Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
werden Sie schon bald merken, dass sie sich unsicher sind, ob sie tatsächlich damit ihre Brötchen verdienen wollen. Auch Jordan hat sich seine Gedanken darüber gemacht, womit seine Freunde ihren Lebensunterhalt bestreiten und ob er dem Vergleich mit ihnen standhält. Und auch er hat seinen diesbezüglichen Bedenken einen Namen gegeben: »Die graue Wolke externer Ablenkungen.«
Der Kampf gegen diese Wolke wird niemals aufhören. Kaum zu glauben, aber auch ein Star wie Steve Martin war sich während der jahrzehntelangen Phase, in der er seinen Auftritt perfektionierte, so unsicher, dass er mitunter unter heftigen Panikattacken litt. Welche Geisteshaltung hat ein Star wie er? Mit Sicherheit wird er nicht von innerer Leidenschaft angetrieben, sondern von etwas weitaus Pragmatischerem: von etwas, was in der Unterhaltungsbranche funktioniert. Mark Casstevens hat es mit den Worten »Das Band lügt nicht« beschrieben. Ganz gleich, ob nun Gitarrespieler oder Comedian, alles, was zählt, ist die eigene Leistung. Wer sich andauernd fragt, ob er wirklich seinen Traumjob gefunden hat, dem droht der Schock seines Lebens, wenn er seinen Job verliert und auf der Straße sitzt. | 55 |
Zweitens – und damit komme ich zu dem wichtigeren Punkt – ist es mir eigentlich egal, weshalb Spitzenperformer unter den Künstlern leistungsorientiert sind. Wie ich bereits ausgeführt habe, gelten für sie andere Regeln als für die Normalsterblichen, und auch der glückliche Zufall spielt oft eine große Rolle für die Karriere. Weshalb ich Ihnen dann von Jordon Tice erzählt habe? Ich wollte Ihnen zeigen, wie sich eine leistungsorientierte Grundhaltung in der Praxis äußert. Anders ausgedrückt, vergessen Sie, weshalb Jordan so leistungsorientiert ist, sondern achten Sie viel mehr darauf, was er daraus macht. Im nächsten Kapitel werde ich Ihnen aufzeigen, dass der leistungsorientierte Ansatz die Basis für eine traumhafte Karriere ist, ganz gleich, ob Ihnen Ihr derzeitiger Job gefällt oder nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich das Argument von der vorhandenen Leidenschaft ablehne: Weil damit das Pferd von hinten aufgezäumt wird. In der Realität ist es nämlich so, dass der leistungsorientierte Ansatz zwangsläufig dazu führt, dass man mit Leidenschaft bei der Arbeit ist. | 56 |
KAPITEL 5
DIE BEDEUTUNG VON KARRIEREKAPITAL
In diesem Kapitel liefere ich ein weiteres Argument für den leistungsorientierten Ansatz: Traumjobs sind selten gesät und damit sehr kostbar. Es braucht deshalb schon besondere Fähigkeiten – ebenfalls seltene und kostbare –, um sich einen zu ergattern. Ich bezeichne diese Kompetenz als Karrierekapital.
Was sind eigentlich Traumjobs?
Im letzten Kapitel habe ich eine eindeutige Position bezogen: Wenn Sie einen Job wollen, der Ihnen wirklich Spaß macht, oder gar einen Traumjob, müssen Sie sich als Erstes von der leidenschaftsorientierten Einstellung (»Was kann mir die Welt bieten?«) verabschieden und sich die leistungsorientierte (»Was kann ich der Welt bieten?«) zu eigen machen. Unter Regel 1 habe ich Ihnen mehrere Persönlichkeiten vorgestellt, die alle einen Traumjob hatten und die ihre Arbeit liebten (oder es noch tun) – weshalb wir von ihnen lernen sollten. Darunter waren der Apple-Gründer Steve Jobs, der Moderator Ira Glass und der Surfboard-Entwickler Al Merrick. Ich werde mich im Lauf des Buches immer wieder auf dieses Trio beziehen und stelle hiermit die Frage: Was ist so besonderes an deren beruflichen Laufbahnen, | 57 | was macht sie so faszinierend? Mir sind folgende Antworten darauf eingefallen:
Typische Kennzeichen von Traumjobs:
Kreativität: Ira Glass hat die Grenzen des im Rundfunk Machbaren weit verschoben und wurde dafür mit Preisen überhäuft.
Einfluss: Vom Apple II bis zum iPhone, Steve Jobs hat unser Leben im digitalen Zeitalter verändert.
Selbstbestimmung: Niemand sagt Al Merrick, wann er aufstehen muss oder was er anziehen soll. Niemand erwartet von ihm, dass er von neun bis fünf im Büro sitzt. Schließlich befindet sich seine Fabrik nur einen Block vom Santa Barbara Beach entfernt, und Merrick surft regelmäßig auf den von ihm produzierten Surfboards (Jake Burton Carpenter, der Gründer von Burton Snowboards, kann sich noch gut an die Verhandlungen mit Merrick und ihm über eine Fusion erinnern, die stattfanden, während sie beide mit anderen Surfern am Strand auf die perfekten Wellen warteten.)
Gut, diese Liste ist nicht besonders umfangreich, aber es reicht
Weitere Kostenlose Bücher