Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
nicht zu leugnen. Warum hätte sie sonst von ihm geträumt? Warum sollte er von ihr träumen, wenn er nicht für sie bestimmt war?
Breena lächelte bezaubernd. Sie würde ihn dazu bringen, ihr zu helfen. Irgendwie. „Natürlich hast du nicht geschrien. Verzeih mir.“ Selbst wenn sie deswegen lügen musste.
Er kniff wieder die Augen zusammen. Sein Blick suchte ihren, offensichtlich wollte er sehen, ob sie ihn täuschte. Breena hielt den Atem an und bemühte sich, keinen Muskel in ihrem Gesicht zu regen. Ich bin vollkommen ehrlich. Seine breiten harten Schultern fingen an, sich zu entspannen.
Entweder war er nicht sehr gut darin, Täuschungen zu entdecken, oder er jagte allen um sich herum so viel Angst ein, dass niemand es je wagte, ihn zu belügen.
Oder vielleicht wusste er auch, dass sie log, und es machte ihm Spaß, sie in dem Glauben zu lassen, dass er ihr jedes Wort abnahm. Sie könnte darüber ewig Vermutungen anstellen; was sie brauchte, waren Taten.
„Ich wollte dich nicht aufregen“, versuchte sie es erneut.
Der Krieger schnaubte herablassend. „Du hast mich nicht aufgeregt.“
Ja, um sich über etwas aufzuregen, musste man es erst einmal wichtig nehmen. Dieser harte Mann vor ihr schien nicht so, als würde er allzu viel wichtig nehmen.
„Verletzt?“, schlug sie vor und hatte Spaß daran, „aufregen“ noch zu übertreffen, obwohl er zweifellos damit rechnete, dass sie ein schwächeres Wort wählen würde.
Er verschränkte die Arme.
„Traurig?“
Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie langsam zu weit ging.
„Wütend?“
„Schon näher dran.“
„Zornig?“
„Noch näher.“
Aber in seinen dunkelbraunen Augen war kein Zorn mehr zu sehen. Seine breiten Schultern spannten sich nicht wieder an, und die Hände ballten sich nicht zuFäusten. Sieh einer an, ihr Krieger hatte Sinn für Humor.
„Ärgerlich?“, fragte sie schließlich.
„Ärgerlich“, bestätigte er mit einem Nicken.
Ja, darauf würde sie wetten. Wenn man ihr je gestattet hätte zu wetten.
„Es tut mir leid, dass ich dich verärgert habe“, sagte sie förmlich.
Er sah sie kurz überrascht an, ehe er seine Miene wieder hinter einer Maske verbarg.
Ihre Mutter hätte an der formvollendeten Entschuldigung nichts auszusetzen gehabt. Außer dass sie nackt dabei war. Nass. Und dass sie vor einem ebenfalls nackten Mann stand und nur ihr Haar sie vor seinen Blicken schützte.
Eine Prinzessin am Hof von Elden verhielt sich so nicht.
„Deine Macht erhältst du durch deine Heirat“, hatte ihre Mutter ihr immer wieder eingeschärft, „und die besten Ehen sind die, bei denen der Mann nichts von dir weiß. Nichts von dir wissen kann, weil du dein ganzes Leben lang geschwiegen hast. Verhalte dich richtig, und es gibt nichts, wogegen der potenzielle Bräutigam etwas einwenden könnte. Nichts, was seine Vertreter bei der Verhandlung des Ehevertrags gegen dich vorbringen können.“
Selbst im Alter von acht Jahren waren Breena die Unterweisungen ihrer Mutter trostlos und einsam vorgekommen. Breena war damals noch nicht sehr gut darin gewesen, ihre Gefühle zu verbergen. Ihr Mundformte sich bereits zu einem Schmollen, und eine trotzige Erwiderung lag ihr auf den Lippen.
Die Erinnerung ging noch weiter. Königin Alvina drückte sanft ihre Hand. „Sobald du über deinen eigenen Palast regierst, über dein eigenes Königreich, kannst du so sein, wie du wirklich bist. Bis dahin beobachte. Sieh den Dienern zu, den Köchen und den Näherinnen. Hör dir ihre Gespräche an und finde heraus, was sie beschäftigt. Lerne die Gesichter der Jäger und Soldaten zu lesen, schon bevor sie dem König Bericht erstatten. Wissen und Verstand … damit sollst du regieren.“ Ein Mädchen konnte fast unsichtbar werden, wenn es sich in den Schatten aufhielt. Instinktiv merkte Breena, wenn die Worte einer Person nicht zu deren Miene passten, wie es oft bei den Besuchern und Würdenträgern aus fremden Ländern der Fall war, die mit der Königin und dem König in ihren Gemächern sprachen.
Mit der Zeit hatte sie auch gelernt, die Gefühle und Emotionen der Leute aus nur einem Blick oder einem raschen Flüstern zu lesen. Zum Beispiel wenn das Küchenmädchen traurig war oder einer der jungen Jäger verliebt. Ihre Familienmitglieder waren vielleicht Vampire oder konnten mächtige Magie wirken, aber sie konnte aufdecken, was die meisten lieber geheim halten wollten. Zum Beispiel dieser stolze Mann, der vor ihr stand. Breena nahm an, er hatte
Weitere Kostenlose Bücher