Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Artikels in der Fachzeitschrift Nature mit dem Titel: Detecting recent positive selection in the human genome from haplotype structure. (Auf Deutsch: Die Entdeckung jüngster Positivselektionen im humanen Genom anhand der Bestimmung von Haplotypen .) 41
»Nach der Veröffentlichung dieses Artikels hat sich einiges geändert«, erzählte Pardis. »Ich erhielt einige Jobangebote von anderen Fakultäten.« Irgendwann in dieser Phase ihres Lebens schloss sie ihre Doktorarbeit in Medizin ab, und erst dann wurde | 161 | ihr ihre Mission klar: Sie wollte nicht als Ärztin in einem Krankenhaus arbeiten, sondern in der Forschung Karriere machen, natürlich mit dem Schwerpunkt, uralte Infektionskrankheiten mithilfe von computergestützter Genetik auszumerzen. Pardis nahm eine Professorenstelle in Harvard an, da sie nun nach langem Hin und Her endlich bereit war, sich nurmehr auf ein einziges Forschungsgebiet zu konzentrieren.
Pardis gelangte sehr spät in ihrer Ausbildung zu der Mission, die mittlerweile Dreh- und Angelpunkt ihrer Karriere ist. Diese späte Einsicht spiegelt sich in ihrer Entscheidung wider, doch noch ein Medizinstudium zu beginnen – und zu beenden ! –, obwohl sie noch mit Recherchen zu ihrer Doktorarbeit beschäftigt war. Ihr Lebenslauf zeigt eindeutig, dass ihr ihr beruflicher Werdegang nicht von Stunde null an klar war. Diese Entscheidung fiel erst viel später, etwa zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Artikels in Nature , als Pardis’ Überlegungen, wie sich modernste Computertechnik einsetzen lässt, erste Früchte trugen.
Ihre lange Ausbildung, angefangen mit dem Grundstudium in Biologie, das sie mit einem Doktortitel abschloss, dann die Stelle im Broad Institute, nicht zu vergessen ihr Medizinstudium, war nichts anderes als das Anhäufen von Karrierekapital. Als sie die Professorenstelle in Harvard annahm, war sie bereit, dieses Kapital gegen die von einer beeindruckenden Mission geprägte Karriere einzutauschen.
Regel 4 trägt die Überschrift »In kleinem Maßstab denken, aber Großes bewirken«. Was ich mir dabei gedacht habe? An Karrierekapital und wie wir mit seiner Hilfe eine zweckgerichtete Karriere einschlagen können – anders ausgedrückt, eine Mission finden können. Zu den Besten seines Fachs zählen zu wollen ist »in kleinem Maßstab« gedacht, wobei ich damit meine, sich für einen langen Zeitraum auf wenige, aber klar umrissene Dinge zu konzentrieren. Sobald Sie es aber geschafft haben und an der Spitze angelangt sind, brauchen Sie sich nur in der Menge der möglichen neuen Nachbarn nach einer Mission umzusehen, um sich dann mit Eifer an die Umsetzung zu machen und Großes zu bewirken!
| 162 | Pardis Sabeti hat in einem kleinen Maßstab gedacht, als sie sich über Jahre auf eine kleine Nische innerhalb ihres Fachgebiets konzentrierte (die Genetik von Infektionskrankheiten in Afrika), doch sie konnte Großes bewirken, sobald sie über genug Karrierekapital verfügte, um eine Mission für sich zu entdecken (mit modernster Computertechnik uralte Geißeln der Menschheit verstehen und bekämpfen). Sarah und Jane dagegen haben sich nicht an diese Reihenfolge gehalten. Sie haben als Erstes an eine große Mission gedacht und wollten die Welt verbessern, doch aufgrund mangelnden Karrierekapitals blieben selbst winzige Schritte in diese Richtung ein fruchtloses Unterfangen. Unsere Schlussfolgerung lautet also: Die Kunst, eine Mission für sich und seinen beruflichen Weg zu finden, bedeutet, sich zunächst zurückzunehmen und nach dem Motto zu handeln »Steter Tropfen höhlt den Stein« und Geduld an den Tag zu legen – wie wir es auch im Fall von Pardis Sabeti gesehen haben. Denn nur, wenn wir uns an die richtige Reihenfolge halten, werden wir unsere Mission auch leben können. | 163 |
KAPITEL 14
MISSIONEN ERFORDERN AUCH KLEINE PROJEKTE
In diesem Kapitel behaupte ich, dass große Missionen große Erfolge nach sich ziehen, wenn anhand von kleinen machbaren Projekten geprüft wird, welche Möglichkeiten der Kontext überhaupt eröffnet.
Den Graben zwischen Theorie und Praxis überwinden
In der Zeit, die ich mit Pardis Sabeti verbrachte, wurde mir klar, dass es ohne Karrierekapital nicht möglich ist, eine gute Mission für sich zu finden. Doch obwohl diese Erkenntnis auf festem Boden steht, nagt doch ein Gedanke an mir: Weshalb dreht sich in meiner eigenen Karriere nicht alles um eine Mission?
Als ich Pardis kennen lernte, hatte ich bereits meinen Doktor in Informatik am MIT
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