Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Dilemma. »Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich mich lieber auf die Theorie oder die Praxis konzentrieren soll, und kann nicht beurteilen, was die bessere Wahl wäre. Schlimmer ist aber, dass ich davon überzeugt bin, dass alle anderen Doktoranden wahre Genies sind … Was würden Sie an meiner Stelle tun?« | 152 |
Sarahs Geschichte erinnerte mich an Jane – Sie haben sie in dem Kapitel über Regel 3 kennen gelernt. Wie Sie sicherlich noch wissen, hat Jane das College abgebrochen, um eine gemeinnützige Firma zu gründen, damit sie ihre Vorstellungen von Gesundheit, menschlichem Potenzial und einem sinnvollen Leben umsetzen konnte. Zu ihrem Unglück prallten diese vage Mission und die knallharte Realität aufeinander, da ihr das nötige Kleingeld fehlte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, geschweige denn eine eigene Firma auf die Beine zu stellen. Als ich sie kennen lernte, wollte sie von mir wissen, wie sie am besten einen ganz normalen Job finden könne – in ihrem Fall ein schwieriges Unterfangen, da sie nicht über eine abgeschlossene Ausbildung verfügte.
Sowohl Sarah als auch Jane wussten, wie wichtig eine Mission für die Karriereplanung ist, taten sich aber schwer damit, sie in ihr Arbeitsleben zu integrieren. Sarah brannte darauf, ihr Leben – im Stil von Pardis Sabeti – der Forschung zu widmen und Leben zu retten, doch da sie unfähig war, den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit festzulegen, stellte sie ihre gesamte Zusatzausbildung infrage. Jane dagegen bastelte sich eine vage Mission zusammen und hoffte dann, die Dinge würden schon irgendwie von alleine ins Laufen kommen. Doch das war nicht der Fall, Jane ging es noch schlechter als Sarah, denn sie war pleite und hatte nicht einmal einen College-Abschluss.
Ich erzähle Ihnen diese Geschichten, weil sie einen Punkt besonders gut illustrieren: Missionen sind eine verzwickte Angelegenheit. Wie Sarah und Jane am eigenen Leib erfahren mussten, | 153 | reicht es nicht aus, sich zu wünschen, dass das eigene Arbeitsleben unter einer bestimmten Mission steht. Nach meinem Abstecher nach Harvard war mir klar, dass ich mich intensiver mit Missionen auseinandersetzen musste, da ich für mich selbst auch eine solche Mission über meine künftige Karriere stellen wollte. Für mich bedeutete das zunächst, herauszufinden, was Pardis anders machte als Sarah und Jane. Lesen Sie nun von meinem Versuch, ein erstaunliches Phänomen zu erklären.
Die unerklärliche Popularität der Muster-erkennung in der linearen Netzwerkcodierung
Ich schrieb dieses Kapitel, während ich an einer Konferenz über Informatik in San José, Kalifornien, teilnahm. Kurz zuvor hatte ich ein interessantes Erlebnis gehabt. Ich besuchte einen Vortrag, bei dem vier Professoren aus vier Universitäten ihre aktuellen Forschungsergebnisse präsentierten: Zu meinem Erstaunen drehten sich alle vier Präsentationen um ein begrenztes Thema – Datenverbreitung in Netzwerken – mithilfe der gleichen eng gefassten Technik – Mustererkennung in der linearen Netzwerkcodierung . Es kam mir so vor, als ob die gesamte Forschergemeinschaft eines Morgens aufgewacht wäre und gemeinsam und spontan beschlossen hätte, sich mit dem gleichen speziellen Problem zu befassen.
Mich überraschte es ziemlich, dass sich die vier Professoren unabhängig voneinander mit der gleichen Problematik befasst hatten. Steven Johnson, den Autor des 2010 in Amerika erschienenen Buches Where Good Ideas Come From , hätte das allerdings nicht weiter verwundert, da er darin schreibt, dass solche »Koinzidenten multipler Forschungsprojekte« in der Geschichte der Wissenschaft immer wieder vorkommen. 40 Nehmen wir als Beispiel die Entdeckung der Sonnenflecken im Jahr 1611. Vier Wissenschaftler aus vier Ländern haben dieses Phänomen im selben Jahr entdeckt. Die erste Batterie? Wurde Mitte des 18. Jahrhunderts zwei Mal unabhängig voneinander erfunden. Sauer | 154 | stoff? Wurde 1772 und 1774 von zwei Chemikern unabhängig voneinander isoliert. So könnte man problemlos noch zahlreiche weitere Beispiele finden.
Für unser Thema – Mission bei der Karriereplanung – scheint dieses Phänomen zeitgleicher Erfindungen und Entdeckungen zwar interessant, aber kaum relevant zu sein. Ich bitte Sie dennoch, nicht einfach weiterzublättern, sondern weiterzulesen, denn die Erklärung dieser Kuriositäten ist das erste Glied einer Argumentationskette, die mir dabei geholfen hat zu entschlüsseln, was Pardis im Vergleich mit Sarah
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