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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Kirchenschiff vergleichbar war und dessen dünne, eiserne Säulchen kühn in die Höhe strebten, wo sie das mächtige Glasdach stützten, seine üppige Vegetation, seine mächtigen Pflanzenblätter, seine grünen Laubdächer aus.
    In einem die Mitte des Raumes einnehmenden und sich in gleicher Höhe mit dem Boden befindlichen ovalen Bassin war das geheimnißvolle, meergrüne Leben der Wasserpflanzen, die ganze Wasserflora der heißen Länder vereinigt. Seine grünen Helmbüsche emporreckend, umgab der Cyclanthus gleich einem mächtigen Gürtel den Wasserstrahl, der dem verstümmelten Schaft einer cyclopischen Säule glich. An den beiden Enden des Bassins breiteten große Cornelias ihr absonderliches Strauchwerk über das Wasser, ihre trockenen, nackten, an kranke Schlangen gemahnenden Schäfte, deren Wurzelwerk gleich langen Angelschnüren in der Luft hing. Nahe am Rande entfaltete ein Java-Pendanus seine mit weißen Streifen durchzogenen grünlichen Blätter, die schmal waren wie Degenklingen und gezahnt und stachelig gleich einem malayischen Dolche. Und dicht oberhalb der Wasserfläche, in der lauen Temperatur des fortwährend erwärmten Wassers öffneten Nymphäen ihre rosenrothen Sterne, während die Eurnaden ihre runden, gleichsam aussätzigen Blätter herabhängen ließen, die dem Rücken ungeheurer, mit Pusteln bedeckten Kröten gleich auf dem Wasser schwammen.
    Statt des Rasens umgab ein breites Band von Selaginelle das Bassin. Diese Zwergart der Farrenkräuter bildete einen dichten, zartgrünen Moosteppich. Und jenseits der großen Verbindungsallee strebten vier mächtige Gruppen in kräftigem Schwung bis zur Decke empor: die in ihrer Anmuth ein wenig gebeugten Palmen breiteten ihre Fächer aus, entfalteten ihre abgerundeten Wipfel, wobei ihre Blätter herabhingen, gleich erschöpften Rudern, die von ihrer ewigen Reise durch die Lüfte ermüdet waren; das große indische Bambus stieg schlank, hart, kerzengerade in die Höhe, von wo es seine dürren, leichten Blätter herunterhängen ließ; ein Ravenaca, der Baum des Reisenden, breitete seine ungeheuren ofenschirmartigen Blätter aus und in einer Ecke entsendete eine mit Früchten beladene Banane ihre langen horizontalen Blätter nach allen Richtungen, deren jedes so groß war, daß es zwei Liebende sehr leicht verdecken konnte, wenn sie sich eng an einander schmiegten. In den Ecken befanden sich verschiedene Arten abessynischen Euphorbus, der wie stacheliges Wachs aussehend, mißgestaltet, voll Höcker und Beulen ist und einen giftigen Saft absondert. Und unter den Bäumen bedecken die niedrigen Farrenkräuter den Boden; das Adiantum, die Ptériden breiten ihre zarten Spitzen, ihre feinen Blätterfranzen aus. Die etwas höhere Art der Alsophila hatte ihre kleinen sechswinkeligen Zweige mit solcher Regelmäßigkeit übereinander emporgeschichtet, daß sie großen Fayencegefäßen glichen, die bestimmt waren, die Bestandtheile eines Riesendesserts in sich aufzunehmen. Ferner umgab ein Saum von Begonien und Caladien die Baumgruppen : die zerzausten Blätter der ersteren reizend in Grün und Roth gefärbt, während die der Caladien breiten Schmetterlingsflügeln glichen, die mit allerlei Streifen und Schnörkeln bedeckt waren; bizarr geformte Pflanzen, deren Blätterwerk ein absonderliches Leben führt und blasse, kränkelnde Blüthen zeitigt.
    Hinter den Bäumen zog sich eine etwas engere zweite Allee rings um das Treibhaus. Hier blühten auf stufenweise geordneten Ständern, welche zugleich die Verkleidung der Heizröhren bilden, die Maranta mit ihren sich wie Sammt anfühlenden Blättern; die Gloxinia mit violetten, glockenförmigen Blüthendolden; die Dracoena, deren Blätter lackirten Säbelklingen glichen.
    Einen der größten Reize dieses Wintergartens bildeten die sich in den Winkeln vorfindenden, aus grünem Laub gebildeten Schlupfwinkel, die verborgenen Nestern vergleichbar, von einem dichten Vorhang von Lianen und anderen Ranken verdeckt wurden. Kleine dichte Wälder waren hieher versetzt worden; sie bauten hier ihre Mauern von Laubwerk auf, ihr Dickicht von Stengeln und Fäden, die sich an das Gezweige hängen, dann in kühnem Flug in die Höhe emporsteigen, um von der Decke niederzuhangen gleich den Franzen eines reichen Gezeltes. Ein Vanillenstrauch, dessen reife Blüthen einen durchdringenden Duft entsandten, rankte sich an einem moosumgebenen Portikus empor; Kockelskörner bedeckten die kleinen Säulchen mit ihren runden Blättern; die Bauhinia

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