Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
beschieden war, trotzdem würden sie nie vergessen, dass sie immer noch ihr kleines Mädchen war.
»Wirst du es nicht vermissen, der Schlüssel zu sein?« fragte Gem, darauf bedacht, ihrer Namensschwester nicht weh zu tun.
»Nein, Schatz«, lautete die freundliche Antwort. »Mein Leben ist im Augenblick so ausgefüllt, wie ich es mir wünsche.«
»Und wann werden die Kreise sich in Bewegung setzen?«
»Wenn du es willst. Du besitzt die Kombination der magischen Kräfte der Kreise und deines Zuhauses«, erklärte Gemma ihr. »Bislang hat das Tal wie ein Schutzschirm funktioniert, aber du kannst die Kreise hineinlassen, wenn du möchtest. Du kannst dir aussuchen, wann immer du sie treffen willst.«
Gem sah sie unverwunden an, ihre braunen Augen erwartungsvoll geöffnet.
Ist die Zeit gekommen? Ist das Warten vorbei?
Ja, erwiderte Gemma und musste lächeln, als sie das Staunen spürte, dass die Kreise durchzog.
Du verlässt uns. Es war keine Frage mehr, sondern eine Feststellung, gefärbt von Traurigkeit, aber auch von Erregung.
Eine neue Ära.
Beide Schlüssel hatten denselben Traum, von ihren getrennten Schlafzimmern zu beiden Seiten des Flusses aus. Gemma hatte die erste zaghafte Berührung gespürt, sowie die Entschlossenheit des Mädchens. Sie gab ihr Unterstützung und beobachtete, wie Gem das Tal bat, ihre Welt den Kreisen zu öffnen.
Sie kamen schnell, und Gemma genoss den Kontakt - wie sie wusste - zum allerletzten Mal. Gesichter aus ihrem alten und neuen Leben, die bekannten und vertrauten. Stimmen aller Tonlagen und Altersstufen, Lieder von der Heimat und dem unendlichen Himmel. Landschaften von einer größeren Vielfalt, als sie je hätte sehen können - Berge, Städte, Ebenen und Ozeane. Das Licht der Sonne auf dem Wasser, das der Sterne auf dem Schnee. Trauer und Freude, Zorn und Liebe. Zeit, die vergeht, über Generationen hinweg. Die Kreise in Bewegung.
Da ist jemand, den ich euch allen vorstellen will.
Gem begrüßte sie schüchtern, zwang sich, über die vertrauten Menschen aus dem Kreis des Tales hinauszublicken.
Sie wurde von einem Lächeln auf tausend verschiedenen Gesichtern begrüßt. Wynut und Shanti, verrückt wie immer, sahen von ihrer neuesten Erfindung auf; Cai, dessen Schwarm schläfrig seinen Kopf umsurrte; Jordan, dessen Schreibfeder über dem Papier zögerte; eine Lampe, die auf seinem Schreibtisch herunterbrannte; ein Mann mit goldenem Haar, der die Hand seiner Frau hielt; ein exzentrischer Eremit, bekleidet mit Fellen und umgeben von den Tieren aus der Bergwelt, wo er zu Hause war; Adria, die in einem Gespräch mit ihren Söhnen innehielt; die Meyrkats, die in ihrem Clan jubelten, und viele, viele mehr.
Gem sah sie alle und wusste, dass sie sie nur um ihre Hilfe zu bitten brauchte.
Das letzte Bild, und das klarste von allen, war das von Arden und Gemma, die sich lächelnd und beschützend gegenseitig in den Armen lagen.
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