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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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der Antwort auf die Frage, was einen Traumjob kennzeichnet, erheblich geholfen.
    Wie ich auf Jordan gekommen bin? Eine glückliche Fügung, würde ich sagen. Ich sah mir 2007 eine Folge der Talkshow Charlie Rose mit einem Interview des Schauspielers und Komikers Steve Martin zu dessen Biografie Born Standing Up an. 15 Sie sprachen über Martins Karriere und wie sie wirklich abgelaufen war. »An sich lese ich gerne Biografien«, sagte Steve Martin. »Doch oft genug komme ich dann an den Punkt, an dem ich mich frage, wie zum Teufel hast du es zum Vorsprechen und dann gleich ins Copa gebracht? Du lässt doch etwas aus …« Martin geht in seinem Buch auf diese Frage ein, zumindest was seine eigene Karriere anbelangt. Und in Martins Ausführungen in der Sendung versteckt sich eine Idee, die mich fast umgeworfen hat, als ich sie zum ersten Mal hörte. In den letzten fünf Minuten des Interviews antwortete Steve Martin auf die Frage, was er aufstrebenden Nachwuchskünstlern raten würde: »Kein Mensch hält sich an meinen Rat, denn das ist nicht das, was die Leute hören wollen. Sie wollen nämlich etwas hören wie ›Wende dich an diesen oder jenen Agenten und sag ihm …‹ oder ›Ein Drehbuch schreibt man so …‹. Ich kann diesen jungen Leuten aber nur raten, so gut zu werden, dass es alle merken.«
    Als Reaktion auf Roses typisches Grunzen – sein Markenzeichen, wenn ihm etwas nicht passt – holte Martin weiter aus: »Nur wenn sich jemand allen Ernstes die Frage stellt ›Wie kann ich wirklich gut werden?‹, sitzt er eines schönen Tages hier bei Ihnen.«
    Mit genau dieser Philosophie fing Steve Martins Karriere an. Er war gerade mal 20, als er beschloss, aus seinem Auftritt als Stand-up-Comedian etwas ganz Besonderes zu machen. »Damals ging es bei der Comedy um nichts anderes als um das Setup, also die ersten paar Sätze und die Pointe … Jeder hatte sein Klischee eines waschechten Comedian im Kopf. Tara und Tusch!«, sagte Steve Martin in der Show. 16 Er dachte aber, da | 49 | müsse es doch mehr geben. Etwa zur selben Zeit, als Steve im Fernsehen dieses Interview gab, beschrieb er auch in einem Artikel seinen beruflichen Werdegang. Darin hieß es sinngemäß übersetzt: »Was, wenn es gar keine Pointe gibt? Was, wenn keinerlei Anzeichen dafür vorhanden sind? Was, wenn ich zwar eine Spannung aufgebaut, sie aber nicht wieder aufgelöst habe? Was, wenn ich schnurstracks zum Höhepunkt des Geschehens marschiert bin und dann einen enttäuschenden Abschluss hingelegt habe?« 17 In einem berühmten Stück sagt Martin seinem Publikum, dass es nun Zeit für seine berühmte Nase-ans-Mikrophon-Übung wäre. Dann beugt er sich nach vorne und legt seine Nase ein paar Sekunden direkt aufs Mikrophon, tritt einen Schritt zurück, verbeugt sich und dankt seinen Zuschauern. »Niemand hat gelacht«, erzählt er weiter. »Die Lacher kamen erst, als das Publikum mitbekam, dass ich schon einen Witz weiter war.«
    Nach eigenen Angaben hat Martin an die zehn Jahre gebraucht, um seinen neuen Auftritt in sich geschlossen zu entwickeln, aber die Mühe hat sich gelohnt, denn er war dann ein Bombenerfolg. Aus seinen Erzählungen geht eindeutig hervor, dass sein Weg zum Ruhm ein sehr langer und steiniger war. »Doch mit der Zeit gewinnt man an Erfahrung und dem nötigen Selbstbewusstsein«, erklärte Martin. »Ich glaube, das Publikum spürt das.«
    So gut werden, dass es alle merken. Diesen faszinierenden Rat wollte ich unbedingt meinen Lesern mitgeben. Im Winter 2008 war ich im letzten Studienjahr. Kurz vorher hatte ich den Blog Study Hacks ins Leben gerufen, in den so manche Idee aus meinen zwei Ratgebern für Studenten eingeflossen war. Nun schrieb ich an einem neuen Blog, inspiriert von Steve Martin. 18 »Keine Frage, seine Aufforderung kann einem Angst einjagen«, zog ich den Schluss, »aber ich finde, sie hat etwas Befreiendes.«
    Ich war geradezu besessen von meiner Strategie, den Ursachen für ein erfülltes Arbeitsleben auf den Grund zu gehen. Tag und Nacht arbeitete ich an meiner Webseite, schrieb um, formulierte neu. Zugleich war das eine absolut frustrierende Erfahrung für | 50 | mich: Ich hatte das Gefühl, wirklich mein Möglichstes zu tun, um die Welt davon zu überzeugen, dass meine Arbeit von Bedeutung sei, aber das schien niemanden zu interessieren. Doch Martins Axiom sorgte dafür, dass ich eine Verschnaufpause einlegen konnte. »Vergiss erst mal die Details«, schien es mir sagen zu wollen. »Konzentriere dich

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