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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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absolute Stille. »Was?«, fragt ein sichtlich verwirrter Pita.
    »I ha sag, lah ie Spieh begia!«, wiederholt Greg.
    Ein paar Tribute blicken sich fragend um und zucken mit den Achseln. Plötzlich ertönt wieder eine hellere, klarere Stimme aus der Sprechanlage.
    »Hey, super Ansage, Greg. Hier ist wieder Gregs Supervisor. Wenn ich es noch einmal wiederholen darf: ›Lasst die vierundsiebzigsten Hungerspiele beginnen!‹«
    Die Stimme verstummt. Ich muss bis sechzig zählen, ehe ich mich bewegen darf. Ein strikter Ehrenkodex verbietet es uns, unsere Startplätze vorher zu verlassen (und im Fernsehen kommt eine Werbepause). Wenn ich nur einen Fuß von meiner Plattform setzen würde, bestünde die Gefahr, dass ich als echter Spielverderber dastehe.
    Ich nehme das Prollhorn in Augenschein und überlege, was ich mir schnappen soll. Der Blu-Ray-Player rentiert sich nur, wenn ich über die eine oder andere Twilight - DVD stolpern sollte. Zwanzig Meter rechts davon liegen zwei grüne Hulk-Hände aus Plastik. Sie sind wie neu. Nur zehn Meter entfernt erspähe ich einen Topfdeckel. Er funkelt im Sonnenlicht. Im Crack erzählt man sich heute noch davon, wie ein Junge einmal die Hungerspiele einzig und allein mit einem Topfdeckel gewann. Aber diese Spiele fanden in Japan statt, und man nannte sie Battle Royale .
    Auf der anderen Seite des Prollhorns wartet eine hässliche Tributeuse aus dem Distrikt 5. Sie ähnelt einem Hund. Mit messerscharfem Witz entscheide ich mich für den Spitznamen Mopsgesicht. Sie starrt geistesabwesend in die Luft und bohrt in der Nase.
    Am besten schnappe ich mir das Ouija-Brett, das aus dem Prollhorn herausragt. Die Geister der Verstorbenen sind mächtige Verbündete. Ich konzentriere mich auf die bevorstehende Aufgabe, als ich sehe, wie Pita mir zuwinkt. »Kantkiss«, ruft er. »Du darfst nicht zum Prollhorn, sondern musst dich gleich in den Wald aufmachen. Um Himmels willen, bitte gehe sofort in den Wald. Nur Idioten rennen gleich zum Prollhorn!« Was will er mir damit sagen? Soll ich jetzt zum Prollhorn oder nicht?
    Ich versuche immer noch, seinen rätselhaften Rat zu deuten, als die Kanone losgeht und mich die anderen Tribute weit hinter sich lassen. Der blöde Pita! Warum hat er mich bloß so schnell durch die Hörverständnis-Station gehetzt?
    Jetzt ist es zu spät. All die guten Sachen aus dem Prollhorn werden mir vor der Nase weggeschnappt. Gatsby hat sich sämtliche Dijonsenf-Vorräte unter den Nagel gerissen, und Mopsgesicht verputzt bereits den Baseball, auf den ich es auch abgesehen hatte. Es sind zwar noch ein Haufen gebratene Truthähne übrig, aber nach den ganzen geschmorten Pfauen, die ich im Kapital verschlungen habe, bin ich noch nicht so weit, mich wieder an Arme-Leute-Essen zu gewöhnen. Vor meinen Augen stecken die anderen Tribute alles aus dem Prollhorn ein, was sie kriegen können. Der Baum, auf dem ich mich verstecken könnte? Haudrauf umarmt ihn. Die Badezimmerwaage, die ich werfen könnte? Ein fetter Tribut wiegt sich gerade darauf. Das Maschinengewehr, mit dem ich schießen könnte? Das mag zwar direkt neben mir liegen, aber ich befürchte, dass ich damit einen zu verzweifelten Eindruck mache.
    Mit leeren Händen will ich mich aber auch nicht davonmachen und schnappe mir den schwarzen Rucksack, der keine zwei Meter vor mir auf dem Boden steht. Ich bin mir bewusst, dass er inmitten eines Kürbisfeldes oder vor einer Verkehrskegelskulptur wie ein bunter Hund auffallen wird und ergattere deshalb noch rasch eine Spraydose mit oranger Farbe. Die richtige Tarnung ist in diesem Fall überlebenswichtig. Ich drehe mich um und will bereits zum Wald rennen, als ich merke, dass jemand an meinem Rucksack zieht. Es ist ein Tribut! Habe ich es doch gewusst! Ich hätte den Rucksack gleich orangefarben ansprühen müssen.
    »Her damit!«, fährt er mich an. Gerade will er mir den Rucksack vom Rücken reißen, als er innehält – wie eine Kuh, wenige Sekunden, bevor man sie schlägt.
    »Was ist los?«, frage ich, aber er steht wie angewurzelt da und greift sich panisch immer wieder an den eigenen Rücken. »Auf einmal ist dir mein Rucksack wohl nicht mehr gut genug!«, höhne ich. Er taumelt zur Seite und spuckt Blut wie ein selbstzufriedener Wichtigtuer. Wahrscheinlich macht er sich über meine Ausrüstung in der für seinen Distrikt typischen Art und Weise lustig und versucht, mich zu verunsichern, damit ich mich ihm unterlegen fühle und den Rucksack freiwillig hergebe. Nach einer

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