Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
anschließend nicht mehr an dieser Stelle interessiert, empfahl dem Unternehmen aber, sich mit Mike in Verbindung zu setzen. »In ihren Augen war ich optimal für ein solches Unternehmen geeignet, schließlich hatte ich genug Erfahrung mit meiner eigenen Firma gesammelt.« Mike dagegen war klar, dass es mit seinem technologischen Wissen nicht allzu weit her war. »Ich habe keine Ahnung, wie und wann das nächste Facebook entstehen wird, aber ich kann einschätzen, ob ein Solarunternehmen künftig Geld abwerfen wird oder nicht.« Letztlich entschied sich Mike dafür, sich bei dem Risikokapitalgeber zu bewerben, schon weil er aus dem allerersten Vorstellungsgespräch seines Lebens bestimmt jede Menge lernen konnte.
»Das Gespräch verlief sehr oberflächlich, da bereits nach wenigen Augenblicken für alle Beteiligten feststand, dass ich diesen Job nicht bekommen würde, doch auf der persönlichen Ebene verstanden wir uns sehr gut.« Mitten im Gespräch hatte der Risikokapitalgeber plötzlich eine Idee. »Wissen Sie was? Sie wären genau der Richtige für diesen Cleantech-Fonds, der sich gerade in der Gründungsphase befindet. Am besten, ich stelle Sie gleich | 83 | mal meinem Freund vor, der das Ganze leitet.«
Im Sommer 2009 fing Mike probeweise bei der Westly Group an. Im Oktober wurde ihm ein Vertrag für eine Vollzeitstelle als Analyst angeboten, und schon kurze Zeit später wurde er Partner. Zwei weitere Jahre danach war er bereits einer der Geschäftsführer. »Immer wenn die Leute von mir wissen wollen, wie auch sie sich einen solchen Traumjob wie den meinen an Land ziehen können, rate ich ihnen, sich mit einem Comedian anzufreunden.«
Mikes Karrierekapital
Mike Jackson wusste den leistungsorientierten Ansatz für sich zu nutzen und gab bei jeder Aufgabe grundsätzlich sein Bestes. Auf diese Weise stellte er sicher, dass er im Anschluss daran so viel Karrierekapital wie nur irgend möglich erwirtschaftet hatte. Ansonsten hatte er seine Karriere keineswegs minutiös geplant. Doch nach jedem Abschluss eines Projekts musste er herausfinden, wer an seinen neu erworbenen Fähigkeiten interessiert sein könnte, und dann packte er die vielversprechendste Möglichkeit beim Schopf.
Man könnte jetzt aber auch einwenden, dass das Glück Mike bei seiner Zukunftsplanung hold war. Schließlich war es reines Glück, dass ihm der Kontakt zu seinem späteren Arbeitgeber, dem Risikokapitalgeber, vermittelt wurde und auch, dass die Chemie zwischen ihm und seinem späteren Chef stimmte. Das Beeindruckendste an Mikes Geschichte ist jedoch, dass sein Karrierekapital optimal für ihn arbeitete und ihm einen tollen Job sicherte, sobald er seine Nase durch die Tür gesteckt hatte.
Wer etwas Zeit mit Mike verbringt, bemerkt schon bald, wie ernst er seinen Job nimmt und wie wichtig es ihm ist, gut darin zu sein. Keine Frage, ihm macht sein Beruf jede Menge Spaß, aber er kommt immer wieder darauf zu sprechen, wie er zu seiner jetzigen Position kam. Wie Sie im nächsten Kapitel erfahren | 84 | werden, plant Mike jede Stunde seines Arbeitstages, besser gesagt jede Viertelstunde, und trägt die jeweilige Aufgabe in eine Tabelle ein. Auf diese Weise stellt er sicher, dass er sich auf die jeweils wichtigen Aufgaben konzentriert. »Keine Frage, fast jeder könnte sich den ganzen Tag mit seinen E-Mails beschäftigen«, sagt er. Doch wie ich seiner Tabelle entnehmen kann, nimmt er selbst sich dafür täglich nicht mehr als 90 Minuten Zeit. Am Tag vor unserem letzten Treffen waren es nur 45 Minuten. Ja, dieser Mann nimmt seinen Job wirklich ernst.
Letzten Endes hat es sich für Mike also ausbezahlt, dass er alles auf die Wissenskarte setzte und Leidenschaft bei seiner Berufswahl keine Rolle spielte. Klar hat er einen Traumjob, aber er hat ihn nur im Tausch gegen eine erkleckliche Summe an Karrierekapital bekommen. | 85 |
KAPITEL 7
KARRIEREKAPITAL ANHÄUFEN
In diesem Kapitel zeige ich auf, wie wichtig eine durchdachte Methode für das Anhäufen von Karrierekapital ist und wie Sie diesen Punkt in Ihren Arbeitsalltag integrieren können.
Weshalb Jordan Tice besser Gitarre spielt als ich
Jordan Tice und ich fingen beide mit zwölf Jahren an, Gitarre zu spielen. Nachdem ich meine erste eigene Gitarre geschenkt bekommen hatte, gründete ich eine Band und gab wenige Monate später mein erstes »Konzert« – eine langsame Interpretation von Nirvanas »All Apologies«, die wir anlässlich eines Talentwettbewerbs für die Sechstklässler an
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