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Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)

Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Monroe
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Reich von Ursa.
    Aber es gab kein Reich von Ursa mehr.
    Was nützte die Bärenjagd, was der Berserkergang, wenn Osborn sein Volk nicht hatte retten können? Wenn er gejagt wurde wie ein Tier, nichts Besseres war als der Söldner eines anderen Mannes?
    Und doch bemerkte er bei seinem Bruder eine gewisse Rastlosigkeit. Eine unerfüllte Sehnsucht. Bernt hatte sich angewöhnt, allein in die Wälder zu gehen,voll düsterer Gedanken und einer Wut, die nichts mit der Raserei der Berserker zu tun hatten.
    Unerfülltes Schicksal.
    Osborn musste etwas tun. Und zwar bald. Die Atmosphäre war angespannt. Zweifel um Zweifel brach über ihn herein. Hatte er Bernt genug über das Speerwerfen beigebracht? Über die Balance im Kampf? Darüber, die Nerven zu behalten?
    Osborn rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. Wahrscheinlich hatte er die gleichen Bedenken und Sorgen wie sein eigener Vater. Gedanken, die sein Vater verborgen haben musste, als er ins Feuer gestarrt hatte, während sein junger Sohn Osborn neben ihm geschlafen hatte.
    Nur dass Osborn nicht Bernts Vater war. Er besaß nicht dessen Weisheit. Was konnte er ihm über Ehre beibringen? Seine eigene hatte er schon vor Jahren verloren.
    Seine Brüder rasten im Wettlauf bis an die Tür an ihm vorbei. Bernt war heute guter Laune. Eine Seltenheit. Stundenlang in der gleißenden Sonne Holz zu hacken hatte ihm geholfen, Aggressionen abzubauen, wenigstens für den Rest des Tages. Die zwei polterten durch die Eingangstür, schlugen sich gegenseitig die Mützen vom Kopf und machten einfach eine Menge Lärm. Aber wann machten sie keinen Lärm? Wenigstens hatte er ihnen eine Kindheit voll unbeschwerter Tage verschafft. Wenigstens das.
    Der Topf voll Haferbrei, den er auf dem Herd gelassen hatte, lag auf dem Küchentisch. Die Kelle lag hingeworfen auf der Anrichte aus vernarbtem Holz. Brei tropfte davon hinab und musste weggewischt werden.
    „Wer war das?“, brüllte Osborn.
    Der Krug mit Limonade war verschmiert. Getrockneter Haferbrei hing am Griff, und es schien, als hätte jemand direkt aus dem Ausgießer getrunken.
    „Daraus will doch jetzt niemand mehr trinken. Wie schwer ist es, einen Becher zu benutzen?“
    Seit wann hörte er sich an wie eine alte Frau?
    „Ich war es nicht“, sagte Torben.
    „Ich auch nicht“, sagte Bernt. Seine Schultern versteiften sich bereits, und seine helle Laune verdüsterte sich.
    „Es ist mir egal, wer es war.“ Wie oft hatte er diesen Satz schon gesagt, seit er die Verantwortung für seine Brüder übernommen hatte? „Ihr könnt beide beim Saubermachen helfen.“ Und den Satz?
    Osborn setzte sich in Bewegung, und das Geräusch von zersplitterndem Holz durchdrang die angespannte Stille. „Seht euch den Stuhl an.“ Er deutete auf die Überreste des Stuhls, den Bernt versuchsweise zusammengezimmert hatte.
    „Schon wieder einer kaputt“, grollte Bernt.
    „Du wirst irgendwann besser im Schreinern.“ Osborn versuchte so überzeugend zu klingen, wie er nur konnte.
    Bernt sah ihn trotzig an. „Ich sollte ein Krieger sein.“
    Das stimmte, und genau da lag das Problem.
    „Und jetzt bist du ein Möchtegernkrieger, der mit Holz arbeitet“, sagte Osborn schlicht, als würde dasalles erklären. Aber wie lange konnten sie diese Maskerade noch aufrechterhalten?
    Torben bückte sich und hob eines der kaputten Stuhlbeine auf. Er warf es von einer Hand in die andere, wie Osborn es früher mit seinem Speer getan hatte. Osborn hatte nicht wahrhaben wollen, dass sein jüngster Bruder ebenfalls alle Anlagen eines Kriegers zeigte.
    „Der Stuhl ist nicht von alleine auseinandergefallen. Er ist zerbrochen worden.“ Torben sah ihm in die Augen. „Jemand ist hier gewesen.“
    „Ich sag doch, ich war es nicht.“ Bernts Tonfall war eine Mischung aus Trotz und Triumph. „Jemand hat unseren Brei gegessen.“
    „Und jemand hat auf unserem Stuhl gesessen“, sagte sein Bruder.
    Aber Osborn hörte ihn kaum. All seine Sinne konzentrierten sich. Schärften sich. Die Kälte kroch ihm in die Glieder, seine Muskeln spannten sich an. Jetzt bemerkte er auch die Spur aus kleinen Grashalmen, die zu ihrer Schlafkammer führte.
    Er griff nach der Klinge in seinem Stiefel. Sein Bruder reichte ihm bereits den Beutel, in dem er seinen Berserker-Pelz aufbewahrte. Einer von ihnen hielt den Beutel immer in Reichweite.
    Lautlos schlich er über den Holzfußboden. Seinen Brüdern zu sagen, sie sollten zurückbleiben, wäre nutzlos. Jemand war in ihr Zuhause eingedrungen. Sie

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