Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
Finsterem. Eine Kreatur mit Rasiermessern statt Händen. Ein Ding, eher Skelett als Mann. Sie sackte auf dem Boden zusammen und zog ihre Knie eng an ihre Brust.
„Ja, es war Blutmagie.“
Osborns Atem entwich als tiefes Grollen.
Sie blickte rasch zu ihm auf. Sein Gesicht war so hart, wie es am See gewesen war. „Es tut mir so leid. Ich wollte dich und deine Brüder nie in Gefahr bringen.“
Er schluckte, öffnete und schloss seine Fäuste einige Male und nickte dann. „Das weiß ich. Morgen bringe ich dich ins Dorf. Die Kundschafter werden dir wieder nachkommen. Ich will nicht, dass du sie hierherführst.“
„Du wirst mir wirklich nicht helfen?“, fragte sie mehr für sich selbst, als um die Bestätigung von ihm zu bekommen. Sie musste die Worte aussprechen, damit sie wusste, dass sie wirklich auf sich alleine gestellt war. Damit ihr Herz die Wahrheit akzeptierte und selbst der kleine Hoffnungsschimmer, den sie immer noch hegte, erlosch.
Sein Schweigen war Antwort genug.
„Es tut mir leid, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe. Du bist wohl doch nicht der Mann, mit dem ich meine Träume teilen sollte. Meine Magie hat sich geirrt“, sagte sie mit einem Schulterzucken. „Ich dachte wirklich, du bist der Richtige für mich.“
Osborn stieß sich mit einem festen Ruck von der Feuerstelle ab. Sie war überrascht, dass die Wand der Hütte nicht darunter nachgab. „Ich bringe dir ein Kissen“, sagte er und ging mit steifen Schritten auf die Truhe in der Ecke zu, wo die drei Brüder anscheinend ihre Wintersachen aufbewahrten.
Seine Brüder rückten ihm auf die Pelle, sobald er die Schlafkammer betrat. „Sie sollte hier drinnen schlafen“, sagte Bernt, den Blick auf die Tür gerichtet. „So ist es nicht richtig. Sie ist ein Mädchen. Sie sollte nicht auf dem kalten Boden schlafen.“
Osborn seufzte über die fehlgeleitete Galanterie seiner Brüder. „Ihr habt genug Decken zusammengelegt, dass es bequemer als jede Matratze ist. Sie hat es gemütlich vor dem Feuer. Außerdem, würdet ihr euer Bett aufgeben wollen?“
Bernt drückte seine Schultern durch. „Ja.“
„ Ich nicht.“
„Ich habe doch gerade gesagt, ich schlafe draußen.“
Osborn schüttelte den Kopf. „Und sie hier drinnen mit zwei Männern? Das ist noch schlimmer.“ Er warf sein Hemd ans Fußende seines Bettes und streckte sich demonstrativ auf seiner Matratze aus. „Entweder wir schlafen alle drei draußen, oder wir schlafen gemütlichin unseren eigenen Betten. Und meine Entscheidung steht.“
Bernt schnaufte. Er wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Und es gefiel ihm nicht. Er zog sich langsam das Hemd über den Kopf und schlüpfte dann zwischen die Pelze auf seinem Bett. Osborn blies die Kerze aus, und Dunkelheit hüllte sie ein. Er fühlte die Unruhe seines Bruders. Der Junge würde die ganze Nacht wach liegen.
„Du machst dir Sorgen, weil sie ein Mädchen ist, also überlege dir, wie es ihr dabei gehen würde, alleine in einer Kammer mit uns zu schlafen. Viel schlimmer als auf einem Haufen Decken vor dem warmen Feuer. Je eher sie hier verschwindet, desto besser.“
Bald erfüllte das gleichmäßige Atmen seiner schlafenden Brüder den Raum, aber Osborn konnte seine Muskeln einfach nicht entspannen. Wenn überhaupt, wurde er noch angespannter.
Ich dachte wirklich, du bist der Richtige für mich.
Ihre Worte trafen ihn tief.
Wenn er mit Breena träumte, war er ein anderer. Seit sie zugegeben hatte, dass sie sich in seine Träume eingeschlichen hatte, kämpfte er mit der Versuchung. Er wollte für sie dieser Traummann sein.
Aber in seinen Träumen klebte nie Blut an seinen Händen. Sie hatte diese eine Gefahr mit sich gebracht, aber er selbst brachte viel mehr. Seine Traumfrau gehörte nicht zu ihm. Und doch wünschte Osborn sich zum ersten Mal, er könnte jemandem etwas bedeuten.
Was er seinen Brüdern gesagt hatte, war die Wahrheit. Je eher Breena verschwunden war, desto besser war es. Für sie alle.
Breena wachte vor dem verloschenen Feuer auf. Das Morgengrauen kroch über die Baumwipfel, und sie hörte, wie ein paar Vögel ihr Morgenlied begannen. So normal. So idyllisch.
Sie sah auf ihre Hände hinab. Sie sahen genauso aus wie immer. Dieselben Nägel. Derselbe kleine Leberfleck auf ihrem Handrücken. Ihre kleinen Finger, die sich an der Spitze ein wenig krümmten.
Und doch konnte sie mit diesen Händen mächtige Magie schaffen. Sie deutete in eine Ecke und versuchte es. Nichts passierte. Sie
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