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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Ihnen herbeigesehntes Element eines Traumjobs. Anders ausgedrückt, eine Mission ist im Grunde nichts anderes als die Theorie vom Karrierekapital in Aktion. Sie wollen eine Aktion erleben? Gut, aber dann brauchen Sie als Erstes Karrierekapital. Wenn Sie diesen Schritt auslassen, wird es Ihnen nicht anders ergehen als Sarah und Jane: Außer heißer Luft und jeder Menge Begeisterung ist da nichts.
    Es dürfte nicht weiter verwundern, dass wir, wenn wir uns jetzt noch einmal die Geschichte von Pardis Sabeti ansehen, feststellen, dass ihr Weg zu einer Mission ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie sich Karrierekapital in der Praxis nutzen lässt. | 159 |
Wie sich Pardis in Geduld übte
    »Ich bin davon überzeugt, dass Glück ohne Leidenschaft nicht möglich ist«, meinte Pardis Sabeti zu mir. Auf den ersten Blick klingt das fast wie die leidenschaftsorientierte Theorie, die ich unter Regel 1 entmystifiziert habe. Doch dann fuhr sie fort: »Ich glaube, wir wissen doch gar nicht, was Leidenschaft ist. Wenn Sie jemanden danach fragen, wird er Ihnen schon erzählen, welches Hobby er mit Leidenschaft ausübt oder wofür er sich beruflich interessiert, aber ich glaube, das hat nichts mit Leidenschaft zu tun.« Anders ausgedrückt, ist sie davon überzeugt, dass Leidenschaft für die Arbeit essentiell ist, es aber ausgemachter Blödsinn ist, im Vorhinein festzulegen, für welche Arbeit man Leidenschaft entwickeln wird.
    Wer Pardis’ Lebensgeschichte kennt, weiß, woher diese Überzeugung rührt. »In der Highschool war Mathe mein Lieblingsfach«, erzählte sie mir. Doch dann verknallte sie sich in ihren Biologielehrer, weshalb nun Biologie das Fach ihrer Wahl war. Als sie ans MIT ging, musste sie sich zwischen Biologie und Mathematik entscheiden. »Ich fand heraus, dass der Fachbereich Biologie am MIT den Schwerpunkt auf das Vermitteln von Lernstoff legt», erklärte sie mir. »Aus diesem Grund habe ich mich dann für Biologie entschieden.« Nach Abschluss ihres Studiums wollte sie dann ihren Doktor machen. »Ich halte mich für jemanden, dem das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen liegt. Deshalb wollte ich nun Medizin studieren.«
    Pardis war eine Musterstudentin am MIT, erhielt ein Rhodes-Stipendium, mit dessen Hilfe sie ihren Doktor in Oxford machte. Der Schwerpunkt ihres Studiums war biologische Anthropologie, ein für Oxford typischer archaischer Name für Genetik.
    In Oxford gelangte Pardis zu der Überzeugung, dass Afrika und die vor allem dort auftretenden Infektionskrankheiten ein interessantes Studienfach wären. Da Sie bestimmt mitgezählt haben, wissen Sie, dass das nun der dritte Fachbereich war, für den sie sich während ihres Studiums zu interessieren begann. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ihre Interessenschwerpunkte nun | 160 | Mathematik, Medizin und Infektionskrankheiten waren. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass einen die unterschiedlichsten Dinge zu unterschiedlichen Phasen des Lebens fesseln können.
    Da ihr Interesse für Afrika weiterhin sehr groß war, schloss sie sich einer Forschergruppe an, die mithilfe der Analyse von Erbgut Afroamerikanern dabei helfen wollte, Ahnenforschung zu betreiben. Nach etwa einem Jahr beschloss Pardis, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, und fing auf den Rat eines Freundes hin in einem Labor an, das die Genetik von Malaria erforschte.
    Die nächste Station nach Oxford war für Pardis die Harvard Medical School, wo sie promovierte. Erstaunlicherweise hatte sie ihre frühere Überzeugung, sie müsse unbedingt Ärztin werden, noch nicht aufgegeben, obwohl sie bereits kurz davor stand, ihren Doktortitel verliehen zu bekommen. Deshalb schrieb sie sich für Medizin ein und vollendete in ihrer Freizeit ihre Doktorarbeit in Genetik. »Wenn es Ihnen in Ihrem Buch darum geht, wie man ein angenehmes Leben führt, dürfen Sie mich nicht nach Harvard fragen«, sagte sie. »Harvard war eine stressige, harte Zeit in meinem Leben.«
    Pardis schrieb ihre Dissertation fertig und trat eine Postdoktorandenstelle an, obwohl sie noch Medizin studierte. Sie pendelte jeden Tag zwischen Harvard und dem MIT hin und her, da sie nun am MIT-eigenen Broad Institute mit dem bekannten Genetiker Eric Lander arbeitete. In dieser Zeit erzielte sie erste Erfolge mit ihrer Überlegung, mithilfe von statistischen Analysen einen Nachweis dafür zu finden, dass die menschliche Evolution noch im Gange war. Die Krönung dieser für sie durchweg positiven Entwicklung war die Veröffentlichung eines

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