Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
benutzen. Nie mehr. Von niemandem.“
„Schön, Osborn. Warum gehst du nicht einfach zurück in deine Hütte und versteckst dich vor dem Rest der Welt? Vergiss, wie man lebt, und stirb allein, weil deine Brüder letzten Endes auch weglaufen werden. Zeig mir einfach den Weg ins Dorf, und ich schaffe den Rest schon allein.“
„Ich bringe dich hin“, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
Sie zog sich die unbequemen Schuhe wieder an. „Dann lass uns keine Zeit mehr verschwenden. Je eherdu mich im Dorf ablieferst, desto eher bist du mich los.“
Breena ging weiter in die Richtung, die sie ursprünglich eingeschlagen hatten, und als Osborns Brüder sie einholten, atmete sie erleichtert auf. Nach ihrer Ansprache vor ihrem großen Bruder wäre es extrem peinlich gewesen, umdrehen zu müssen, weil sie in die falsche Richtung gelaufen war.
Die Sonne stand fast direkt über ihnen, als sie die Spitze eines kleinen Hügels erreichten. Unter ihnen erstreckte sich ein grünes Tal bis an den Horizont, und an den Grund des Tals schmiegte sich ein Dorf. Nachdem sie ihr Leben lang hinter Burgmauern eingesperrt gewesen war, verdrängte die Aussicht, für einige flüchtige Augenblicke neues Gebiet erforschen zu können, sogar den trüben Gedanken, dass Osborn sie bald verlassen würde. Und den Gedanken an das, was ihr zweifellos in den nächsten Tagen bevorstand.
„Gehen wir“, sagte sie und hielt den Jungen ihre Arme hin. Sie hakten sich ein und rannten lachend den Hügel hinab. Osborn folgte ihnen, eine Hand immer an seinem Bündel, den Blick ständig wachsam auf die Umgebung gerichtet.
Das Dorf war bezaubernd. Die Häuser waren ähnlich gebaut wie Osborns Hütte, aber abgeschliffen und in leuchtenden Farben gestrichen. Eine Hauptstraße verlief mitten durchs Dorf, und Stände und Buden an beiden Seiten luden mit verlockenden Düften und schönen Stoffen. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die ihre Mutter einmal erzählt hatte, von einem Jungen,der aus Holz gemacht war und von allem verlockt wurde, was er im Dorf sah. Was er in der Stadt sah und roch, verzauberte den Jungen, aber er war unvorsichtig und verlor all sein Geld an einen gewitzten Fuchs und eine Katze. Die Moral der Geschichte schien jetzt angebrachter denn je, aber sie empfand auch die Verlockung von all dem, was es zu sehen und zu erkunden gab.
„Was wollt ihr zuerst machen?“, fragte sie.
„Essen“, antworteten beide Jungen gleichzeitig.
Sie lachte, bis Osborns dröhnende Stimme sie unterbrach. „Bernt, Torben, ihr geht vor. Breena bleibt bei mir.“
Torben sah aus, als wollte er seinem älteren Bruder widersprechen, aber die Verlockung, sich umzusehen, war einfach zu groß.
„Wir treffen uns in zwei Stunden.“
Mit einem kurzen Winken ließen die beiden Jungen sie stehen. Wie der Blitz waren die beiden verschwunden, und sie spürte die bedrückende Anwesenheit ihres Bruders an ihrer Seite.
„Ich habe etwas Geld. Es ist nicht viel, aber es dürfte dich davon abhalten, noch jemandem das Frühstück zu stehlen“, sagte er mit fast sanfter Stimme.
Breena lächelte gegen ihren Willen. Warum war er auf einmal so nett? Sie wollte ihn überhaupt nicht mögen. Das würde es so viel einfacher machen, wenn er sie verließ.
„Danke“, murmelte sie gezwungen. Sie sahen sich gerade zum letzten Mal. Danach wollte sie auch niewieder von ihm träumen. Würde es sich einfach nicht gestatten. Sie starrte die Stände an und hoffte, er würde wortlos verschwinden.
„Breena …“, sagte er und verstummte.
Seine Stimme war so rau, so voller Sehnsucht, dass sie nicht anders konnte, als ihn anzusehen.
„Breena, ich …“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Ich auch“, flüsterte sie ihm ins Ohr, ehe sie sich umdrehte und in der Menge verschwand.
Er sah ihr nach. Zwang sich, die Rückseite ihres blonden Schopfes im Blick zu behalten, bis sie zwischen den Bewohnern des Dorfes verschwunden war, die an den verschiedenen Ständen am Rand der staubigen Straße handelten und feilschten.
Auch dann noch stand Osborn da und versuchte, sie in der Menge zu entdecken, aber schließlich kehrte er ihr den Rücken zu. Breena war fort.
Er konnte genauso gut ein wenig Spaß haben, während er hier war. Etwas essen, das weder er noch seine Brüder gekocht hatten. Vielleicht eine Frau finden, die die Erinnerung an Breena aus seinen Gedanken vertrieb.
Die Vorstellung brachte ihn zum Schaudern, und er wusste, dass die Erinnerung
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