Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
nicht aus den Augen zu verlieren.
Egal.
Ich sah mich um.
»Wo sind die anderen?«
»Welche anderen? Es gibt niemand anderen außer uns beiden, wir sind hier in völlig einsamer Zweisamkeit.«
Das hatte ich nicht erwartet. Waren wir wirklich die einzigen Überlebenden dieser Katastrophe?
»Was heißt das, wir sind alleine. Sind sonst alle tot?«
»Nein, ich sagte wir sind alleine. Es ist keine Menschenseele zu finden, weder eine lebendige noch eine tote. Keine Leichen, kein Gepäck, nichts. Nur dieses leere Wrack dort drüben.«
Sie deutete auf einige herumliegende Flugzeugteile und fuhr mit ihrer Erklärung fort.
»Mein erster Gedanke nach dem Aufprall war: ›Weg vom Flugzeug, es könnte explodieren‹. Ich schleppte dich hierher und wartete einige Zeit, doch nichts geschah, alles blieb ruhig und ich begann, das Flugzeug nach weiteren Überlebenden zu durchsuchen. Allerdings fand ich niemanden, nicht die geringsten Anzeichen, dass noch jemand an Bord dieser Maschine gewesen war. Es scheint so, als ob wir alleine gereist wären.«
»Das gibt’s doch nicht, der Flug war doch ausgebucht.«
»Doch das ist nicht alles, es gibt da etwas noch Seltsameres, du solltest dir mal das Flugzeug ansehen. Im ersten Moment fiel es mir gar nicht auf, ich stand wohl unter Schock, doch nachdem ich mich etwas gefangen hatte, wurde mir klar, dieses Ding musste schon länger dort liegen.«
»Was heißt länger? Wie lange war ich denn ohne Bewusstsein?«
»Das ist ja das Merkwürdige, falls meine Uhr noch funktioniert, sind seit der Bruchlandung nicht mehr als vier Stunden vergangen. Doch schau’ dir das Wrack selbst mal an.«
Ich quälte mich hoch und marschierte zu den Bruchstücken des Flugzeuges.
Jetzt wusste ich, was sie mit »länger« gemeint hatte. Ich konnte mir nicht erklären, was ich dort sah. Der Rumpf oder was noch von ihm existierte, war vom Urwald längst in Besitz genommen worden. Er war von Sträuchern, kleineren Bäumen und Schlingpflanzen überwuchert. Das Metall war an manchen Stellen schon durchgerostet. Diese Flugzeugleiche lag schon länger als vier Stunden hier, viel länger.
Überhaupt war es viel kleiner als ich es in Erinnerung hatte. Ja, tatsächlich, wir waren mit einem Düsenjet geflogen und dieses hier war eindeutig eine kleine zweimotorige Propellermaschine.
»Sieht so aus, als hätte jemand unsere Mühle geklaut und seinen Schrott hier liegen lassen.«
»Habe ich auch schon herausgefunden. Ich dachte, ich bin verrückt geworden und brauchte die Bestätigung, dass du dasselbe siehst wie ich. Jetzt bin ich beruhigt, wie es aussieht, sind wir beide irr.«
»Du bist beruhigt? Schön für dich. Was meine Person betrifft, bereitet mir das ganze doch ein wenig Kopfzerbrechen.«
Ich stieß die Tür zum Cockpit auf und wurde blass. Hinter mir vernahm ich einen unterdrückten Aufschrei. Vor mir lagen zwei Menschen auf dem Boden. Nur nicht so, wie man sie nach einem Absturz, der vor ein paar Stunden geschehen ist, erwarten würde.
Auch in den Pilotensitzen hingen zwei völlig abgenagte Skelette, die schon Anstalten machten, sich in Staub zu verwandeln.
»Das nächste Mal fliegen wir mit einer anderen Airline, diese hier hat für meinen Geschmack einfach zu viel Verspätung«, stellte meine Frau trocken fest.
2
Wir suchten in den Trümmern nach Hinweisen, woher dieses Flugzeug gekommen war und wohin die anderen Passagiere verschwunden waren. Ein Messer, vier zusammengeheftete, verkohlte Notizblätter und eine vergilbte Illustrierte waren das enttäuschende Ergebnis unserer langen Suche.
»Lady Dane und Prinz John ziehen wieder zusammen. Klingt interessant. Jetzt hab’ ich wenigsten ’ne Bettlektüre«, ätzte sie schon wieder gut gelaunt.
»Wir sollten uns nach einem lauschigen Plätzchen für die Nacht umsehen, vielleicht fällt uns ja auch etwas Besseres ein, als Zeitung zu lesen«, gab ich neckisch zurück, »Ich hab` nämlich nicht die leiseste Ahnung, was für Getier uns heute Nacht das Leben schwer machen könnte.«
»Wir haben doch schon ein kuscheliges Plätzchen, du hast wohl unseren Container vergessen. Der ist noch ziemlich gut in Schuss und das einzige Teil von unserer Passagiermaschine, das noch nicht gestohlen wurde. Wir sollten uns eher nach was Essbarem umsehen. Mir knurrt schon der Magen. Der Service hier besticht nicht gerade durch seine Leistungen. Ah ja, hundert Meter in diese Richtung liegt ein Fluss. Vielleicht fängst du ja einen Fisch.«
Sie deutete in eine
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