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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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einer überzeugenden Mission ge | 182 | leitetes Projekt in zweierlei Hinsicht bemerkenswert sein muss: Erstens, es muss buchstäblich bemerkenswert sein, soll heißen, es soll die Leute dazu bewegen, es zu bemerken und darüber zu reden. Damit Sie besser verstehen, was ich damit sagen will, möchte ich erst darauf eingehen, was passiert, wenn dem nicht so ist. Vor Archaeopteryx hatte Giles noch an einem anderen Open-Source-Projekt gearbeitet: Er stellte ein Paket mit verbreiteten Kommandozeilen-Programmen für Ruby und der entsprechenden Dokumentation zusammen. Hätten Sie einen Ruby-Programmierer nach seiner Meinung dazu gefragt, hätte er Ihnen wohl bestätigt, dass es sich um eine solide, sinnvolle und gut gemachte Arbeit handelt. Andererseits wäre er wohl weder in Begeisterungsstürme ausgebrochen noch hätte er seinen Freunden mitgeteilt: »Das müsst ihr euch unbedingt ansehen!«
    Um in Seth Godins Terminologie zu bleiben: Das war eben nur eine »braune Kuh«. Keine Frage, dass ein Programm, mit dessen Hilfe ein Computer Musik komponiert, im Vergleich dazu ein bunter Hund – besser, eine Purple Cow – ist, die Aufmerksamkeit erregt und über die geredet wird.
    Das Schöne an dem Bekanntheitsgesetz ist, dass es sich in jedem beliebigen Bereich, in jeder Branche anwenden lässt. Nehmen wir das Beispiel Buchproduktion: Hätte ich ein Buch geschrieben, das sich an frischgebackene Hochschulabsolventen richtet und wertvolle, fundierte Hinweise enthält, wie man am besten den Arbeitsmarkt betritt, lautete Ihr Urteil darüber vermutlich, dass es ein sinnvoller Ratgeber ist. Sie werden aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gleich zum Telefonhörer greifen und sämtlichen Freunden davon erzählen oder eine Lobeshymne darauf twittern. Heißt es in meinem Buch dagegen, »Folge deiner Leidenschaft ist ein schlechter Rat«, dann werden Sie das (hoffentlich) herumposaunen. Was ich damit sagen will: Ich habe dieses Buch von Anfang an in der Hoffnung geschrieben, dass es als »bemerkenswert« empfunden wird.
    Im Fall von Giles spielt noch ein weiterer Aspekt eine Rolle. Giles hat nicht nur ein bemerkenswertes Projekt geschaffen, sondern er hätte auch keinen besseren Ort finden können als die | 183 | Open-Source-Community, um darüber zu reden und es bekannt zu machen. Wie er aus Chad Fowlers Buch wusste, ist innerhalb dieser Community eine gewachsene Infrastruktur vorhanden, über die interessante Projekte kommuniziert werden. Ohne diese Möglichkeit wäre Giles’ Arbeit zwar immer noch eine Purple Cow gewesen, aber trotzdem hätte sie niemand bemerkt. Anders ausgedrückt: Hätte Giles versucht, Archaeopteryx als ganz normale, unfreie kommerzielle Software über eine entsprechend aufgemachte Webseite oder auf Musikmessen zu vertreiben, hätte diese Art von Mundpropaganda niemals stattgefunden und er wäre wohl auf seiner Software sitzen geblieben.
    Und auch hier gilt, dass diese Form von Bekanntheit nicht auf Software beschränkt ist. Ich möchte erneut auf mein Beispiel, das Schreiben von Karriereratgebern, zu sprechen kommen. Mir war von Anfang an bewusst, dass Blogs prima geeignet sind, um meine Ideen bekannt zu machen. Blogs fallen auf, außerdem bietet sich hier die Möglichkeit, Links zu anderen Webseiten zu setzen oder Facebook und Twitter als Marketinginstrument zu nutzen. Als ich mein Manuskript bei mehreren Verlagen einreichte, hatte sich meine Botschaft schon über die angesprochenen Kanäle verbreitet, und ich hatte bereits viele Fans gewonnen, die meine Ansicht über Leidenschaft und Kompetenz teilten. In Zeitungen und auf anderen Webseiten weltweit wurden meine Gedanken zu diesem Thema aufgegriffen, es erschienen entsprechende Artikel online, und auch über Tweeter wurden sie Tausende von Malen verbreitet. Hätte ich mich dagegen entschlossen, nur auf bezahlten Vorträgen darüber zu referieren, wäre meine Mission, die Karriereplanung ganz anders anzugehen als bislang üblich, wohl niemals ins Rollen gekommen. Denn dann hätte ich nicht den richtigen Ort gewählt, um entsprechende Aufmerksamkeit zu erregen. Zum besseren Verständnis habe ich meine Überzeugung in einem Gesetz zusammengefasst:
    Das Bekanntheitsgesetz
    Damit ein Projekt, das auf einer Mission beruht, erfolgreich verläuft, muss es in zweierlei Hinsicht bemerkenswert sein. Zum einen sollten alle | 184 | Leute, die davon erfahren, sofort ihren Freundes- und Bekanntenkreis darüber informieren wollen. Zum anderen muss es am richtigen Ort aus

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