Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
und Jane anders gemacht hat.
    Große Ideen werden fast immer in der »Menge der möglichen neuen Nachbarn« entdeckt, wobei dieser Begriff auf den Biologen Stuart Kauffman zurückgeht, der sich mit der Komplexität von Systemen befasste und damit die spontane Bildung komplexer chemischer Strukturen auf der Basis von einfachen chemischen Strukturen beschrieb. Einfach ausgedrückt: In einem Gefäß mit Chemikalien, das gerüttelt und geschüttelt wird, entstehen lauter neue chemische Komponenten. Doch nicht jede dieser chemischen Verbindungen ist gleich wahrscheinlich. Die neuen Verbindungen basieren auf bereits in diesem Gefäß vorhandenen Strukturen. Kauffman spricht davon, dass die neuen Chemikalien in der »Menge der möglichen neuen Nachbarn«, die durch die vorhandenen Strukturen definiert wird, enthalten sind.
    Die Bedeutung dieses Begriffs in der Chemie lässt sich auf wissenschaftliche und innerbetriebliche Innovationen übertragen. So können Ideen von Vorgängern übernommen und in eine neue Form gegossen werden. Neue große Ideen eines bestimmten Fachgebiets sind ganz in der Nähe aktueller zu suchen, da es oftmals nur neue Kombinationen sind, die aus etwas bereits Bekanntem etwas Neues machen. Der Grund, weshalb bahnbrechende Entdeckungen häufig mehrfach von unterschiedlichen Leuten gemacht werden, ist, dass sie nur in der Menge der möglichen neuen Nachbarn erfolgen können. Das heißt, jeder, der sich diese Menge einmal näher ansieht, weil er auf diesem Gebiet | 155 | forscht, wird auf die gleichen Innovationen stoßen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
    Die Isolation von Sauerstoff aus der Luft, um nur auf eine der erwähnten multiplen Entdeckungen einzugehen, war nur aus zweierlei Gründen möglich. Erstens: Die Wissenschaftler begannen Luft nicht mehr als Nichts, sondern als Substanz zu sehen, die mehrere Elemente enthielt. Zweitens: Es gab inzwischen empfindsame Messinstrumente, wie sie zum Nachweis dieser Elemente erforderlich waren. Mit Eintritt dieser beiden Neuerungen wurde die Isolierung von Sauerstoff zum erklärten Ziel in der soeben erst definierten »Menge der möglichen neuen Nachbarn« – gut sichtbar für jedermann, der in diese Richtung blickte. Zwei Wissenschaftler – Carl Wilhelm Scheele und Joseph Priestley – sahen in genau diese Richtung und führten deshalb unabhängig voneinander, aber fast gleichzeitig die notwendigen Experimente durch.
    Die »Menge der möglichen neuen Nachbarn« erklärt auch das von mir geschilderte Beispiel von den vier Forschern, die zu der Konferenz alle unabhängig voneinander ihren identischen Lösungsansatz für ein bestimmtes Problem mitbrachten. Die dafür angewandte Technik – die sogenannte Mustererkennung in der linearen Netzwerkcodierung – erregte die Aufmerksamkeit der Computerwissenschaftler, mit denen ich seit zwei Jahren zusammenarbeitete, da Forscher, die auf einem verwandten Gebiet tätig waren, mit dieser Methode bereits Erfolge erzielt hatten. Die Wissenschaftler, die ihre Präsentation auf besagter Konferenz abhielten, hatten alle etwa zur selben Zeit das Potenzial dieser Technik erkannt. Diese Methode definierte also den neuesten Stand der Wissenschaft auf diesem Teilgebiet neu, und in diesem neuen Kontext erschien das Problem mit der Datenverbreitung in Netzwerken als großes Ziel, das so schnell wie möglich angegangen werden musste.
    Für uns sind Innovationen in der Regel Eingebungen oder ein Aha-Erlebnis, das mit einem Mal die Sicht auf die Dinge verändert, da es sich um etwas so Bahnbrechendes handelt, dass nahezu alles andere seine Gültigkeit verliert. Doch das stimmt so | 156 | nicht, bei Innovationen steckt fast immer ein System dahinter. Wissenschaftler und Forscher versuchen in meinen Augen, den neuesten Stand ihres Gebiets hinter sich zu lassen, stoßen in der Menge der möglichen neuen Nachbarn auf neue Probleme, erweitern damit wiederum den neuesten Stand, stoßen erneut auf Schwierigkeiten und so weiter.
    Wie ich bereits erwähnte, ist das Wissen um die Menge der möglichen neuen Nachbarn und darüber, welche Rolle sie bei Innovationen spielt, das erste Glied einer Argumentationskette, die erklärt, wie eine gute Mission für die Karriereplanung festgelegt wird. Im nächsten Abschnitt erkläre ich Ihnen das zweite Glied dieser Kette, das eine Verbindung zwischen der Welt der Wissenschaft und der Arbeitswelt darstellt.
Karrierekapital als Basis für Missionen
    Wissenschaftliche Durchbrüche erfordern, wie

Weitere Kostenlose Bücher