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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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einer Angelegenheit, die ihn eigentlich ins Zuchthaus hätte bringen müssen.
    »Sie sind zu gütig, daß Sie dieser Sache Erwähnung thun,« sagte Saccard. »Sie können dabei auf Ihr großes Werk hinweisen, ich meine den Crédit Viticole, welcher alle Krisen siegreich überstanden hat.«
    »Ganz richtig,« pflichtete Mareuil bei; »dies wiegt Alles auf.«
    Thatsächlich hatte der Crédit Viticole bedeutende Verlegenheiten zu überwinden gehabt, welche sorgfältig geheim gehalten wurden. Ein Minister, der eine besonders zärtliche Zuneigung für dieses Finanzinstitut hegte, welches die Stadt an der Kehle gefaßt hielt, hatte ein Hausse-Manöver ersonnen, welches Toutin-Larochi vortrefflich auszunützen verstanden. Nichts war ihm schmeichelhafter, als wenn man ihm Komplimente über das Gedeihen des Crédit-Viticole machte; ja er forderte solche mitunter ganz direkt heraus. Er dankte Herrn von Mareuil mit einem Blick und sich zu dem Baron Gouraud wendend, fragte er ihn, wahrend er sich vertraulich auf den Fauteuil desselben stützte:
    »Fühlen Sie sich behaglich? Ist Ihnen nicht zu warm?«
    Der Baron ließ ein leises Grunzen vernehmen.
    »Er verfällt mit jedem Tage mehr,« fügte Herr Tontin-Laroche halblaut hinzu, während er sich wieder zu den übrigen Herren wandte.
    Herr Michelin lächelte und drückte von Zeit zu Zeit sanft die Augen zu, um sein rothes Bändchen zu sehen, während die Herren Mignon und Charrier, die breitspurig, auf ihren großen Füßen standen, sich bedeutend behaglicher zu fühlen schienen, seitdem sie Diamanten trugen. Mitternacht war aber nicht mehr fern, die Gesellschaft begann unruhig zu werden; doch erlaubte sie sich nicht zu murren, nur die Fächer wurden hastiger bewegt und das Geräusch der Unterhaltung nahm zu.
    Endlich kam Herr Hupel de la Noue wieder zum Vorschein. Er hatte eine Schulter durch die enge Oeffnung geschoben, als er Frau von Espanet erblickte, die endlich die Estrade bestieg, wo die für das erste Bild bereits versammelten Damen nur mehr auf sie warteten. Der Präfekt wendete sich zurück, wodurch er den Zuschauern den Rücken zukehrte und man konnte ihn im Gespräch mit der Marquise sehen, die durch die Vorhänge verdeckt wurde. Er dämpfte seine Stimme, während er mit der Hand winkend, sagte:
    »Mein Kompliment, Marquise. Ihr Kostüm ist entzückend.«
    »Ich habe darunter noch ein viel hübscheres!« erwiderte die junge Frau keck und lachte ihm hell ins Gesicht, da er ihr von den Draperien halb verdeckt, zu drollig däuchte.
    Die Kühnheit dieses Scherzes machte den galanten Hupel de la Noue einen Moment sprachlos; doch faßte er sich alsbald und immer größeres Gefallen an der Bemerkung findend, je länger er über dieselbe nachdachte, murmelte er entzückt:
    »Köstlich! Hinreißend!«
    Damit ließ er den Zipfel des Vorhanges fallen und schloß sich der Gruppe ernster Männer an, um sich an seinem Werk zu ergötzen. Er war nicht mehr der trostlose Mann, der nach dem Laubgürtel der Nymphe Echo suchte; er strahlte, pustete und trocknete sich die Stirne. Noch immer waren die weißen Fingerabdrücke auf seinem Rockärmel zu sehen, außerdem war der Daumen seines rechten Handschuhes roth gefärbt; offenbar hatte er diesen Finger in den Schminktopf einer der Damen getaucht. Er lächelte, warf sich in die Brust und flüsterte:
    »Sie ist himmlisch, göttlich, anbetungswürdig!«
    »Wer denn?« fragte Saccard.
    »Die Marquise. Denken Sie nur, soeben sagte sie mir ...«
    Und er wiederholte das Scherzwort, welches allgemein belacht wurde. Die Herren wiederholten es unter einander und selbst der würdige Herr Haffner, der näher getreten war, konnte sich eines beifälligen Lächelns nicht enthalten. Inzwischen begann Jemand auf einem Klavier zu spielen, welches nur wenig Personen gesehen hatten und eine allgemeine Stille trat ein, um dem Walzer zu lauschen. Derselbe hatte endlose, kapriziöse Schnörkel, zwischen welchen sich ein sehr melodischer Satz siegreich geltend machte, der sich in einem Nachtigallentriller verlor, worauf das Thema von tieferen Stimmen fortgeführt ward. Dies hörte sich völlig wollüstig an und die Damen neigten die Köpfe ein wenig vor und lächelten. Dagegen hatten die Töne des Piano der Heiterkeit des Herrn Hupel de la Noue mit einem Male ein Ende gemacht. Er blickte die rothen Sammtvorhänge mit ängstlicher Miene an; offenbar machte er sich Vorwürfe darüber, daß er Frau von Espanet nicht gleich den Anderen ihren Platz angewiesen

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