Die Tramps von Luna
Geschwindigkeit war deprimierend. Sie würden sich in etwa sechzehn Stunden ihrem Ziel nähern.
Wieder rief sie um Hilfe, dann beschloß sie, alles noch einmal durchzurechnen. Vielleicht hatte sie sich um eine Dezimale getäuscht. Während sie das Fadenkreuz auf City Hall einstellte, erlosch der kleine Punkt mit einem Mal. Ihre Ausdrücke veranlaßten Lowell zu der Frage: »Was ist nun los, Großmutter?«
»Nichts Besonderes. An manchen Tagen sollte man einfach nicht aufstehen. Es lohnt sich nicht.« Das Problem war ganz einfach, aber unlösbar – die drei Ladungen in der Energie-Einheit des Radargerätes waren erschöpft.
»Oma Hazel! Ich will heim.«
»Wir gehen ja heim. Aber es wird eine Weile dauern.«
»Ich will jetzt heim.«
»Tut mir leid, das ist unmöglich.«
»Aber …«
»Sei still, sonst vermöble ich dich, sobald wir aus der Klemme sind. Ich meine es ernst.« Wieder rief sie um Hilfe.
»Spielen wir Schach?« fragte sie anschließend den Kleinen.
»Bekomme ich die weißen Figuren?«
»Meinetwegen. Ich schlage dich auch so.«
Zu ihrer Überraschung gelang es ihr. Es war ein langes Spiel; Lowell hatte wenig Übung ohne Brett, und sie mußte ihm viele Züge doppelt und dreifach erklären. Zwischen den Zügen rief sie um Hilfe. Als das Spiel etwa zur Hälfte fertig war, ging ihr Sauerstoff zu Ende, und sie mußte die Reserveflasche anschließen. Lowells Vorrat war noch nicht zu Ende – er verbrauchte weniger Sauerstoff als sie.
»Noch ein Spiel?« fragte sie schließlich. »Willst du Revanche?«
»Nein. Ich will heim.«
»Ich erzähle dir eine Geschichte.« Der Kleine hörte nicht recht zu, aber er war wenigstens still. Nach einiger Zeit bemerkte Hazel, daß sein Sauerstoffanzeigegerät blinkte.
»Noch eine Geschichte!« quengelte das Kind.
»Nicht jetzt, Lowell.« Sie klemmte ruhig das Kabel ihres Sauerstoffzylinders ab und befestigte es an Lowells Gerät. Einen Moment lang dachte sie daran, eine Querverbindung zu ihrem Anzug zu schaffen, aber dann zuckte sie mit den Schultern und ließ es sein. »Lowell …«
»Ja, Großmutter?«
»Paß gut auf, Liebling. Du hast gehört, wie ich um Hilfe rief. Das mußt du jetzt übernehmen. Alle paar Minuten und immerzu.«
»Warum?«
»Weil Hazel sehr müde ist, Liebling. Hazel muß schlafen. Versprich, daß du es tun wirst!«
»Na schön – meinetwegen.«
Sie versuchte sich ganz still zu halten und so flach wie möglich zu atmen. Es war nicht so schlimm, dachte sie. Sie hätte zwar noch gern die Saturnringe gesehen – aber eigentlich hatte sie sonst nichts ausgelassen.
»Großmutter? Großmutter Hazel!« Sie gab keine Antwort. Er wartete, und dann begann er zu weinen, hemmungslos und ohne Hoffnung.
Dr. Stone traf auf der Moostöter nur ihren Mann. »Wo ist Hazel, Liebling?« fragte sie. »Und Lowell?«
»Was? Sind die nicht mit dir zurückgekommen?«
»Nein.« Sie erklärte, was vorgefallen war. Er sah sie verblüfft an.
»Sie sind zur gleichen Zeit gestartet wie du?«
»Sie hatten es vor. Hazel erklärte, sie wolle in einer dreiviertel Stunde daheim sein.«
»Vielleicht sind sie noch bei den Eakers. Ich werde anrufen.«
Als die Zwillinge heimkamen, fanden sie ihr Schiff und ganz City Hall in Aufruhr. Sie hatten ein paar interessante Stunden beim alten Charlie verbracht.
Ihr Vater wandte sich vom Funkgerät ab. »Wo wart ihr beide?«
»Nur bei Charlie drüben. Was ist los?«
Roger Stone erklärte die Sachlage. Die Zwillinge sahen einander an. »Hazel hat Mutter in unserem Boot geflogen?« fragte Castor bleich.
»Natürlich. Weshalb sollte sie nicht?«
»Weißt du – es war so …«
»Schneller!«
»In einem der Kreisel war ein Lager ausgeleiert«, gestand Pollux elend. »Wir wollten es reparieren.«
»Tatsächlich? In Charlies Laden?«
»Wir gingen hin, um zu sehen, ob er Ersatzteile hatte, und dann hielt er uns auf.«
Ihr Vater sah sie eine Zeitlang ausdruckslos an. Dann sagte er leise: »Ihr habt nicht eingetragen, daß ein Teil des Schiffes fehlerhaft war. Ihr habt auch dem Kapitän nicht Bescheid gesagt.« Er machte eine Pause. »Geht auf euer Zimmer.«
»Aber Paps! Wir wollen helfen.«
»Bleibt in eurem Zimmer. Ihr habt Arrest.«
Die Zwillinge gehorchten. Während sie hilflos abwarteten, wurde ganz Rock City alarmiert. Die Nachricht vom Verschwinden des Bootes verbreitete sich. Die Boote wurden getankt und bereitgehalten.
»Pol, sei nicht so nervös!«
»Ich kann nicht anders.«
»Wir müssen sie finden. Das
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