Nase, um aus der kleinen Schrift zitieren zu können. »>In den nächsten fünf Jahren wurden sechsundsiebzig Friedensverträge zwischen Olocondria und Sied unterzeichnet. Bis auf den letzten hielt keiner länger als zwei Monate, der kürzeste wurde bereits nach einer Stunde gebrochen. Jedesmal behaupteten beide Seiten, die jeweils andere sei der Aggressor, und verlangten das Recht auf Vergeltung. Als Folge davon wurde der Krieg zu einem wesentlichen Bestandteil der jeweiligen Landeswirtschaft. Als der Frieden schließlich hielt, führte das darauffolgende soziale Chaos dazu, dass beide Staaten eine gewaltige Steigerung von Verbrechen und Gewalt, Selbstmord und epidemischen Krankheiten erlebten.<« Mallory hob den Kopf und sah Gemma an. »Können die tatsächlich so blöd gewesen sein?« fragte sie ungläubig.
    »Das ist noch gar nichts«, erwiderte Gemma. Hör dir das mal an. Sie begann, aus ihrem Buch vorzulesen. »>Durch diesen religiösen Glauben wurde eine Leidenschaft geweckt, in deren Folge unschuldige Menschen der Ketzerei beschuldigt, gefoltert und getötet wurden. Viele von ihnen waren ungebildete Bauern, die nicht einmal in der Lage waren, die angeblich so perversen Machwerke zu lesen. Ironischerweise fand man heraus, dass der glühendste und ruchloseste Verfolger dieser ketzerischen Verbrechen, der den heiligen Eid der Keuschheit abgelegt hatte, einen geheimen Harem von über zwanzig Frauen und Mädchen unterhalten hatte, die er sämtlich abschlachtete, vor seinem Tod durch eine Geschlechtskrankheit.<«
    »Was ist das hier eigentlich?« fragte Mallory. »Eine Bibliothek des menschlichen Wahnsinns?«
    Ein ungeheurer Lichtblitz machte ihren Überlegungen ein Ende. Mallory stieß einen leisen Schrei aus, und die beiden schützten instinktiv ihren Kopf. Das leuchtende Blitzen währte ein paar Augenblicke lang, es folgte jedoch kein Donner. Das einzige Geräusch war der dumpfe Aufprall, als Arden auf dem Holzfußboden landete. Er war in luftiger Höhe überrascht worden. Das Blitzen hörte auf, doch der gesamte Raum war jetzt in ein grellweißes Licht getaucht, dass von den weißen Röhren ausging. Jede einzelne von ihnen strahlte ein gleißendes, gleichmäßiges Licht aus, gegen das die Lichtkugeln matt wirkten.
    Dann wurde die Tür aufgerissen, und die drei »Eindringlinge< starrten die außergewöhnliche Gestalt an, die hereingeschlurft kam.
    Er trug einen formlosen Umhang aus dunkelbraunem Stoff und war gerade mal halb so groß wie Arden. Ein riesiger Lederhut in der gleichen Farbe bedeckte seinen Kopf und hing noch über die Schultern herab. Im Halbdunkel seiner Krempe, oberhalb seiner langen, spitzen Nase, strahlten zwei kleine Augen. Die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte ein zotteliger, schmutzigweißer Bart mit Schnäuzer, der jede Vermutung, es könnte sich um ein Kind handeln, zunichtemachte.
    Der Neuling sah sie alle nacheinander kurz und intensiv an, dann brummte er finster: »Diese verdammten thaumaturgischen Karten sind nie genau. Eigentlich dürfte dieses Gebiet gar nicht bewohnt sein.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ging wieder hinaus. Durch sein plötzliches Verschwinden waren sie wie elektrisiert und handelten sofort.
    »Warte!« schrie Arden, sich aufrappelnd, ihm hinterher.
    »Bitte, gehen Sie nicht!« fügte Mallory hinzu, als sie und Gemma sich ebenfalls erhoben.
    Der winzige Fremdling schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Mit überraschender Behändigkeit verließ er schlurfend die Bibliothek und schloss die Tür hinter sich. Arden sprang unter heftigen Flüchen zur Tür. Er riss am Türgriff und wäre beinahe gestürzt, als die Tür sich mühelos öffnen ließ. Die anderen kamen herbeigeeilt, dann gingen sie hindurch und fanden sich in einem breiten, gefliesten Gang wieder. Sie sahen sich einer großen Anzahl weiterer Türen und einer geschwungenen Treppe gegenüber, die in ein anderes Stockwerk führte.
    Der bärtige Fremde war nirgends zu sehen.

39 . KAPITEL
    »Es

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