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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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feststellen, dass sich an seiner Vorgehensweise – Überschreiten der persönlichen Grenze und unmittelbares Feedback – nicht viel geändert hat. Immer wenn er ein Stück einübt, bei dem Griffe | 88 | sehr schnell aufeinanderfolgen, steigert er seine Geschwindigkeit so lange, bis er ein kleines bisschen überfordert ist, und übt es dann so lange, bis er es draufhat. Immer wenn er eine falsche Note anschlägt, unterbricht er sein Spiel und fängt von vorne wieder an. Das heißt, er ist selbst sein größter Kritiker. Allein sein Gesichtsausdruck und hektisches Atmen machen mir deutlich, wie anstrengend das für ihn sein muss. Ich mag mir gar nicht vorstellen, selbst so zu spielen. Doch Jordan macht es trotzdem Spaß, stundenlang zu üben.
    Und genau das ist der Grund, weshalb er mir mehr als eine Nasenlänge voraus war. Ich spielte Gitarre, ja. Aber er hat geübt . Der Studiomusiker Mark Casstevens aus Nashville ging ganz genauso vor. Als ich mich mit ihm traf, übte er gerade ein »kompliziertes neues Stück in B-Moll mit jeder Menge Akkorde und hakeliger Kontrapunkte«. Selbst einem mit Preisen überhäuften Musikgenie wie Casstevens, der erst neulich von der Academy of Country Music zum besten Instrumentalisten des Jahres gewählt wurde, bleibt nichts anders übrig, als sich »hin und wieder mal zu verdrücken, um ungestört und in aller Ruhe üben zu können«.
    »Ich trainiere meine Fingerfertigkeit durch ständige Wiederholung«, sagte er. Im Grunde verhielt er sich nicht anders als Jordan. »Je härter ich arbeite, umso entspannter kann ich letztendlich spielen, und umso besser hört es sich an.«
    Bei diesen Geschichten geht es natürlich um weitaus mehr als um das Gitarrespiel. Ich lernte daraus: Die einzigartige Strategie, die den Unterschied macht zwischen einem durchschnittlichen Gitarrespieler wie mir und Stars wie Tice und Casstevens, beschränkt sich nicht auf die Welt der Musik.
    Wer permanent seine Grenzen ein Stückchen verschiebt und auf unmittelbares Feedback achtet, folgt einem allgemeingültigen Prinzip, das der Schlüssel für die Anhäufung von Karrierekapital in jedem beliebigen Fachgebiet ist. | 89 |
Wie werde ich zum Meister meines Fachs?
    Sie möchten gerne wissen, wie man gut auf einem bestimmten Gebiet wird? Dann kann ich Ihnen nur raten, es erst einmal mit dem Schachspielen zu versuchen. Die Vorteile dieses strategischen Spiels liegen klar auf der Hand: Wie gut Sie darin sind, lässt sich anhand von Ranglisten auf Basis der sogenannten Elo-Zahl ganz einfach und zweifelsfrei feststellen. Zwar gibt es im Schach noch andere Bewertungssysteme, die sich unterschiedlicher Beliebtheit erfreuen, aber der Weltschachbund arbeitet mit der Elo-Zahl. Bei diesem System beginnt jeder Spieler mit null Punkten, doch der Punktestand erhöht sich, je besser er wird. Die Berechnung der Punktezahl ist ziemlich schwierig, doch auch bei offiziellen Turnieren werden die Spielerleistungen auf Grundlage der mathematischen Wahrscheinlichkeit eingeschätzt. Spielt jemand besser, als geschätzt wurde, dann erhöht sich dessen Elo-Zahl, spielt er schlechter, sinkt seine Elo-Zahl. Bei einem guten Anfänger bewegt sich die Elo-Zahl im dreistelligen Bereich. Bobby Fischer erzielte den Spitzenwert von 2 785. Garry Kasparow war der erste Spieler, der 1990 eine Elo-Zahl von 2 800 erreichte. Die höchste Elo-Zahl aller Zeiten war 2 851, ebenfalls von Kasparow.
    Doch es spricht noch etwas für Schach: Es ist ein ziemlich schwieriges Spiel. Damit der IBM-Computer Deep Blue Garry Kasparow 1997 schlagen konnte, musste er 200 Millionen mögliche Schachzüge pro Minute analysieren. Der Eröffnungszug des Computers stammt aus einer Datenbank mit mehr als 700 000 gespeicherten Spielen internationaler Großmeister. Da Schach anerkanntermaßen ein schwieriges Spiel ist, wundert es nicht weiter, dass es kein Problem ist, das Spiel und die erforderlichen Strategien, die einen guten Spieler ausmachen, in unzähligen Büchern oder auf DVDs erklärt zu bekommen.
    Das mag auch der Grund dafür sein, dass sich Wissenschaftler schon in den 1920er Jahren mit der Erforschung des Schachspiels befassten. Drei deutsche Psychologen wollten damals herausfinden, ob die Gedächtnisleistung von Großmeistern außergewöhnlich gut ist. 28 Das interessante Ergebnis ihrer Forschung | 90 | lautet, dass sich Schachmeister zwar die Positionen der Schachfiguren perfekt einprägen können, ihre allgemeine Gedächtnisleistung jedoch lediglich

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